Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

kommen würden. Er konnte nicht vorhersehen, daß dieser Sieg viele Jahre auf sich warten lassen und viele Menschenleben kosten würde. Nodi im Jahre 1799 wurde P. Martin Prior des Klosters Lockenhaus, wo er — noch in seinem Amt — am 30. Juni 1801 starb. Abgesehen von den schon erwähnten Werken über die Geschichte der Augustinerklöster in Österreich und Ungarn, hinterließ er die handschriftliche Lebens geschichte seines Mitbruders P. Johannes Fritsch, der am 2. März 1753 im Ruf der Heiligkeit in Lockenhaus starb. Er veröffentlichte „Die Belagerung der könig lichen Freystadt Günz im Jahre 1532" (J. G. Binz, Wien 1789), aber auch verschiedene andere Werke, die er selbständig verfaßt hatte, und vollendete die Werke seines Mitbruders P. Xystus Schier, soweit sie der Bearbeitung bedurften. Eine Dissertation über die interessante Priester persönlichkeit P. Martin Rosnäks, der in Wien und Graz, aber auch in dem historisch bedeutenden Gebiet des Burgenlandes wirkte, steht noch aus und wäre für. die Forschung von großem Nutzen. Quellen und Literatur: Registrum Priorum Generalium in: Archivium generale, Romae, Via 3. Ufficio 25, Romae 1357 sqq. Acta capitularia et congregationum intermediuram ibidem J. Gavigan, De theologiae professoribus augustinianis univeristatis graecensis in: Augustiana 17 (1967)333—388. Monastici Augustiniani R. P. Fr. Nicolai Crusenii Continuatio atque ad illud additamenta, vol II auctore Thyrso Löpez-Bardon,O.S. A. Vallisoleti 1903. F. Rennhofer, Augustinerklöster in Österreich in: Augustiniana 6(1956)490—536. X. Schier-M. Rosnäk, De monasteriis provinciae Austriae et Hungariae ordinls fr. erem. S. P. Augustini succincta notitia, Viennae 1776. 18. Kanonikus Leopofd Engelhart (1892/1950) (Schluß) Da Engelhart die Sorgen und Arbeiten der Mit brüder als KA.-Leiter kennengelernt,ja selbst erfahren hatte, war er auch seit 1939 der richtige, verständnis volle Dechant. Seine intensiven Bemühungen gingen darauf aus, mit seinen Pfarreien und Kapitularen in jeder möglichen Weise zusammenzuarbeiten, was durch die Veranstaltung der Stationsfeste in der Fastenzeit, durch das gemeinsame Totengedächtnis auf dem Ottakringer Friedhof, durch gemeinsame Andachten, Kleruszusammenkünfte, gegenseitige Aushilfe, durch die Erfassung und Betreuung der Dekanats-Seelsorgshelferinnen und Caritasangestellten erreicht werden sollte und erreicht wurde. Auch über das Dekanat hinaus wurden ihm wieder wie früher Aufgaben gestellt. So brachte ihm der 19. Oktober 1945 die Ernennung zum Mitglied des Kuratoriums der Diözesanschule für Seelsorgshilfe und Caritas®') und der 22. Oktober 1950 zum Erzbischöf lichen Kommissär für die Flüchtlingsseelsorge®^). Hier sei gleich erwähnt, daß die vertriebenen Hedwigs schwestern (Stephansplatz 3, Dompfarre u. Curhaus) Wohnung und Beschäftigung, die aus der CSSR aus gewiesenen deutschen Augustiner-Eremiten bei St. Augustin, Wien I, eine Niederlassung durch Mit hilfe Engelharts erhielten®''), Noch sind aber Leistungen und Verdienste Engel harts nicht erschöpft. Es wäre sonst ein wesentlicher Zug seiner Persönlichkeit übersehen, der ihn so recht als echten Jünger seines einstigen Spirituals Handloß erscheinen läßt, nämlich sein stilles, jedoch beharr liches Wirken als Beichtvater, Seelenführer, Exerzitien