erwirb es, um es zu besitzen." Wir werden nur soviel gelten, als wir uns erringen. Darum schließt euch,liebe Brüder, uns an und bringt so Kraft in unsere Reihen. Wer bei uns steht, hilft sich selbst, den andern und der heiligen Sache. Jungklerus, auf und voran! Vielgestaltig sind die modernen Seelsorgsprobleme. Mag manches auch nur Eintagsidee sein, die Frage um die Massen, Jugendgestaltung, religiöse Verände rung des ländlichen Bodens, aber auch um die Er haltung des Kirchengutes fordert Aussprache nach neuen Mitteln und Wegen.Insbesondere wäre ein regel mäßiger Meinungsaustausch über Probleme der Land seelsorge, gerade von kleineren Seelsorgsstationen, zu begrüßen. Viele hochwürdige Mitbrüder sind nicht in der Lage,außer den eigentlichen Berufsblättern noch Zeit schriften zu halten. Wir möchten sie gerne durch unser Blatt über die wichtigsten Vorkommnisse aus den Geisteskämpfen der verschiedenen Lager orientieren. Dazu gehört freilich auch, daß alle hochwürdigen Mit brüder, welche über kluge Gedanken und Anregungen verfügen, sich wieder zuerst dem Klerusblatte zuwen den. Bei aller Hochschätzung unserer führenden katho lischen Wochenrevuen bleibt doch erstes und be rufenstes Organ zur Besprechung der Seelsorgsfragen unser Standesblatt. Erst darüber hinaus mögen die für unbedingt notwendige Laienhilfe eingestellten Seelsorgsartikel dort Platz finden. Haben sich unsere Reihen durch die Treue der Alten und das Verständnis des Jungklerus gestärkt, dann mag der Traum der besten Freunde unseres Blat tes Wirklichkeit werden: Vierzehntägiges Erscheinen! Möge gegenseitiges Vertrauen zu reicher und wert voller Zusammenarbeit führen! Wien,im Februar 1929. XIII/1,Hadikgasse 110/14.««) Stefan Matzinger Die Aufgabe des Chefredakteurs war beim Wider streit der mannigfachen Meinungen und Strömungen im Klerus nicht leicht, da es vor allem unter dem jün geren Klerus der Generation nach dem Ersten Welt krieg gärte, der sich von dem ihm veraltet erscheinen den und zu sehr praktische Lebens- und materielle Be rufsfragen behandelndem Blatt z. T. nicht mehr recht angesprochen fühlte und ihm daher kritisch oder ab lehnend gegenüberstand. Die von dem Klostemeuburger Professor Pius Parsch inaugurierte liturgische Erneuerung«^), die vom Wiener Seelsorgeinstitut und vom Prälaten Dr. Karl Rudolf im „Seelsorger"««) voran getriebenen modernen Seelsorgs-Methoden und die von der bündischen Jugendbewegung her, vor allem „Neu land"«®), vorangetragene religiös-soziale Aktivität er schienen den Jungen zu wenig berücksichtigt, während der Grundstock der bisherigen Abonnenten das Blatt in seinem Geiste geschrieben wünschte und es als sein Sprachorgan, bzw. Ventil erhalten wissen wollte. Klug heit und Mut nach beiden Seiten wurden vom Redak teur gefordert. Und Matzinger verstand sich mehr oder minder darauf. Auch dieses Blatt wurde dann ein Opfer der nationalsozialistischen Unduldsamkeit. Matzinger hat dies ins Herz getroffen««). Wie sehr ihm die Sorge um seine Mitbrüder am Herzen lag und wie er als Fachmann für deren Inter essen gelten mochte, zeigen zahlreiche größere und kleinere Artikel im genannten Blatt und anderswo, wie z. B. „Die Kongrua-Fassion und Interkalarrechnung" (Wien-Leipzig 1932) und „Die Standesorganisationen des Klerus in Österreich" «^) etc. Als lebendigen Katecheten und publizistischen Praktiker drängte es ihn stets zu Vorträgen und Predigten. Und er war in beiden Fällen gern gesucht und half auch überall aus. Noch heute erinnern sich