Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Zur HI. Familie in Wien X., Puchsbaumplatz, (unter KR.P. Richard Mrosek) gab das Projekt Dr. Gorbachs „Zu Ehren der Mutter Gottes" in unmittelbarer Nähe, Hauserstraße 8, dm Jahr 1962/63. Nicht alle Plane gelangten zum gewünschten Resul tat: Auf der Simmeringer Alten Heide, war während des letzten Weltkrieges aus einer Schrebergartenhütte eine Flüchtlingskirche improvisiert worden, die auf Anordnung der Gemeinde Wien abgebrochen werden mußte. Doch das kleine Haus,dn dem ein Priester der Gesellschaft von Charles de Foucauld, Pater Kiem bacher, aus Purkersdorf kormnend, damals zelebrierte für die kleine Schar der Gläubigen dieses religiös verwaisten Gebietes, mußte wieder aufgelassen werden. 1965/66 wurde (von der Siedlervorstehimg boykottiert) die neue Baugenehmigung nicht erteilt. Die zuletzt, 1967, errichtete Notkirche „Maria Ver kündigung" in Wien XL, Geiselbergstraße 13, wie ein gangs erwähnt, aus einer primitiven Lagerbaracke der Baufdrma Negrelli entstanden, entspricht wiederum ganz dem Lebensstil seiner selbstlosen ,fröhlichen Armut', die jede persönliche Bequemlichkeit der größeren Ehre Gottes und dem Heil gerade der ver lassensten Seelen gilt. Gegenwärtig liegt ihm das Schicksal der bitterarmen arabischen Christen beson ders am Herzen, deren unvorstellbar große Not er be reits während seines Exils kennengelernt hatte. Seiner großen Berufung bleibt er aber bis zuletzt treu, indem er seine letzten Ersparnisse (S 130.000) noch nicht ver rechnet, zur Gänze für eine neue Möglichkeit eines Notkirchenbaus zur Verfügung stellte. Ein Ankauf aus dem Besitz des „Hauses der Barmherzigkeit", im auf gelassenen Auhoflager, in Weidlingau-Wurzbachtal steht mit dem Pfarramt Mariabrunn in Verhandlung. Der Platz dafür wurde bereits von Dr. Gorbach bezahlt. Immer mehr sakrale Provisorien wurden im Zuge der regen Bautätigkeit der Erzdiözese durch kostspieli gere moderne Steinbauten abgelöst. Doch die Erinne rung an jene so bescheidenen ersten Heimstätten Got tes, deren liturgteche Inneneinrichtung meist in müh seliger Kleinarbeit zusammengetragen oder wie Bro samen vom Tisch der modernisderten, reicher geworde nen Großkirchen gespendet wurde, bleibt wegen ihrer Atmosphäre tiefer Gläubigkeit noch vielen lebendig. Ein einziges Ja auf einen Anruf der Hirtenliebe Christi hat hundertfältig Frucht gebracht. Eine eingehendere Darstellung mit Biographie über den Initiator ist zu erwarten. 20.Möns.Dr.Karl Weczernik, Edler v. Planhelm (t 1941), Volksbildner und Schriftsteller Dr.Franz Loidl Wieder ein korrekter Priester, um die Volks- und Akademikerbildung verdienter Religionsprofessor, echter Altösterreicher und ausgesprochener Antinationalsozialist, der während der Herrschaft des anti klerikalen Nationalsozialismus und des Zweiten Welt krieges starb und daher um einen wohlverdienten, ihn mit Recht würdigenden Nachruf gebracht wurde. Am 16. Februar 1874 zu Budapest im Schöße einer altösterreichisdien Offiziersfamilie geboren, kam der Knabe schon früh durch die Ubersiedlung der Eltern nach Wien, wo er alle Schulen absolvierte, ausgenom men die kurze Unterbrechung durch ein Studium in Graz, und 1893 am Piaristengymnasium mit Aus zeichnung sein Mittelschulstudium abschloß. Der ihm nahestehende Schüler und leider in Ruß land gefallene hoffnungsvolle (Kircben-)Historiker Dr. phil. Hermann Göhler, wußte zu berichten, daß der Vater Weczerziks durdi 38 Jahre in der altösterreichi schen Armee gedient, vier Kriege, darunter die Schlacht bei Königgrätz mitgemacht hatte, so daß er schließlich den Diplomadel erwarb und das Prädikat nach seinem Geburtsort Plan bei Marienbad (CSSR) wählte. Göhler hält es auch für möglich, daß der Sohn schon sehr früh seine Vorliebe für die italienischen Lande ins Herz eingesenkt bekommen habe, da der Vater gern aus der Zeit zu erzählen gewohnt war, da er unter Feld marschall Radetzky wiederholt in der Lombardei (die 1859) und in Venezien (das 1866 verloren ging) gestan den hatte. Nach der Philosophie und Theologie an der kath.- theol. Fakultät in Wien empfing der gewissenhafte und aufgeschlossene Zögling des Alumnats am Stephans platz am 25. Juli 1897 mit 20 Diakonen im Stephansdom die Priesterweihe und wirkte nacheinander als Kooperator in Obersiebenbrunn, Orth a. d. Donau, Mauer bei Wien (1899/1901) und an der Pfarre „Zu den neun Chören der Engel, Am Hof" (Wien I), und waltete hier seit dem Tod des letzton Pfarrers, Ehren kanonikus Josef Kurz (f am 15. Mai 1905), als Admini strator bis zur Auflösung dieser Pfarre und zur Über gabe der Kirche an die Gesellschaft Jesu mit Beginn des Jahres 1908, die daselbst ihre Residenz „St. Stanislaihs" einrichtete. Der Pfarrsprengel wurde der Pfarre St. Peter zugeteilt. 1908 zum Präses des katholischen Gesellenvereins in Paris ernannt, war er nach seiner Rückkehr nach Wien vorübergehend Spitalsseelsorger und Katechet bei den Barmherzigen Schwestern in Gumpendorf (Wien VI), erteilte Religionsunterricht am Mädchengymnasium in Hietzing, und lehrte von 1909 bis zu seiner Versetzung in den dauernden Ruhestand am 1. Juli 1927 als Religionsprofessor am Bundes realgymnasium in Wien III (Hagenmüllergasse). Dar über hinaus stellte er sein Wissen und seine Kräfte als Sekretär und dann als Notar dem f. e. Diözesangericht zur Verfügung und half 1918 bis 1920 als Seelsorger (Provisor an der Kapelle) und Religionslehrer am Blindeninstitut in Wien II (Wittelsbachstraße) aus, nachdem er während des Ersten Weltkrieges in der Invalidenschule des II. Corpskommandos durch seine Lehrtätigkeit seinen patriotisdien Beitrag geleistet hatte. Dies wurde ihm vom Staat mit dem Ehrenzeichen II. Klasse vom Roten Kreuz mit der Kriegsdekoration belohnt; seine kirchliche Obrigkeit ehrte ihn mit dem Titel eines Konsistorialrates und Päpstlichen Geheim kämmerers und 1922 durch das päpstliche Ehrenkreuz „Pro ecclesia et pontifice". War auch Mitglied der „Arcadia" in Rom. (Fortsetzung folgt) Herausgeber, Verleger und Eigentümer: Erzb. Ordinariat, Wien I, Rotenturmstraße 2. — Verantwortlidier Schriftwalter: Univ.-Prof. Dr. Franz Loidl, Wien I Rotenturmstraße 2. — Druck und Versendung: Mechitharisten-Buchdruckerei, Wien VII, Mechitaristengasse 4. riA#.

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