Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Erst in der für die -Kirche so ungemein schweren Zeit der -Gegenrefonnaitiion erMelten möhrere Habs burger einen Bischofissitz. In Spanien war „Maximilian ab Austria" 1596 tods 1602 Bischof von Cadix®), 1601 bis 1603 iBischctf von SegoviaC) und 1603 bis 1614 Erzblischof von Compostella"'). Insbesondere die lUroler Linie des deutschen Zwei ges war an den Besetzungen der europäischen Bistümsi* beteiligt. Erzherzog Leopold (V. von Tirol)«), Sohn Erzherzogs Karl von der Steiermark, erhielt als Zwölfjähriger im Jahre 1598 das Bistum PassauO) und 1599 das BLstum StraJJburgiO). Im Jahre 1625 resi gnierte er auf seine beiden Bistümer und 'heiratete Claudia de Medioi. Sein Bruder, Erzherzog Kärl"), wurde mit achtzeihn Jahren 1608 Bischof von Breslaui2) und 1614 Bischof von Brixeni^). Der Sohn Leopolds V. von Tirol, Erzherzog Siegmund Franz^"*), erhiedt in -seinem elften Lebensjahr, 1641, das Bistum AiugöburgiS) und im Jahre 1653 das Bistum Gurki«). 1665 resignierte er auf seine geistlichen Würden und heiratete -Hedwig Augusta von Pfalz-Sul-abach. Er stsfib aber noch bevor die per procuram -geschlossene Ehe vollzogen wurde. Auch die österreichische Linde des Hauses Habs burg war zu gleicher Zeit mit zjwei Erzherzogen im europäischen Episkopat vertreten. Erzherzog Leopold Wilhelmi'), der jüngste Sohn Kaiser Ferdinands II. und ein Mann von überragender Begabung, wurde 1626, mit zwölf Jahren Bischof von Passau'«), und im gleichen Jahre Administrator von Straßburgi«). Diese beiden Bischofssitze erbte er geradezu von Erzherzog Leopolds V. von Tirol, Erzherzog Siedgmund Franz^'*), berstadtso) und die Admindstraticun von Bremen hinzu2i), 1638 iwurde er ebenfalls -Bischof von Qlmütz^S) und 1656 Bischof von Breslaues). N-ach seinem Tode im Jahre 1662 folgte -ihm sein dreizehnjähriger Neffe Karl Joseph24), der Sohn Ferdinands III. und Bruder Leopolds I. in PassauSS), OlmützSO) und Breslau^«) nach. Die Postulation dieser kaiserlichen Kii-nder auf wichtige Bischofssitze des Reiches -kanin für die innere Entwickiuing der Kirche kaum als vorteilhaft bezeich net werden. In jungen Jahren -erhielten sie die niede ren Weihen. Ohne -ElückBiCht 'auf ihre .pereönlLiche Nei gung wurde ihnen damit der zölibatäre Labensstand aufgezwungen. Es darf daher nicht wundern, daß einige sich in reiferem Alter anders entschiöden,zumal sie di-e höheren Weihen niemals empfangen hatten. Aber auch wenn idiese.s -pensönhche Moment ein un trügliches Negatdvum bedieutet, so darf doch eines nicht übersehen werden: Die Reformation führte die Kirche zu einer inneren Regeneration. Diese korvnte nur aus der Kirche selber erfolgen. Unumgänglich aber in einer Zeit tiefster Verqulckung kirchlicher und staatlicher Interessen — man -denke an den vielmals zitierten Leitsatz „cuius regdo, eius religdo" — war die politische Stellungnahme der Landesfürsten. Neh men wir das Jahr 1660 als Stichjahr, so sehen wir, daß sich die Bistrii-mer -Straßiburg, Augsburg, Passana, Halberstadt, Bremen, Olmütz, Breslau und Gurk in der Hand eü-niger Haibsburigischer Kdrchenfürsten be fanden. Geo-politisch gesehen bedeutete das einen weiten Kira-nz igeästlicher Jurisdiktionsgebdete in und um die Erblande. Auf sie hielt das politisch