Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Der halbkreisförmige Oberteil des Altars enthält die DarstelLung der Himmelfahrrt Marias. In einer Umgebung von fein ausgearbeiteten Details, wird die mit über der Brust gekreuzten Armen knieende Gottes mutter von vier Engeln himmelwärts getragen, ein fünfter Engel diien-t gleddisam als Schemel. Der tafelarttge, oberste Aufsatz zeigt in vierecki ger, blaitverzierter Umrahmung das SchiweißtAich der Veronika mit dem .domengekrönten Antlitz des Erlö sers. Die Darstiellaing ist eine Nachahmung eines Dürerbildes. Jeder Flügel hat auf der Innenseite zwei Reliefs übereinander, daneben befindet sich außen der Länge nach eine 18cm breite Lisense, auf der sich frei gearbeitete, distelartäge B'lätter hdnaufranken, dazwi schen stilisierte offene Rosen. In Verbindung mit dem Mittelstück d'^ Altans stellen 'diese vier Reliefs die Geheimnisse des freudenreichen Rosenkranzes dar. Auf dem rechten FliigeJ, oben, ist die Heimsuchung dargestellt, Maria umarmt die aus dem Haus getre tene Elisabeth. Hinter Maria werden zwei Frauen sichtbar. Josef steht in der rundbogdgen Tür des Hau ses, er hat seinen Hut und hält ihn mit beiden Händen vor sich. Den Hintergrund der Frauer^ruppe bildet eine gezinnte Mauer, darüber sieht man in eine FelsenlandBchaft mit einer Kirfche. Der rechte Flügel, unten, zeigt die Darstellung Jesu im T^pel. Hinter einem bedeckten Altartisch mit Säulenfüßen, auf dem ein Taulbenpaar Liegt, steht der Greis Simeon, er hält das auf einem Tuch lie gende Kind im Arm. Hinter dem Altar sehen wir Maria, das Kirid antoliekend, mit über der Brust gekreuzten Armen. Simeon gegenüber befinde-t sich Josef, auf einen Stab gestützt, mit der Linken hält er setinen Hut auf der Brust. Im Hintergrund sieht man sechs Personen, einen Priester, der in einem Buch lie.st, einen Mann mit Zipfelmütze, dT.äii Frauen und wieder einen Mann, der einen Hut aaif dem Kopf trägt. Über den Personen ragen im Hintengrund zwei Fackeln empor. Den* linke untere Hügel zdigt: der Jesusknabe wird im Teanpel von seinen Eltern wiedergefunden. Er siitzt auf einer thronartigen Erhöhung, auif seinem Schoß liegt ein aufgeschlagenes Buch, auf das er seine linlfce Hanid legt, während die Rechte zur Begleitung seiner Rede ertioben ist. Auf ^ner B,ank, etwas tiefer, sitzen drei Schriftgelehrte, zwei von ihnen lesen in einem Buch, der driftte, ein igeschlossenes Buch auf seinem Schoß, ist ganz in Zuhören verloren und stützt seinen Kopf isinnenld in die Innke Hand. Rückwärts sieht man noch idrei Männer, einer liest, zwei hören zu. Aus dem Biniüergrund kommen Maria und Josef. Maria hat Öle Hände gefaltet, Josef ist barhaupt und hat die Hand am die Bruöt ©elegt. Wilhelm von Zelkiing war auch der Stifter von vier Seitenaltären, die um 1520 geschaffen wurdenO). Das Material ist Kalksandstein. Heute sioid aber nur miehr Reste vonhenden. Wie berei'tls erwähnt, ver schwanden Srie vor 1724 aus der Kirche. Eine Tafel war auf dem 'Gi^^el des nahen Medenhofes eingemauert. Seit 1939 befindet sie sich wieder in dter Kirche^O). Diese Tafel zetigt im Schneln die Heiligen: Katharina, Margaretha und -Barbara,zu beiden Seiten Ursula und Apollonia, darüber im Bogenfeld Anna Selbdritt. Der Bogen wird flankiert von Dorothea und Maria Magda lena. Die Bekrönungsfigur Ist Maria als Königin. Die Heiligen sind durch Inschhifiten am Sockel gezeichnet. Ein halb'kreisförmiger Aüfisa-tz eflnias weiteren Altares wurde auf dem Grummethof,einem Meierhof, etwa 3km von Sierndorf entfernt, (gehört zum Gut Siierndorf) gefunden. Der Aufsatz wurde zunächst im Schloß aufbewahrt, er kam dann ebenfalls 1939 dn die Kirche zurück und befindet sich heute über der Sakristeitürii). Er zeigt im Bogenfeld die Hedligen Christopherus, Florian und Georg. Im Wiener erzbischöflichen Dom- und Diöziesanmuseum befindet s-ich eine Marienstatue, die aus Slenrtdorf stammit. Am Sockel stdht die Inischrift „S. Maria". Es ist ©ine schmerzhafte Maria, -vermutlich vom Kreuzigungsaufsatz eines dritten Seitenaltars. Sie wurde vom Geisthchen Rat Karl Keck dn der Holzkapelle in Unterhautzentbal bei Sierndorf ent deckt und 1935 dem Museum igespenideti2). Weitere Teile von den Seitenaltären waren an der Friedhofsmauer eingemauert. 1930 wurden sie ver kauft. Sie befinden sich teils im Kunsthandel, teils auf Schloß Feistnitz und in einer Villa in Döbilingis). Im Gegensatz zu früheren Vermutungen,der Altar sei von zrwed verschiedenen Meistern geschaffen wor den, weist K. Öttingeri4) auf die Einheit des Albars hin. Er schreibt ihn dem Schöpfer des Töpfer-Altars zu,der gemeinsam mit dem Meister des AnnenaltarsiS) um 1510 na.ch Wien kam. öttinger schreibt: „Um spä testens 1510 haben isich in Wien zwei Billidhauer nie dergelassen, deren schwäbische Schulherkunf-t an ednzel-nen ihrer Werke bereits erkannt worden ist. Sie gehören der jungen 1480/90(geborenen Nation Konrad Neite, Loy Herings und Hans Dauchers an. iGemeinsam ist ihnen die von Anfang an wohlbehemschte Renaissance Ornamentik; gemeinsam auch die Spe zialisierung auf die (feine Bildhaueraibeit von kleinen Steinaltären und Epilhephien, deren Form sie eben falls von Schwaben nach limportieren. Sie sind nicht aus der Bauhütte hervorgegangen, sondern schaffen ausschließ'Mch für idie noue eben erst entstandene Privatbeistellerschlcht. Daraus erklärt sich zum Teil das kunstgewerbliche, anmutig kleinmeisterliche ihrer Art. Durch den Stil des ersten Jahi:z;ehnts geprägt, der dm Zeichen de® Diebhabersammlers und des heiteren Spie lens steht, bleibt ihnen alle Problematik des zweiten Jahrhundertteiles verschlossen. Eine kühle, anmutige Schönheit strahlt von ihren Arbeiten aus und macht sie zum Inbegriff a-litdeutscher Kunst. Bei beiden könnte man vermuten, daß sie oberitalienische Deko ration auch im Oriigdnal gekannt haben. (Fortsetzung folgt) Herausgeber, Verleger und Eigentümer: Erzb. Ordinariat, Wien I, Rotenturmstraße 2. — Verantwortlicher Schriftwalter: Univ.-Prof. Dr. Franz Loidl, Wien I Rotenturmstraße 2. — Druck und Versendung: Mechitharisten-Buchdruckerel, Wien VII, Mechitaristengasse 4. 16

RkJQdWJsaXNoZXIy NzM2NTQ=