Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

verödete Orte der Umgebung iberufen wurden, wurden auch Streitdorf und das nach Stockerau gepfarrte Hatzenbach mit Flüchtlingen aus dem slawischen Süden besiedelt. Die von Streitdorf scheinen nun die Johanneskapelle für gemeinsame Gottesdienste fin ihrer Muttersprache benützt zu haben. 1642 ver machte der Schneider Lukas Jud von Streitdorf unter anderem zum „Crabathenaltar" in Niedenhollabrunn 10 Gulden""). 1686 wird die Johannes-vulgo Croatenkapelle bei der Visitation genannt"-*). 1696 ist dieses Beinhaus wieder genannt, und es wird bedauernd fest gestellt, daß diese „sehr große" und „einst schöne" Johanneskapelle, auch Kroatenkirche genannt, dem Einstui-z nahe sei. In der ungeheuren Wölbung dar unter befanden sich die Gebeine der Verstorbenen. In dieser Kapelle (das wüßten einige alte Pfarrkinder) fand am Geburtstag des hl. Täufers ein Gottesdienst mit Messe und Predigt statt. Sie sagen auch, gehört zu haben, daß der Zehent zu Streitdorf zu dieser Kapelle gehöre"®). 1708/9 heißt es, daß diese namhafte, aber ruinöse Kapelle die des 'Frühmessers sei-'"'). 1785 wurde der Karner über Regierungsbefehl als „über flüssiges" Gebäude geschlossen und zerstört. Für das Ausräumen und Versenken der Totenbeine erhielten die Tagwerker 44 Gulden 40 Kreuzer. Als Einnahmen werden 1785 geibucht, 1 Gulden, 49 Kreuzer für das Eisen von den Totentruhen und 1790 für den eisernen Gattern samt Türstock 8 Gulden"'). Ein Altar darinnen, für den die Kroaten viele Opfer gebracht hatten, war um 1685 durch den Pfarrvikar Pater Plazidus Zürchelbacher, Mitglied des Klosters Baumgartenberg (Oö.), zum Leid der Kroaten in die Kirche zu Großstelzendorf übersetzt worden""). Wohin der darnach auf gestellte hingekommen ist, wissen wir nicht; es ist vielleicht keiner mehr aufgestellt worden. Anmerkungen: ') Jahresbericht des Niederöster reichischen Obergymnasiums Stockerau 1911/12, 11. — Historische Stätten, I 1970, 310. — ") ebendort 572. — -*) ebendort 291. — ®) vgl. dazu Oberleis, Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreidi. Neue Folge XXVIII (1943) 144; dort bestanden zwei Kirchen verschiedener Patronanz, die später in der Hand des Bischofs waren. — ") Kirdienrechnung. — "*) detto. — ") detto. — ") detto. — '") detto. — ") Wiener Diözesanarchiv, Fasz. Niederhollabrunn (Kirche). — ''•') ebendort. — '■■") Kirchenrechnung. — '-*) wie "). — '®) Kirdienrechnung. — "') detto. — '"*) wie ") und Kirdaenrecihnung. — '") wie '"). — '") detto. — Signum auf dem Bild. — "') Beiträge zur Wiener Diözesangesdiichte 1963, 4. — Kirchenrechnung. — ^") Pfarrarchiv, Fasz. Orgel, Zeichnung des Prospektes und wie '"). — '^■*) wie '"). — ■•'®) detto. — -") detto. — -') detto. — -") Wr. Diözesanarchiv, Fasz. Visitationen im Dekanat Obbisamberg. — '•"') Archiv für Niederösterreich, Herr schaft, Kirche Niederhollabrunn, Grundbuch. — ;"') Kirchl. Topographie IX, 53. — "') wie *"). — "'') ebendort, Auswelse von Spenden dahin. — "") wie '■'") Herrschaft ßteinabrunn^treitdorf, Proto koll B, Fol. 109. — "Ü wie "S). — "S) wie "«). — "") wie — "') wie '"). — "**) Eigner Otto, Beiträge zur Geschichte von Göllersdorf, 81. 5. Von den im Zweiten Weltkrieg gefallenen Weltpriestern der Wiener Erzdiözese (Fortsetzung) Dr. Franz Loidl 'Besonders tragisch und erschütternd ist das Ster benmüssen der Stalingrader, zu denen audi Kaplan Eduard Novotny zählte, über dessen Tod am 20. Jänner 1945 erst im Frühjahr 1946 eine Mitteilung durch einen' Mitgefangenen nach Wien gelangte. 