Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

ster Leiter der Flüchtlingsseelsorge und erzbischöf licher Kommissär einer Reihe anderer Werke wirkte Engelhart zur Freude und Genugtuung aller. Er wurde nicht müde, obgleich ihn verschiedene Krankheiten seit Jahren oft sehr quälten, ihn ans Krankenbett fesselten oder ihn in das Spital zwangen. Die Arbeit für das Reich Gottes und das Heil der Seelen, für das Wohl des Volkes und die Förderung wahrer christlicher Kul tur ging ihm über alles. Gott möge es diesem edlen, frommen und ergebenen Priester lohnen, was er durch sein Beispiel und durch sein Wirken Gutes für so viele getan hat!"®') Die Zeit im Buch: „Zu den entscheidenden Menschen in Österreich, die die Aufgabe am Buch und durch das Buch als eine katholische Mission erkannt haben, gehört Kanonikus Leopold Engelhart. Er ist am 4. August nach einem zwei Jahrzehnte langen Leiden im ständigen Bewußt sein der Todesnähe verschieden. Vielleicht war gerade das stets spürbare und dem starken Arbeitsdrang hin derliche Leiden mit Ursache der so ernsten und vor bildlichen Berufsauffassung dieses Priesters. Seine geistige Stärke war es, das genuin Pastorale aufzu spüren und zu verwirklichen. Viele Laien, die unter seiner Führung arbeiteten, verdanken ihm eine be stimmt geformte Konzeption ihres Wirkens in der Kirche, gekennzeichnet durch den strengen und ge wissenhaften Anschluß an die Hierarchie, bestimmt durch eine den Wachstumsgesetzen des Reiches Gottes entsprechende Methode. Auch die Auffassung der Stel lung von Presse und Buch im Ganzen seelsorglicher und missionarischer Bemühung war von der Gesamt haltung her geordnet: klares Urteil über das Wesent liche, sicheres Überschauen der Situation, unbestech licher Blick für den Grad der praktischen Durchführ barkeit, Geduld und Spannkraft in der Ausführung, Begabung im Auffinden neuer Wege. Innerhalb einer reichen Tätigkeit in Zentrale und Pfarre — von 1934 bis 1938 war der Verstorbene Leiter der Katholischen Aktion — finden sich auch ausdrückliche Aufgaben im Buchbereich. 1928 übernahm L. Engelhart die Leitung des katholischen Bibliothek- und Lesevereins, die er bis 1935 beibehielt. Er gründete die Hauptbibliothek für gebildete Stände in Wien I, Bankgasse und baute die Filialen auf. Durch die Zusammenlegung des katholischen Bibliothek- und Lesevereins mit der von Direktor Josef Leb geleiteten Volkslesehalle wurde der österreichische Büchereiverband ins Leben gerufen, den 1935 der Katholische Volksbund (Prälat Jakob Fried) übernommen hat. 1938 — kurz vor seinem Ausscheiden aus der zentralen Tätigkeit — richtete L. Engelhart eine Stelle für Schrifttum ein. Durch sie forderte er eindringlich auf, trotz der scheinbaren Aus sichtslosigkeit Pfarrbüchereien zu errichten und die Mission der religiösen Kleinschrift durchzuführen. Unserer Zeitschrift war Kanonikus Leopold Engelhart ein stets bereiter Besprecher und mehr noch: er begleitete ihr Wachsen immer mit Wohlwollen, Auf munterung und Anregung." Die Redaktion®-) Wesenszüge seiner Persönlichkeit®^): „Er war stets vorausbliclcend und ging mutig neue Wege in allem, wofür er sich verantwortlich fühlte, dadurch war er bahnbrechend auf verschiedensten Ge bieten, siehe Laienapostolat, Seelsorgehelferinnen, Katholische Aktion, Büchereiwesen, Säkularinstitut. Er besaß kluge Vorsicht und demütige Geduld, er er probte, bevor er Neues festlegte. Er war mutig fort schreitend, aber kein Stürmer. Er hatte Fühi-ertalent ohne zu diktieren. Charisma der Vorschau. Große Aufgeschlossenheit für alle praktischen und .sinnvollen „Neuerungen" in Seelsorge, Pfarre usw. Menschliches Verständnis, Pflege des Frohsinns, großes Verständnis und Mitgefühl mit dem Nächsten. Siehe z. B,seine Aufrufe zur Pfarrcaritas: „Weihnachten steht vor der Tür. Wer will mit helfen, un.seren Kranken, den alten Leuten und den armen Kindern eine Freude zu bereiten? — Der Winter rückt heran. Die kalte Jahreszeit bringt Sorge in manche Familie. Es fehlt an Wäsche, warmer Beklei dung und Schuhen. In unserem Sozialbüro liegt schon eine lange Liste von würdigen Bittstellern auf. Die Not ist oft sehr groß, und uns fehlen die Mittel, um helfen zu können. Bitte, gebt was ihr entbehren könnt..."(Pfarrbote 1949, Nr. 11). „Die persönlicli geübte Liebe wärmt die Herzen der Verlassenen. So viele alte Leute warten auf einen Besuch, auf die Anteilnahme der Mitmensdien..." (Ebda 1947, Nr. 11). Nachruf auf Hubert Grey, einem vorbildlichen Ministranten, der im Feld geblieben ist: um ihn trauern nicht nur seine Angehörigen, auch viele in der Pfarrgemeinde, und nicht zuletzt die Seelsorger..." (Ebda 1947, Nr. 6—7). Wertsdiätzung von Kultur, gutem Ton, Umgangs formen. Klugheit besonders in der Gefahr. Als Mann des Gebetes lag ihm auch am Herzen die besondere Ver ehrung der Eucharistie, marianisch, geduldig, selbstlos, vertrauensvoll auf Gottes Führung,leidensstark. Er lebte stets am heutigen Tag, er nützte jede Minute, war ohne Hast, er war gütig und wurde es immer mehr. Er liebte sein Vaterland und setzte sich dafür ein. Er hatte große pastorale Fähigkeit. Gläubig, weitherzig, großzügig, er holte das Beste aus jungen Menschen heraus (Führertalent), Er war ganz Priester und führte andere dazu. Er war opti mistisch, eifrig, lebte ganz in der Gegenwart. Vielseitig. Treu dem Papst und der Kirche. Er forderte viel von sich und den anderen. Er wirkte positiv. Er hatte offene Tür für Ratsuchende. In seinem priesterlichen Wirken zog er vor wichti gen Entscheidungen einen priesterlichen Führer zu Rate".(Dr. Machacek) Weitere Nachrufe und Beurteilungen aus seinem engsten Mitarbeiterkreis folgen noch im erweiterten und ergänzten Sonderdrucic. Engelhart als Schriftsteller: a)selbständige Werke: Neue Wege der Seelsorge im Ringen um die Großstadt. Tyrolia Innsbruck-Wien-München 1927, 127 Seiten, brosch.®^) Führertum, Gedanken an alle, die Fuhrer sind oder die es werden wollen. Mayer & Comp. Wien 1932, 112 Seiten, brosch. Österreichs Heilige, Steyrermühl, Wien 1936, Serie „Bücher der Heimat", Bd. 13, 96 Seiten, brosch. Praktisdie Laienhilfe in der Seelsorge. Auszug aus dem Kurs für Heranbildung eines pfarrlichen Laienapostolates. Als Manuskript gedruckt, Herausgeber GR. Carl Rondonell, Pfarrer in Neusimmering, Wien XI,12 Seiten. b) Artikel: Das katholisdie Biidungswesen. In: Alois Hudal, Der Katholizismus in Österreich, Tyrolia, InnsbruckWien-München 1931, 394—407. Katholisdie Aktion, In: Die erste Wiener Synode am 16. und 17. März 1937. Wien 1937, 206—213. Die Katholische Aktion in der Erzdiözese Wien. I. All gemeine Bestimmungen, II. die KA. in der Pfarre, III. Die Diözesaneinrichtungen der KA. WienAustria (o. J.), 12 Seiten, brosch. Im Jahrbuch der KA.in Osterreich (Seelsorger-Verlag, Wien 1935) „Der Aufbau": Gliederung und Aufbau, 24—29; Berufsstände und Katholische Aktion, 193—195;Die leitende Idee und die wichtigsten Aufgaben, 202— 205; Führerschulung, 206—209. Schule und Katholische Aktion, in: Christlich-päd agogische Blätter, Wien,Jg.60(1937), 251 f. KA und Exerzitien, in: Wiener Kirchenblatt 1929, 34, 5 f. KA.,detto, 1937, 206—213. 28

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