Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

des Gottesdienstes durch schöne Paramente,Sammlung und Schulung vieler Ministranten, reiche und festliche Gesaltung des Kirchenjahres, Aufbau der lebendigen Pfarrgemeinde, gestützt auf die zwei lebendigen und bewährten Mittel; Eucharistiekult^'^) und Marienver ehrung"®), Wiedereinführung des Pfarrblattes, Aktivie rung des Laienapostolates, Apostolischer Runden, Ein führung der Familiennachmittage, Gründung eines Sozialwerkes und dadtu-ch Betreuung und Vorsorge für Arme, Kranke, Flüchtlinge, Bombengeschädigte, Stu denten — niemand wurde also vergessen —; weiters durch Pflege der Kunst und Musik, Förderung junger Talente, Belebung des Bildungswerkes durch verschie denartigste Vorträge, durch Musikabende, Sprachkurse, durch Werbung für Hausmusik und Lesezirkel u. a. Auch ein Kinderchor wurde ins Leben gerufen, dem Kirchenchor unter Prof. Hans Bauemfeind vollste Unterstützung gewährt,so daß ihm beachtliche Leistun gen in- und außerhalb des Gotteshaiises gelingen konn ten. Besonderes Augenmerk wurde natürlich der wohl organisierten Standesseelsorge zugewandt und als le bendige Gruppen geführt, die der Kinder, Pfadfinder, des Jungvolks, der Jugendkongregation, der Mütterrunden, der Jungmütter, der Selbständigen, der Män ner und Frauen, der Eheleute, des sozialen Arbeits kreises. Das Treuebekenntnis zu Bischof und Papst offenbarte sich in den bösen und in den guten Tagen durch die Festgottesdienste, Festakademien und vor allem durch gewissenhafte Befolgung der Anordnungen in den Enzykliken und Hirtenschreiben®"). Und bei al lem:dieinnige Bitte des Pfarrers: „Ich bitte Euch,liebe Pfarrkinder, überlegt diese Dinge und helft mit, die Pfarrgemeinschaft aufzubauen!"; Laßt unsim Eifer und mit ehrlichem Streben nach Gott das neue Kirchenjahr beginnen"!®'). Aus allem und hinter allem stand eben der lebendige Seelsorger. Lassen wir ihn dazu selber am besten sprechen und hören wir, was er anläßlich der kirchlichen Feier als frischgebackener Ehrenkanonikus im überfüllten Got teshaus erklärte: Wünsche des Seelsorgers®'^) Wenn bei manchen Gelegenheiten die Kirche voll von Leuten ist, könnte man mit Freude über den Eifer der Pfarrgemeinde erfüllt werden. Aber wehe, wenn man zu rechnen beginnt und feststellen muß,daß selbst an den höchsten Feiertagen der weitaus größere Teil der Katholiken nicht zur Kirche kommt, Ein trauriges Bild von der religiösen Lage in der Großstadt. Da setzen die Wünsche des Seelsorgers ein:daß die fernstehenden Christen zum Eifer des Glaubens ge bracht werden. Das geht nicht ohne das Gebet und Opfer der Getreuen. Drum muß zuerst jene Schar ge festigt werden, die sich in lebendigem Glauben um den Altar versammelt. Nachlässigkeiten im Besuch der Sonntagsmesse sollen überwunden werden, denn sie lassen kein richtiges religiöses Leben aufkommen. Was ist ein Chnistenleben ohne Anteilnahme am Opfer Chri sti? Müßte man nicht sofort beim Betreten der Kirche merken, daß hier ein tiefgläubiges Christenvölk bei sammen ist? Die innige Verehrung des Allerheiligsten Sakramentes ist ein Zeichen für echtes Christentum. In blühenden Pfarrgemeinden findet man tagsüber immer jemanden in der Kirche. Die hl. Messen sind auch an Wochentagen gut besucht. Ich beobachte mit Bedauern, daß sich verhältnis mäßig so wenige entschließen können, an Werktagen vor der Arbeit in die hl. Messe zu kommen. Gewiß wird das vielen nicht möglich, anderen aber doch, wenn sie nur einmal den Wert der hl. Messe recht erkannt hätten. Ein offener Wunsch sind die Standeskommunionen an den einzelnen Sonntagen. Einem ernsthaft gläubigen Katholiken ist es nicht zu viel, einmal im Monat die hl. Kommunion zu empfangen. Es ist eine schöne Ein führung, schon wegen der gut geregelten Beichtord nung, wenn