Zuhörer, die unter der Kanzel in seinem Heimatort saßen, wenn er während seines Urlaubs in der schönen Dorf- und Heimatkirche begeistert und begeisternd predigte««). In der Seelsorge-Station im V. Wiener Ge meinde-Bezirk (Arbeitergasse 26), Karolinum««), war er ebenso eifrig tätig wie als Gau-Seelsorger der Christ lich-deutschen Turnerschaft«^) und sogar bei der Be treuung der zum Tod durch den Strang und durch Enthauptung Verurteilten im Wiener Landesgericht««) unterstützte er den arbeitsüberlasteten GefangenhausPfarrer Eduard Köck. Wie die anderen definitiven katholischen Religions lehrer, herabsetzend als „Konfessionslehrer" bezeichnet, wurde auch er an verschiedene Schulen am äußersten Stadtrand von Wien versetzt, zu denen er nur in lan gen Fahrten und Fußmärschen gelangen konnte««), und mußte noch andere bekannte Schikanen von Seiten der ns. Schulbehörde hinnehmen. Nach Kriegsende wiederum voll in den Religionsunterricht eingesetzt und wieder als Seelsorger an das Jugendgericht und zur Polizei berufen, erkrankte er jedoch schon im Herbst 1945 an einem Herzleiden und mußte zu seinem Leidwesen um Versetzung in den dauernden Ruhestand ansuchen. Vom Schlag gestreift, erholte er sich aber nicht mehr. Teilweise gelähmt und ans Bett gefesselt, vermochte er sich nur schwer mit seinem Los und den neuen Verhältnissen abzufinden«"). Am 8. Juli 1948 erlöste ihn sodann der Tod von langem Siechtum, das ihm bevorgestanden wäre««). Daß sich der einst so aktive Praktiker und planerfüllte Publizist auf seinem Krankenlager mit der Sammlung von Artikeln für das Neuerscheinen der ihm so am Herzen liegenden „Christlich-pädagogischen Blätter" emsthaft Gedanken machte««), ist keineswegs verwun derlich. Die Herausgabe erlebte er jedoch nicht mehr. Im Gegenteil, der neue Jahrgang brachte auf den ersten Seiten die Todesanzeige mit Nachruf^«). Seinem Wunsche gemäß wurde er in seine Heimat Eugendorf, die er so sehr geliebt und wo er sich im Elternhaus (Eugendorf 14) jedes Jahr auf ein paar Wochen erholt hatte, überführt und im Grab, worin bereits seine Eltern ruhten und ihm 1960 sein Bruder nachfolgte''^), beigesetzt. Der schöne Grabstein trägt die passende Aufschrift: „Heimat ist Friede". Anm.:^)Taufbuch Eugendorf tom VI(1876—1903)pag. 106, Nr. 15. — Vater St. M., Wegmacher(Straßenwärter) auf der Reidis- (heute) Bundesstraße I (* 1862, f als Ehrenbürger 1927); Mutter Katharina geb. Winkler (• 1859, tl920); 3 Knaben; ein Bruder t i960 als Ober straßenwärter i. R., war Ehrenbürger u. Kapellmeister. — Personalstand d. Erzd. Salzburg 1940, 63. — «) An gaben der Nicäite, Frau Eichriedler, Eugendorf. — ^) Wiener Diözesanblatt 1915, 99. — ")Ebda 1915, 144. — «)Ebda 1917, 74.— "') Ebda 1917, 97. — «) Ebda 1918, 96. — «) Ebda 1921, 43. — ««) Personalstand d. Wr. Erzd. 1922,44.— In der Reinigasse, Wien XIII.— Christl.- pädagogische Blätter 1949, 22. — ^^) Personalstand d. Wr. Erzd. 1934, 69. — '•«) Ebda. — Privat-Schule d. Dr. Eugenia Schwarzwald, Wien I, Wallnerstr. — ^^) Per sonalstand d. Wr. Erzd. 1936, 106. — i") WDBl. 1928, 28. — ^«) Christl.-pädagogische Blätter 1949, 22. — ^') F. Loidl, Kan. W. J. (1872/1948) in: Beiträge zur Wr. Diözgesch. 1965, Nr. 1; SA S. 10 u. 16, Anm. 61. — ^«) 1939 eingestellt. — ^«) SA aus „Christl.-pädagogische Blätter" 1926/27. — '^ö) 1. u. 2. Heft. Wien 1931 u. 1935. — Erschien bei Gerlach u. Wiedling in Wien 1947 u. 1948(Oktav, 272 u. 292 Seiten, diesmal sogar mit Noten) 14
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