hochquliSizierte Haus Österreich also in jiurisdi'ktioneller Hinsicht die Hand. Im Jahre 1665 brach die Reihe der Habsburgischen Bischöfe plötzlich a.b. Der einzige Grund dazu lag in der Tatsache, daß Kaiser Leopold I. vom Tode Erz herzogs Siegimund Franz (1665) bis zur Geburt seines Sohnes Josef I. (1678) der einzige männliche Habsbupiger der österreichischen Linie iwar. Erst nach einer neuerlichen Verästelung des h-aibsburgischen Sta-mmes im späteren 18. Jahrhundert i-eihten sich wiederum einige Erziherzoge in die BischofsListen ein. Der jüngste Sohn -der Kaiserin Maria Theresia, Erz)herzog Maxi-milian^S), wurde 1780 Erzbischof von Köln und Bischof von Münster^fl). Zwei Enkel der großen Kaiserin, Erz herzog RudolfäO), Söhn Kaiser Leopolds II., war 1805 bis 1811 Erzbisdiof-rKoadjutor von Olmütz'^') und Erz herzog Karl32), Sohn von Erzherzog Ferdinand, Herzog von Modena, hatte 1806 bis 1808 das Bistum Waitzen inne33), 1808 bis 1809 das Erzbistum Gratn24). Diese Habsburger des .beginnenden neunzehnten Jahrhun derts waren bis heute die letzten ihres Stammes, die eine Mitra trugen. Nur vier Mitglieder dfö Kaiserhauses erhielten ein Kandinalait. Es waren dies Erzherzog Albrecht Vn.25), der Sohn Kaiser Maximilians II. und Bruder beider Kaiser Rudolf II. uod Matthias. 1594 bis 1598 war er Er^Lschof von Toledo^ß), 1594 wunde er eben falls Erzbischof von Philippi (Mazedonien)^?). Den Kar dinalshut eibielt er 1580, seine Titelkirche war die Hl. Kxeuzkirche in Jerusalems«). Später resignierte der Erzherzog auf seine höhen geistlichen Würden, hei ratete die Infantin Isabella Clara Eugenia und führte mit ihr als Statthalter die Regierungsgeschäßte in den Niederlanden, wo sie „Die Erzherzoge" genannt wur den. Erzherzc^ Andreas^®), Söhn Erzherzogs Ferdi nand II. von Tirol aus dessen Ehe mit Philippine Weiser, wurde 1577 Kaidinal-iDiakon -mit der Titel kirche S. Maria Nuova40). im Ja'hre 1580 wurde er Bischof-Kqadjutor von Brixen^i) und 1589 Bdsdiof von Konstanz42). .Aus der spanischen Linie stammte Infanit Ferdinand^^), Sohn Philipps III. 1620 erhielt er das Erzbistum Talado44), zum Kardinalat gelangte er 1619 mit der Titel-nKiiiche S. Maria in •Porticu45). In den Jahren 1633 bis 1641 war er öbenfialls .Statthalter in den Nlöderla-nden. Erst 200 Jahre später erhielt wiederum ein Habsbungea* den Purpur. Es wa.r der bereits erwähnte Erz herzog Rudolf (Anm. 30). Er wurde im Jahre 1819 in das Kardinalskollegium aufgenommen und erhielt die Kirche S. Petrus dn Monte Aureo als Tdtelkirche46). Fragen wir uns abschließend, wesihalb nie ein Ha-bslbiurger Bischof von Wien wurde, so sei hier fol gendes bemerkt: Wien war ein landie^üratliches .Bis tum. Der Kaiser, a.ls Erzhei'zo'g voin Österreich, prä sentierte daher den ©Isthof für seine Residenz. Das Bistum Wien war Jahrhunderte hindurth klein, schwach dotiert und politisch xmbedeutend. Das kleine Stadtbistum erhielt erst eine größere Bedeutung, nachdem im Brüsseler Vertrag von 1522 der österrei chischen Linie des Hauses Habsbfuag die Länder an der Donau zugesprochen wurden und Wien wiederum Residenz des -Landesfürsten wurde. Die in breite Kreise der städtischen Bevölkerung eingedrungene evangelische Lehre nötigte den Landesfürsten über

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