jeden Sonntag ein anderer Stand zur hl. Kommunion antritt. An großen Festen gibt es dann die Familienkommunion. Die aktive Teilnahme am Gebet und Gesang ist ein weiterer Wunsch. Niemand sollte die Auslagen scheuen, die die Anschaffung des neuen Gebetbuches verursacht! Ist es zuviel verlangt, wenn man fordert, daß die Ge betbücher auch aufgesdilagen und benützt werden? Icli schäme mich, daß wir immer die gleichen Lieder sin gen und neue nur ganz langsam einführen können. Warum kommen so wenige zu den wöchentlichen Kirchenliederproben? Viele Wünsche bleiben dem Seelsorger unerfüllt hinsichtlich der hl. Sakramente. Noch immer gibt es Im Pfarrbereich eine Menge Kinder, die nicht getauft sind. Nach dem kirchlichen Rechtsbuch sollen die Kinder so bald wie möglich-getauft werden. Es hat sich leider ein gebürgert, daß oft die Taufe wochenlang hinausgescho ben wird. Wie viele mag es wohl geben, die noch nicht gefirmt sind? Müßte nicht der Standpunkt überwunden werden, daß man zuerst auf freigebige Paten und Geschenke sieht und dabei die innere Kraft und Bedeutung des heiligen Sakramentes zurücksetzt? Schmerzlich werden die Gedanken beim Sakrament der Krankenölung. Nicht wenige sterben in einem Jahr, ohne das Sakramentempfangen zu haben. Die Kranken und noch mehr ihre Angehörigen sind in unglaubliche Vorurteile verstrickt. Möchten sie doch den Trost dieses Sakramentes erkennen und rechtzeitig den Priester rufen! Bezüglich des Sakramentes der Ehe hätte ich den Wunsch,daß sich die Brautleute besser und durch län gere Zeit vorbereiten. Einem geheiligten Brautstand folgt ein glücklicher Ehestand. Wie wenige sind es doch in der Großstadt, die ein richtiggeformtes Familienleben führen! Der Mut,den dies kostet, wird durch den Segen Gottes reichlicäi aufgewogen. Wenn der Kern der Pfarre, die gläubige Kirchen gemeinschaft, vom rechten Eifer erfüllt ist, dann strahlt von ihr eine rege apostolische Gesinnung aus. Dann fühlen sich die einzelnen mitverantwortlich für das Heil der Seelen. Dann bleibt selbst an der Großstadtpfarre kein Christ unbeachtet, er wird durch die Tätigkeit der Laienapostel irgendwie in das kirchliche Leben herein gezogen. Ein einfaches Mittel dazu ist das Pfarrblatt, unser „Pfarrbote". Man übergibt ihn Bekannten und Nachbarn und bringt so das Gespräch immer wieder auf kirchliche Dinge. Dabei lassen sich viele IiTtümer klären und Vorurtöle beheben. Ich bin ganz überzeugt davon, daß nur deswegen so viele dem katholischen Leben entfremdet sind, wäll sie es mcht kennen und weil sie über die Kirche nur wenig oder einseitig informiert sind. Das Laienapostolat in unserer Pfarre wäre noch stark auszubauen. Wie dankbar wäre ich, wenn sich so manche noch dafür melden wollten! Ich bdn mit dem Thema „Wünsche des Seelsorgers" noch nicht zu Ende und werde es später einmal fort setzen. Leopold Engelhart, Pfarrer Anm.: Pag. 43—67. — °®) Hier sei gleich an den Aufruf zur Unterstützung des Neubaues im Pfarrboten 1950, Nr. 1, erinnert: „Es sollte Herzenssache aller Ottakringer sein, zum Neubau beizutragen. Wir haben um so mehr Ursache dazu, weil unsere Pfarrkirche gänzlich verschont blieb und von allen Häusern nur ein Prozent von Bomben getroffen wurde. Der Pfarrer von Neulerchenfeld dankt für das Sammelergebnis bei der Dekanatsandacht am 15. Nov. in unserer Pfarr kirche". — "') Pfarrbote 1950 (17. Jg.), Nr. 1 — ^®) 1947 wurden die Sakramentssymbole als Mosaiken um den Hochaltar angebracht. — ®") Errichtung der Gnaden kapelle mit Gnadenbild. — Ausstellung der „Wunder tätigen Medaille" (Pfarrbote), 1947, Nr. 8/9. — ®") Sh. zu allen die beiden Jahresüberblicke im Pfarrboten 1947, Nr. 8/9 und 1948, Nr. 12. — "'') Ebda. — ®'') Pfarr bote 1949, (16 Jg.) Nr. 1, Jänner. 22 ...

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