Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Beiträge zur Wiener Diözesangesdiidite BE ILAQE DES WI ENER DIÖZESANBLATTES Nr. 9 (September 1971) 109. Jahrgang Nr. 5 Wien,am 1.September 1971 12.Jahrgang Inhalt: 21. Heilige, Selige und Ehrwürdige aus dem Wiener Bistum (Eine Zusammenstellung). — 22. Prälat Dr. phil. Franz Hlawati. Schulfachmann und erster Provikar des Burgenlandes.— 23. Möns.Dr. Karl Weczerzik, Edler v. Planheim (t 1941). Volksbildner und Schriftsteller (Schluß). — 24. P. Abraham a Sancta Clara und vier „Nationen" bei St. Augustin in Wien.Eine Dokumentation, a) Die Schwäbische Nation. 21. Heilige, Seiige und Ehrwürdige aus dem Wiener Bistum (Eine Zusammenstellung) Dr. Franz Loidl „Unzählbare Auserwählte Gottes haben durch ihren auf der Welt geführten Lebenswandel uns zu dem Weg des Himmels Fußstapffen eingedruckt, gleichsam ein Fingerzeig gegeben, wie und auf was Art und Weise man Gott nachfolgen, mithin der ewigen Glückselig keit theilhafftig werde; ja, damit sich die in Wohllust und Eitelkeit vergeilte Menschen keineswegs wegen des Beyspiels entschuldigen mögen,finden wir in verschie denen Schriften und Büchern, von der höchsten Würde des Kayserthums biß auf den verächtlichsten Bettler und Schalcks-Narren, allerhand Professionen gewisse Heilige, welches uns zur Aufmunterung eines frommen und heiligen Tugend-Wandels dienen möge..."'), heißt's in einem nachgelassenen Werk des berühmten Barockpredigers P. Abraham a Sancta Clara; und weiter nach echt barocker Auffassung: Wie nun jedes Land seinen Patron oder seine Patronin habe, sei es gewiß, „daß die Heilige und Auserwählte im Himmel allen denjenigen von dem höchsten Gott Gnaden aus bringen, welche sie anruffen und dero Vorbitt ver langen, absonderlich aber glauben sie, daß es fast ein Pflicht und Schuldigkeit seye, für ihre Lands-Leut zu bitten..."®) Jede religiöse Gemeinschaft, jede Diözese wird es sich zur Ehre und Gnade anrechnen, auf Persönlich keilen hinweisen zu können, die durch ein heilig mäßiges, ein Bekenner-Leben hervorragten oder gar als heilig oder selig von der Kirche auf den Altar erhoben oder wenigstens als ehrwürdig betitelt wur den. Und sie tut es um so mehr, je größer die Zahl solcher Persönlichkeiten ist. Es ist daher mehr als Traditionspflege und Pietät, das Andenken an solch verehrungswürdige und nachahmungswerte Vorbilder wachzuhalten, und wenn es einer Generation nicht mehr bewußt geblieben ist, es von neuem aufzu frischen; ganz gleich, ob eine solche Gestalt aus der kleineren Gemeinschaft oder der größeren einer Diözese hervorgewachsen ist oder wenigstens in ihr gelebt oder gewirkt hat. Als Beispiel für solche oder ähnliche Darstellun gen sei das Heft von Dr. theol. Franz Baeumker: „Heilige und heiligmäßige Christen aus dem Bereich des Bistums Aachen"(Aachen 1950,47 Seiten, 14 Bilder, broschiert) genannt, für die Wiener Erzdiözese etwa auch das Broschürchen von Dr. theol. Michael Pfliegler: „Die Eigenmessen der Erzdiözese Wien" (Herder Wien 1947, 4. Aufl., 46 Seiten). Theologieprofessor Dr. Karl Hold in St. Pölten behandelte nun in seiner „Austria Sancta" (1913) die Heiligen und Seligen Niederösterreichs seit dem Regie rungsantritt der Habsburger^); Ehrenkanonikus Pfarrer Josef Minichthaler verzeichnete in seinen Katechesen'*), die 1935 als Buch „Heilige in Österreich" erschienen sind, 67 Heilige, Selige und Ehrwürdige; Ehren kanonikus Pfarrer Leopold Engelhart faßte 1936 „Österreichs Heilige" (auch wieder Heilige, Selige und Ehrwürdige, und zwar gar 89 namentlich) in elf Grup pen zusammen"); und Prälat Jakob Fried stellte 1935 in seinem Buch die „Heiligen, Seligen und Ehrwürdigen, „die durch Wien gingen"''), vor. Die nun und die aus der Wiener Erzdiözese seien hier in Erinnerung ge bracht. Den Reigen eröffnet St. Severin'), der auf seinem Weg an der Donau durch das Wiener Diözesangebiet zog, um der geängstigten romanischen Bevölkerung Noricums als Tröster und Helfer und Politiker, nicht als Apostel, da Noricum bereits christianisiert war, beizustehen, bis er 482 starb und bis 488 in österreichi scher Erde ruhte. Als nächster wäre der irische Palästinapilger St. Koloman oder Kolman") zu nennen, der 1012 in Stockerau als Spion ermordet und bald darauf als Märtyrer verehrt wurde. Schon nach kurzer Zeit wurden seine Gebeine nach der Stiftskirche zu Melk überführt. Koloman war in Österreich Landes patron, bis der hl. Leopold III. seine Stelle einnahm und sein Fest (13. Oktober) allmählich zurücktrat. Bei der Erwähnung des ohnehin allgemein bekannten und verehrten hl. Markgrafen Leopold (t 1136 und sein Fest am 15. XL, dann die Translatio am 15. II)") sei nur daran erinnert, daß ihm die Erzdiözese die drei religiöskulturellen Mittelpunkte: Klosterneuburg, Heiligen kreuz und das aufgehobene Kleinmariazell (Mariazell im Wienerwald) verdankt. Die nun folgenden Gestalten stehen im helleren Licht der Geschichte, gehören sie doch — ausgenom men vielleicht die erste und letzte Persönlichkeit — der Neuzeit an. Gewiß fällt aber auf, daß es durchaus An gehörige männlicher Orden sind, und zwar aus dem Franziskaner-, Kapuziner-, Karmeliter-, Jesuiten-, Redemptoristen- und Augustiner Chorherrn-Orden. 33

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