Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Beiträge Diözesangesdiidrte BB I LAQE DES WI ENER DIÖZESANBLATTES Nr. 7 (Juli 1971) 109. Jahrgang Nr.4 Wien,am 1.Juli 1971 12.Jahrgang Inhalt: 17. P. Martin Rosnäk O.S. A.(1730—1801).— 18. Kanonikus Leopold Engelhart (1892/1950)(Schluß). — 19. Prälat Dr. Josef Gorbach und seine Notgottesdienststätten in der Wiener Erzdiözese. — 20. Möns. Dr. Karl Weczernik, Edler v. Planheim (t 1941). Volksbildner und Schriftsteller. 17.P. Martin Rosnäk O.S. A. (1750—1801) P.DDr.Johannes Gavigan O.S.A., Wien. Es mag den Leser vielleicht interessieren, etwas über den bedeutenden Augustiner zu erfahren, der die zu Ende gehende Blütezeit der österreichisch-ungari schen Provinz seines Ordens erlebte und dann, um die Auflösung des Ordens zu verhindern, ein tapferes Rückzugsgefecht lieferte. P. Martin wurde am Martinstag im Jahre 1730 in Dörfl/Burgenland geboren. Am 30. November 1754 trat er in Bruck an der Leitha in den Augustinerorden ein und behielt, entgegen der üblichen Sitte seinen Tauf namen bei. Da er seine philosophischen Studien schon vor dem Eintritt in den Augustinerorden beendet hatte, wurde er nach Abschluß des Noviziates nach Graz ge schickt, wo er sein theologisches Studium im Augusti nerkonvent an der Stiegenkirche begann. Im selben Jahr wurde er in den Augustinerkonvent St. Rochus und St. Sebastian, Wien Landstraße, versetzt, wo er sein theologisches Studium fortsetzte. Im Stephansdom erhielt er die niederen und höheren Weihen. Im Jahre 1756 feierte er am Tag des hl. Augustinus seine Primiz. Wie andere Studenten in geistlichen Orden setzte er nach seiner Priesterweihe sein Studium zur Erlangung des theologischen Doktorates an der Wiener Universität fort und wirkte gleichzeitig als Studienpräfekt in seinem Orden. Nach einigen Jahren eifrigen Studiums wurde er 1761 als Lektor für Philosophie und biblische Sprachen in das Kloster seines Ordens nach Graz versetzt. Am 31. August 1762 erhielt er hier zu sammen mit zwei Wiener Augustinern,P. Richard Tekker und P. Antonin Ottinger, die Doktorwürde. Da die neuen Doktoren das Sitz- und Stimmrecht hatten, war P. Rosnäks Leben jahrelang mit der steirischen Uni versität eng verknüpft.Er blieb fast zehn Jahre in Graz, mit einer Unterbrechung von 16 Monaten in den Jahren 1764 und 1765, als er seine Lehrtätigkeit im Kloster auf der Landstraile in Wien fortsetzte. 1765 kehre er als Professor für Theologie und Bibelkunde neuerdings nach Graz in den Augustiner-Studien- und Lehrbetrieb zurück. Seine Kontakte mit der Universität Graz waren so intensiv, daß er am 20. Jänner 1770 Dekan der theo logischen Fakultät Graz wurde. 1773 beorderte man ihn als Studienleiter des Augustinerklosters auf der Landstraße nach Wien; diese Stellung hatte er bis zum Jahre 1776 inne. Die drei Wiener Jahre waren für P. Rosnäk, der sich damals in der Blüte seiner Jahre befand, äußerst fruchtbar. Er leitete nicht nur das Studium der jungen Theologen des Augustinerordens in Wien, sondern schrieb auch gleichzeitig einige für die österreichische Kirchengeschichte bedeutende Werke. Die enge Freund schaft mit seinem Mitbruder P. Xystus Schier hatte die in ihm vorhandene natürliche Neigung zur Ge schichte erst richtig entwickelt. Hier in Wien schrieb er die Lebensgeschichte und ein Verzeichnis der