leiter und Apostolatserzieher: Seit 1928 diente er als Beichtvater und Seelen führer vielen jungen Leuten, vielen Sodalinnen, vielen Ordensschwestern, wie den Herz-Jesu-Dienerinnen im Franz-Josefs-Spital, Wien X, in deren Mutterhaus in der Kainergasse, Wien III, und in Wien XIV, den Schwestern in Sacre Coeur, Wien III, den Armen Schul schwestern in Wien XV, den Hedwigsschwestern in Wien (General-Mutterhaus in Berlin) und schließlich den Schwestern vom hl.Josef von Trier in Wien III(seit 1915 in Wien), die sich vor allem der sozialen Fürsorge für die im Erwerbsleben stehende weibliche Jugend widmeten und deren Superior er ab 10. April 1933 war®^). Auch darin ähnelte er seinem Spiritual Handloß, der 1919 mit seinem Beichtkind Berta Heiß (t 1948) die „Schwesternvereinigung von der hl. Agnes" (kurz Agnesschwestern genannt) mit dem Mutterhaus in der Hinterbrühl bei Mödling ins Leben rief®"), daß auch er am 16. Dezember 1926 eine solche ideale Vereinigung gründete, nämlich die „Gemeinschaft der Dienerinnen Christi des Königs" (Ancillae Christi Regis) in der Form eines Säkularinstitutes, das 1932 bischöflich ge nehmigt, im Mai 1946 als Pia Unio und mit Dekret der Religiosenkongregation vom 17. Juni 1955 in der Wiener Erzdiözese kanonisch errichtet wurde®®), und dies mit dem Zweck: Totale Hingabe an Gott und Hilfe den Priestern in der Sorge um die Seelen, wobei die Mit glieder als Laien im Beruf stehen'"). Seit 1926 (bis 1936) Direktor des Exerzitienwerkes der Erzdiözese Wien, hielt er selbst verschiedentlich Exerzitien und Einkehrtage ab, da er um deren Be deutung für eine religiös-sittliche Vertiefung und aktive Apostolatsgesinnung wußte, und warb auch schrift stellerisch") für dieses religiöse Besinnungs- und Er neuerungsmittel. Als Präses der Marianischen Fräulein kongregation in St. Ursula (Wien I, Johannesgasse) (1925/26) und der in St. Stephan (1926/34) (aus Mit gliedern obiger Kongregation) stellte er mitSodalinnen beider Kongregationen den Status animarum (die erste Pfarrkartei) für die Dompfarre und für die Pfarre Fünfhaus (Wien XV)zusammen und ließ durch Haus besuche die Vorarbeiten für sein Buch „Neue Wege der Seelsorge" (bei der Tyrolia 1927 erschienen) machen"). Gerade der in lebendigen Kongregationen betonte Apostolatsgedanke regte und spornte ihn ständig an, auf die Dringlichkeit einer Apostolatsschulung hinzu weisen und hinzudrängen und auch Mitarbeiter in der Apostatenarbeit zu gewinnen. So wurde er denn auch 1927 der Begründer des Berufes der Seelsorgehelferin nen, indem er einen Fachkurs für Scelsorgehilfe, an geschlossen an die soziale Frauenschule, ins Leben rief, und wo er selbst erstmalig „Spezielle Seelsorgehilfe" unterrichtete. Die beiden Seelsorgehelferinnen, die in dem von Engelhart gegründeten Pfarrsekretariat St. Stephan praktizierten, waren Margarete Otte in der Pfarre Heiligenstadt, Wien XIX, und Maria Sturm in der Pfarre Neulerchenfeld, Wien XVI, am 1. Jän ner 1929. Diese Schule für Seelsorgehelferinnen ging weiter bis zum Unglücksjahr (deutsche Okkupation) 1938. Nach dem Krieg wurde von Prälat Dok tor Karl Rudolf und durch Frau Dr. Hildegard Holzer das Seminar für Kirchliche Frauenberufe gegründet"), das nun in der Pfarre Ober-St. Veit (Wien XIII, Wolf26

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