Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Name weist im Verzeichnis das ehrende Sternchen auf"). Ganz im Gegensatz zu seinem Studienkollegen Dollfuß war bei Engelhart die Berufswahl längst ge troffen^^).Und so trat er ins alte Alumnat am Stephans platz ein, das aber schon im nächsten Jahr in die Boltzmanngasse (Wien IX) übersiedelte. Die beiden Vor steher, Regens Prälat Dr. Gustav Müller^^) und Spiri tual Möns. Karl Handloß^®),' wurden nun seine Berater und Führer auf dem Weg zum Priestertum; vor allem Handloß, jener feinfühlige Seelenführer, dem er sich schon als Untergymnasiast in Hollabrunn anvertraut hatte und der ihm nun im Alumnat wiederum in gleicher Eigenschaft zu Diensten stand^*). Dieser ganz von der pianischen Erneuerung ergriffene, auf Eucharistie und Marienverehrung abgestimmte und großzügig pastoral ausgerichtete Priestererzieher er kannte imd förderte die pastoralen Fähigkeiten und Absichten des strebsamen und ernsten Theologen. An der kathol.-theol. Fakultät der Wiener Universität wirkten vor allem als zeitaufgeschlossen und faszinie rend der Moraltheologe und Soziologe Prälat Dr. Franz Martin Schindler''®) und der Pastoraltheologe, Katechetiker und Kunsterzieher Prälat Dr. Heinrich Swoboda, Bahnbrecher der Großstadtseelsorge'"), der ihm dann gerade in der späteren Tätigkeit Anreger und Vorbild in Theorie und Praxis werden und dies bleiben sollte. Auch sein späterer Oberhirte und Förderer, Kardinal Dr. Theodor Innitzer, Ordinarius für neutestamentliches Bibelstudium, war sein Lehrer^"). Am 29. Juni 1917, dem Feste Peter und Paul, stand der Neomyst nach Empfang der Subdiakonats- (17.) und der Diakonatsweihe (24.) mit 24 Weihekandidaten vor dem Hochaltar von St. Stephan, um von Kardinal Erzbischof Dr. Friedrich Gustav Piffl die Priester weihe zu empfangen^'). Es war mitten im Ersten Welt krieg, Not und Leid waren ins Unermeßliche ange wachsen, darum war auch die Primizfeier am 30. Juni in der Kirche der Dienerinnen des hlgst. Herzens Jesu (Wien III, Kainergasse) mehr als in Friedenstagen auf das rein Religiöse abgestellt^). Mit 1. September kam der Neugeweihte als Kooperator an die Eisenbahner- und Arbeiterpfarre Gloggnitz am Semmering^), wo er gleich sein soziales Fühlen und sein pastorales Wissen in die Tat um setzen konnte. Und er tat es mit Gewissenhaftigkeit und Umsicht, wie Aufzeichnungen ausweisen. Und dies mehr noch, als ihm mit 1. November 1918 durch die kanonische Investitur seines Pfarrers Johann Gölles auf die Pfarre Kammersdorf im nördlichen Nieder österreich'") die Pfarre Gloggnitz als Lokalprovisor'^''0 überantwortet wurde. Da gab es Arbeit und Sorge genug, zählte doch die Gemeinde 7232 Katholiken mit 16 ein- bis eineinhalb Stunden entfernten Weilern und waren drei Volks- und zwei Bürgerschulen mit Reli gionsunterricht zu versehen, wobei der Provisor allein blieb, da ihm kein Kooperator zur Mithilfe beigegeben werden konnte'^"). Doch mit 1. Mai 1919 wurde er an die Dom- und Metropolitanpfarre St. Stephan als sog. Levit be rufen'-^'), rückte 1924 zum Domkuraten auf"®) und wurde am 1. Mai 1927 mit dem damaligen Kuratbenefiziaten von St. Peter (Wien I) und späteren Seminarregens Prälaten Dr. Walter Taubert zum Domprediger be stellt, da