Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

bauen. Beispiele dafür sind St. Stephan-Wien 1 und St. Laurentius-Simmering, Kirchberg am Wagram und Bierbaum am Kleebühel. Das dürfte auch für die Kirchen St. Laurentius in Niederhollabrunn und St. Stephan in Stockerau gelten. Zur Errichtung einer Seelsorgestation in Stockerau hatte der deutsche König Heinrich der Heilige 1014 dem Bischof von Passau, dem damals unsere Gegend kirchlich unterstand, Gründe und Einkommen ge schenkt-''). Die Kirdie St. Laurentius könnte aber auch eine Stiftung der Edlen von Holarinbrunnen sein. Auf dem Kirchberg bestand sicher ein festes Haus und die hl. Katharina, deren Verehrung Jahrhunderte hindurch in der St. Laurentiuskirche eine Bolle spielte, mag die Patronin dieser Burgkapelle gewesen sein. In der Pfarre Weikersdorf auf dem Wagram sollte 1221 durch Herzog Leopold VI. von Österreich und den Passauer Archidiakon (bzw. Vikar) Sifrid den Waisen ein Stift für zwölf Kanoniker gegründet werden, und zwar zu Ehren des hl. Georgs und der hl. Katharina'^). Der Herzog war der Besitzer des einen Teiles von Weikers dorf und Sifrid der Waise des anderen. Jeder hatte dort wahrscheinlich ein festes Haus. Stand das des Herzogs im Markte nahe der Pfarrkirche, so das des Archddiakons auf dem Waisen(M-)berg; und war St. Georg der Patron der damaligen Pfarrkirche und St. Katharina die Patronin der Burgkapelle. Und der Archidiakon mag bei Auflösung seiner Burg das Patrozinium des Bischofs und die Stiftungsverpflichtung in die Pfarrkirche übertragen haben. Auf ähnliche Weise mag das Patrozinium der ver mutlichen Katharinenburgkapelle in die von Passau abhängige Kirche gekommen sein^')- Wann die alte Pfarrkirche in Niederhollabrunn erbaut worden ist, wissen wir nicht. Sie war dem hl. Laurentius geweiht und das Weihefest wurde am Fest der Allerheiligsten Dreifaltigkeit begangen"). Ob es an die erste Weihe oder an eine Wiederweihe er innert, ist unbekannt, Die Kirche war wohl gotisch gewölbt und erhielt 1672 eine neue Portkirche (pEmpore oder Musikchor)"^). 1676 mußte ein Maler ober dem Kirdienvorhäusl ein Laurenzibild anbringen; er erhielt 36 Kreuzer dafür"). 1690 waren Maurermeister von Loiß (Langenlois), Stockerau und Korneuburg hier, um den baufälligen Kirchenpfeiler zu besichtigen"). 1691 wur den zehn Klafter Steine für den großen Pfeiler an der Kirche benötigt; der Maurermeister erhielt für die Arbeit am Pfeiler und an der Stiege 20 Gulden, 3 Kreuzer. 1700 war wieder eine größere Bauherstel lung; für das an Private abgegebene Gerüstholz wur den 98 Gulden vereinnahmt'"). Trotz aller Arbeiten war aber ein Neubau dringlich geworden. 1718 begann nach Abriß des alten Gebäudes der Neubau nach Plänen des Passauer 'Hofbaumeisters Domenico d'Angelis. Die Bauarbeiten durch Jakob öckhl von Wien sollten 1721 beendet werden"), aber 1729 stand in der Kirche noch das Gerüst. 1732 ist die Rede vom miserablen Zustand der Kirche^®), die be reits 1726 eine Uhr erhalten hatte'-'). >Ihr Inneres glich wegen der Gerüste eher einem Walde und besaß nur einen Altar'-*). 1738 wurde an der Verputzung des Gewölbes und der Kuppel gearbeitet'®), zwischen 1739 und 1744 die Kirche gepflastert'"), 1747 der prachtvolle'Hochaltar, ein Werk von Bildhauer Johann Trimbor von (Groß)Weikersdorf, Tischlermeister Josef Deller und Vergolder Franz Anton Pößinger, beide aus Wien, aufgestellt; für den Hochaltar hatte Vikar Johann Matthäus Purkner 1746 einen 'Betrag von 1810 Gulden vermacht"). 1773 scheinen die Seiten altäre St. Josef <hl. Familie) und zu Ehren des hl. Kreu zes aufgestellt worden zu sein'"). Die Kanzel von 1740 wurde 1784 durch die prächtige, aus der 1784 ge schlossenen Klosterkirche St. Koloman stammende, ersetzt. Aus der gleichen Kirche stammen die Marmor seitenaltäre St. Johann Nepomuk und St. Anna. Die Kanzel kam auf 300 Gulden, die Altäre kosteten 80 Gulden'"). Das Johann-Nepomuk-Bild'^") ist ein Werk des namhaften Malers Peter van Roy ex 1726 und eine Widmung des Joachim Georg Gschandner an St. Koloman ex 1727; der Annaaltar wurde 1730 an dieses Kloster geschenkt^'). Für die notwendigen Über holungsarbeiten an der Kanzel und den zwei neuen Altären erhielt der Maler Leopold iWintersteiner von Oberhollabrunn 125 Gulden-^). 1786 kam die Orgel der Kremser Firma Gatto um 500 Gulden in das Gotteshaus^'). Fidelis Geiger von Stockerau schuf 1790 und 1791 den prächtigen bildhauerischen Schmuck'"). 1852 scheint der Kreuzweg, zu dessen Anschaffung 1775—1777 von vier Pfarrkindern 43 Gulden gespen det worden waren''®), verändert worden zu sein^). 1865 erfolgte die Ausmalung der Kirche, was 1196 Gul den kostete."'). Altäre in der Kirdie: 1686 fanden sich: St. Laurentius (Hochaltar) Unsere Liebe Frau Heiliges Kreuz Florian Katharina 1696 und 1704 dieselben''"). Der Marienaltar war das Versammlungsziel der 1597 schon bestehenden Maria-Reinigungsbruderschaft""). Die Marientage waren große Beichttage. Der Katharinenaltar dürfte mit der Frühmeß stiftung"") aus 1412 in Verbindung gestanden sein. Am Katharinentag wurden die iZinsungen der Untertanen zur Kirchenherrschaft geleistet, und dann gab es jedesmal ein opulentes Mahl. Nach dem Neubau der Kirche gibt es keinen Katharinenaltar mehr. Ebenso verschwand der Florianaltar. 1725 brachte man von Karnäbrunn einen Altar; es dürfte der Johann Nepomukaltar gewesen sein. Das Nepomukfest wurde 1755 und 1778 besonders und wohl auch in anderen Jahren gefeiert. 1781 erfolgte die Erstellung eines besonderen Aufputzes (Baldachin), zu dem die Bevölkerung 28 Gulden, 17 Kreuzer und 2 Pfennige gab-'"). 1784 wurde er durch den jetzigen ersetzt. lEin eigener Marienaltar wurde vor etlichen Jahren erstellt. Das Marienbild auf dem Hochaltar dürfte vor 1726 in die Kirche gekommen sein-'''-'). Wann der nicht mehr bestehende Karner (Beinhaus) erbaut worden ist, wissen wir nicht. Er stand im Friedhof, also in der Nähe der Kirche, und war dem heiligen Johannes dem Täufer geweiht. Als infolge der Türkenkriege im 16. Jahrhundert Kroaten in

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