Werke seines verehrten Mitbruders, der im Jahre 1772 sein Leben geopfert hatte, als er den Pestkranken die Sterbesakramente brachte. Er ordnete auch Schiers un vollständige Aufzeichnungen vor ihrer Veröffentlichung so geschickt, daß er als Mitautor von P. Xystus Sdiiers wertvollen zwei Werken über die Augustinerklöster in Österreich-Ungarn, erschienen 1776 und 1778, gelten kann. Mit dem Jahre 1776 begann ein neuer Abschnitt in P. Rosnäks Leben, als er Prior des Augustinerklosters in Graz wurde. Wieder setzte er seine Tätigkeit an der Universität fort und wurde schließlich in den Jahren 1778—1780 Rektor der Universität Graz. — Aber ob wohl die antijesuitische Haltung der damaligen Regie rung den Augustinern und Dominikanern Vorteile brachte, bekamen diese Orden dennoch die harte Hand der Regierung zu spüren, als man die theologische Fakultät verpflichtete, nur solche Lehren zu verbreiten, die von der Regierung gebilligt wurden. P. Martin zog sich im Jahre 1782 die Ungnade der Regierung zu, als er seiner Ordensgemeinschaft ein von der Regierung verfaßtes Edikt nicht schnell genug bekanntmachte. Aus diesem Grund suspendierte ihn die Regierung von seinem Priorat. Dieses Ereignis leitete den dritten und letzten Ab schnitt seines Lebens ein, den er von 1782 an bis zu seinem Tod in Lockenhaus im Burgenland, seiner eigentlichen Heimat, verbrachte. Hier lebte er beinahe 20 Jahre in der verzweifelten Situation, in die Joseph II. die Bettelorden gebracht hatte. Obwohl das Kloster von Locicenhaus die Orts pfarre verwaltete und andere Pfarren wie Rattersdorf, Pilgersdorf, Piringsdorf und Kohlstetten — wozu 1788 noch Olbendorf kam — leitete, machten es die josephinischen Gesetze dem Kloster sehr schwer, Nachwuchs zu bekommen. Als die Mönche in Lockenhaus allmählich zu alt wurden, um ihre Arbeit in den Pfarren fort zusetzen, mußten sie die Seelsorge in einer Gemeinde nach der anderen aufgeben. Schon 1783 wurde P. Rosnäk zum Direktor der wertvollen Kloster bibliothek ernannt, welche dann nach der Aufhebung des Klosters im Jahre 1820 barbarisch verschleudert wurde. Am 19. Juli 1799 schrieb er an den Fürstbischof von Seckau, Josef Adam von Arco, um ihn zu bitten, den jungen Augustiner P. Ignatius Attenberger aus dem Dienst seiner Diözese zu entlassen, damit er in Lockenhaus und den Filialpfarren eingesetzt werden könnte. Gleichzeitig klagte er darüber, daß das Ober haupt der Augustiner-Provinz, der Korneuburger Pater Franz Capler, völlig uninteressiert an dem letzten ungarischen Kloster sei — Joseph II. hatte Buda und Fünfkirchen bereits aufgehoben. Er kümmere sich nur um die Erhaltung der österreichischen Häuser. Dazu sei gesagt, daß der Bischof diesem Ersuchen nicht statt geben konnte, weil der durch die josephinische Geistes haltung hervorgerufene Mangel an Geistlichkeit die Hilfe des jungen Augustiners in der Diözese unbedingt notwendig machte. Sicher sind die letzten Lebensjahre P. Rosnäks alles andere als glücklich gewesen, vergleicht man sie mit den früheren Zeiten in der blühenden öster reichisch-ungarischen Provinz, die einen Stand von 200 Mitgliedern, auf 13 Klöster verteilt, aufwies. Bis zu seinem Tod hielt er an der Hoffnung fest, daß nach dem Sieg über Napoleon bessere Zeiten für die Klöster 25

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