1910 in Wien ge boren, am 21. Juli 1935 zum Priester geweiht, wurde der Neomyst mit 1. September d. J. Kaplan bei dem bekannten Pfarrer und späteren 'Kanonikus Franz Geßl in Mauer (Wien XXIII), bis ihn 1940 die Militär pflicht aus seinem erfolgreichen Wirken brutal heraus riß. Der Gedächtnis-Gottesdienst' konnte erst am 21. Mai 1946 abgehalten werden. Sein Ausspruch: „Wenn idi sterben muß, opfere ich mein Leben be sonders für die Jugend unserer Gemeinde", der Text des Bd.lldchens: „Ja, Vater!" „Er war die Freud-e seiner Angehörigen, sein sonniges Wesen ließ ihn zum guten Hirten der Pfarrgemein.de und zum Freund besonders der Jugend werden. Für sie hat er Gott seinen Tod fern der Heimat angeboten", und noch besser und ehrender charakterisieren die Gedenkworte des dama ligen Pfarrers und späteren Tit.-Erz'bischofs Dok tor Schoiswohl diesen edlen Priester im Waffenrock: „Gott scheint manchmal einen Tropfen seiner Liebe in das Blut eines Menschen einzusenken, dann fühlen sich Hunderte von der Kraft dieser Liebe angezogen und werden in ihrer Nähe an der Seele gesund. Kaplan Eduard Novotny war offenkundig ein solch gottbegna deter Mensch; das muß jeder, auch wer ihn persönlich nicht näher kannte, aus dem Widerhall schließen, der oft und immer wieder aus allen Kreisen seines ein stigen Tätigkeitsbereiches kommt. 1935 'kam er als Neugeweihter nach Mauer. In kurzer Zeit gehörten die Herzen der Kinder und der Jugend ihm. Wo es junge Menschen zu sammeln gibt, ist er daran; er weiß sie für alles Edle und Wertvolle zu begeistern, ein reges religiöses Leben hebt unter den Jungen an und Mauer erlebt eine Reihe von feinen Feierstunden, daß auch den Älteren davon warm ums Herz wird. Der Bericht über das 25jährige Priesterjubiläum Monsignore Geßls im Heimatjahrbuch 1938 gewährt Einiblick in die Lebendigkeit dieses Wirkens für einen Einzelfall. Der äußerlich sichtbare Aufbruch zu Gott, besonders der Jugend, war aber nur die eine Seite seiner Bemühun gen; tiefer noch wußte er in Aussprache und ernstem Beisammensein die Menschen an Gott zu binden, ob er nun einem Einzelnen ein gutes Wort mitgab oder im geselligen Kreis und in der 'Runde zu raten oder anzuregen hatte. Das Letzte ist wohl in die Tiefe vieler Herzen versenkt und Gott allein weiß, wie viele ungekannte Wege der Gnade er geebnet hat. Was war nun das Geheimnis seines weitgehenden Einflusses? Sein frohes Gemüt, sein heiteres Wesen, seine unermüdliche Arbeitskraft, seine jugendliche ungezwungene Umgangsart? Gewiß hat all dies dazu beigetragen, jedoch war dies doch nur eine äußere Gestalt für etwas Tieferes. Sein 'Wesen war 'Von einer alles bezwingenden Liebe beherrscht, von der er selbst in einem Brief bekennt: ,'Ich kann nicht anders, als nur wieder allen Menschen mit Liebe entgegenzukom men.' Er weiß, daß er deshalb falsch verstanden und auch ausgenützt wird, aber alle üble Erfahrung kann ihn davon nicht abbringen. 1940 schreibt er aus dem Feld: ,Das ist meine Einstellung seit fünf Jahren, ich habe es damals mit den 'Worten des hl. Paulus auf meine Primizbildchen setzen lassen, und das bleibt sie auch und wenn mich die ganze Welt 'belügen und betrügen würde. . .' (Die Primizandenken trugen die Paulusstelle: .Obwohl ich in jeder Hinsicht frei bin, habe ich mich doch zum Knecht aller gemacht, um recht viele zu gewinnen. . .' l Kor 9, 19.) Das ist nicht mehr nur die Kundgebung eines natürlichen guten Herzens, so spricht der Mensch und Priester, der sich eine solche Einstellung heiß erstritten und sie in stillen Stunden vor Gott erlitten hat. Die Jugend, die für das Edle und Gediegene einen feinen Sinn hat und von Idealen selbst zum Idealismus erhaben wird, lohnte ihm eine feine hingebungsvolle Bereitschaft zum

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