Domprediger Anton Bauer mit der dem Dom klerus vorbehaltenen Pfarre St. Bartholomäus in Her nais (Wien XVII) investiert wurde''^). Daneben stand Engelhart jedoch bis 1924 als Adjunkt""), bis 1936 als Sekretär in der Ordinariatskanzlei in Verwendung"') und waltete von 1931 bis 1936 als Vizekustos von St.Ste phan"-). Das Amt eines Dompredigers erforderte eine gewissenhafte Vorbereitung und gediegene Darbietung, stand er doch auf der ersten und damit exponierten Kanzel der Erzdiözese und zählte ein z. T. anspruchs volles und gemischtes Publikum seine besonderen An sprüche. Nicht Temperament und Effekthascherei waren dabei die Forderung an die Kanzelinhaber, son dern Abgewogenheit und Zeitaufgeschlossenheit, was Engelhart auch mehr entsprach und ihm eine treue Zuhörerschaft zuführte und erhielt. Am 19. September 1932 wurde Prälat Univ.-Prof. Dr. Innitzer zum Wiener Oberhirten ernannt, am 16. Oktober konsekriert, am 30. d. M. inthronisiert""), dem als eine der Hauptaufgaben die Umstrukturierung des Vereinswesens in die ständisch aufgebaute Katholische Aktion übertragen war. Sein Augenmerk — und wohl auch von Dr. Rudolf aufmerksam gemacht — fiel dabei auf den in der Jugendarbeit, Vereins- und Kongregationstätigkeit bewährten und erfahrenen Domkuraten Engelhart. Der war seit 1920 schon Diözesanjugendsekretär, seit 1924 (bis 1936) Diözesanpräses-Stellvertreter des Diözesanverbandes Wien des Reichsbundes der katholisch-deutschen Jugend Öster reichs"'), ab 1919 bis 1926 Diözesanpräses der katholi schen Gesellenvereine mit besonderer Arbeit im Ge sellenverein Fünfhaus (Wien XV), Präses der Mariani schen Kongregation daselbst, 1925/26 Präses der Marianischen Fräuleinkongregation bei St. Ursula (Wien I) und 1926/34 der Fräuleinkongregation bei St. Stephan, 1928/30 Diözesanpräses der Diözesanstelle für die Marianischen Kongregationen""). Auch hatte er sich bereits im Bildungswesen Erfahrung gesammelt, da er sich 1928 (bis 1936) als Präsident des katholischen Bibliotheks- und Lesevereins betätigte und dabei das Bibliothekswesen reformierte; und seit 1929 (bis 1936) als Diözesanpräses des österreichischen Borromäusvereins fungierte, die Buchberatungs- und Beschaf fungsstelle für Volksbibliotheken (Buchstelle) anund sie dem österreichischen Büchereiverband einge gliedert hatte, wobei er dessen Leitung sogar übernom men hatte""). Am 1. Juli 1929 (bis 1936) amtete er als Direktor des sog. Kindergroschens"'), der von P. Michael Gatterer S. J. in Innsbruck ins Leben ge rufen worden war. Damit war durch Engelhart als erstem der Gedanke freiwilliger Kirchenbeiträge auf gegriffen"®). Damit waren genug Voraussetzungen und Garan tien dafür gegeben, daß Kardinal Innitzer Engelhart 1934 die Leitung der wichtigen Diözesanstelle der KA. übertrug und ihn schon mit 18. Dezember d. J. als ihren Generalsekretär bestätigte""), was dieser bis zu der das katholische Organisationswesen so gründlich und heimtückisch abwürgenden Okkupation Öster reichs durch den ns. Terror im Unglücksmonat 1938 blieb. Mit Klugheit und Energie wurde nun der Aufbau und die Gliederung der KA. durchgeführt, was jedoch nicht überall und nicht von allen gleich verstanden 10

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