Beiträge Diözesangesdiidite be ilaoe des wiener diözesanblattes Nr. 1 (Jänr^cr 1971) 109. Jahrgang Nr.1 Wien,am 1. Jänner 1971 12.Jahrgang Inhalt: 1. „Ein Prdesleitielm in Wien". — 2. Zur Geschichte der Pfarrkirche St. Laurentius in Nieder hollabrunn. — 3. Von den im Zweiten Weltkrieg gefallenen Weltpriestern der Wiener Erzdiözese (Fortsetzung). — 4. Regesten über die Fabriksseelsorge in der 1753 angelegten „Nadelburg" und ihrer 1756 errichteten Kirche in der Pfarre Liditenwörth. — 5. Reihenfolge der zu Wr. Neudorf an gestellten Pfarrvorsteher und Kooperatoren.— 6. Mitra und Krone.— 7. Dr. F. Zimmermann,Pionier für die Abendmessen. — 8. Die RenaisBancealtäre von Sierndorf. 1. i.Ein Priesterheim in Wien' Dr. Franz Loidl Unter diesem Titel und mit Z. unterzeichnet findet sich im „Korrespondenzblatt für den katholischen Klerus" (Wien, Jg. 1918, Nr. 20. S. 498) folgende be merkenswerte Notiz: „Als ich vor vielen Jahren bei meinem ersten Besuch der Reichshaupt- und Residenzstadt Wien, vom Norden kommend, mich dem ersehnten Ziele näherte, beschäftigte mich die Frage, wo ich übernachten und wohnen würde. Verwandte hatte ich dort nicht, und einen Freund oder Bekannten wollte ich nicht be lästigen. Ich nahm meine Zuflucht zu den Barmher zigen Brüdern und wurde auch freundlichst aufgenom men. Für Priester stehen im Konvent immer einige Gastzimmer zur Verfügung, in der Konventskirche kann man zelebrieren und im Refektorium am ge meinsamen Tisch teilnehmen, wenn man sich zur rech ten Zeit dort einfindet. Vom Nord- und Nordwestbahn hof ist es nicht weit in die Taborstraße.Kommt man je doch auf einem anderen Bahnhof und vielleicht in spä ter Nachtzeit an. so wird man Bedenken tragen, seine Nachtherherge bei den Barmherzigen Brüdern zu wählen, besonders wenn man seine Ankunft vorher nicht anmelden konnte. Dann bleibt wohl nichts anders übrig, als ein Hotel aufzusuchen. Da wird aber einem Fremden die Wahl schwer. Ich wählte bei meinen seitherigen wiederholten Wiener Besuchen beziehungs weise Durchreisen in der Regel ein Hotel, das ich in einer christlichen Zeitung angekündigt gefunden hatte, und war zumeist auch zufriedengestellt. Aber hoch nie habe ich mich in einem Hotel heimisch gefühlt. Schon oft stellte ich mir die Frage: Warum haben wir Priester in Wien nicht ein eigenes Heim, ein Ab steigequartier, Logierhaus oder wie man es nennen will? Und gewiß bin ich nicht der einzige, der ein sol ches Haus vermißt und wünscht. Viele Priester müssen ja durch Wien reisen und dort übernachten oder wollen sich einige Zeit daselbst aufhalten, um die Sehens würdigkeiten Wiens kennenzulernen. Was wäre das nicht für eine Wohltat für uns Priester, wenn wir in Wien ein eigenes gemütliches Heim hätten, wo wir jederzeit passende Unterkunft finden könnten! Und auch für die Wiener Herren, meine ich, wäre es an genehm, wenn sie ein solches Zentrum hätten, wo sie sich treffen oder zu gemeinsamen Besprechungen und Beratungen versammeln könnten. Dann sind die ver schiedenen Priestervereine, die ja auch Lokale zu Versammlungen, Kanzleien, Archive und dergleichen brauchen. Könnten sich diese nicht zusammentun und ein gemeinsames Haus gründen? Mit Freude las ich in den Statuten des „Pax", daß er auch diese wichtige Sache in sein Programm auf genommen hat und in Wien ein Zentral-Priesterheim schaffen will. Möchte es ihm recht bald möglich sein, diesen Plan auszuführen! Dazu müssen aber alle Prie ster mithelfen, auch jene, die für ihre Person ein solches Haus nicht benötigen oder nicht in Anspruch zu nehmen gedenken. Dies erfordert die Standesehre. Es wäre doch eine Schande für uns österreichische Prie ster, wenn wir das nicht zustande brächten, was die Österreichischen Lehrer schon längst in Wien be sitzen — ein eigenes Heim für Standesgenossen." Der Schreiber dieser Einsendung hat die Erfüllung seines Wunsches und Vorschlages wohl nicht mehr erlebt. Mit der Errichtung des sieben Stock hohen „Stephanushauses" (Wien III, Ungargasse 38) auf dem Areal des abbruchreifen Gebäudes des ehemaligen Priester-Kranken- und Defizienten-Institutes ist nun ein solches Haus samt Kapelle geschaffen worden, dem Kardinal König am 21. Dezember 1964 die Weihe erteilte. Am 23. d. M. nahm Erzbischof Jachym die feierliche Altarweihe vor. Fortlaufende Aufzeichnun gen in einer Hauschronik durch den Rektor und ein Archiv garantieren für spätere Zeiten eine Geschichte des Hauses und seiner Kapelle. 2. Zur Geschichte der Pfarrkirche St. Laurentius in Niederholiabrunn Karl Kedc, Senning Die Erbauung einer Laurentiuskirche in Nieder holiabrunn geht in die Zeit um 1000 zurück. Dadurch, daß am Laurentiustag 955 die Ungarn auf dem Lechfeld vor der Stadt Augsburg entscheidend geschlagen worden waren, kam die Verehrung des hl. Lauren tius in Aüfnehmung. Vor dieser Zeit war für die Gegend von der Donau bei Stockerau bis in unser da mals größeres Pfarrgebiet die Kultstätte auf dem Michelsberg gewesen. Eine Kirche soll dort von Karl dem Großen gegründet worden sein"'). Im 11. Jahr hundert kamen die Pfarrechte vom Michelsberg aber ins Tal nach Niederholiabrunn"'^). Damals wird auch die Pfarre Stockerau ins Leben getreten sein. Die Kirche dort ist dem hl. Stephanus, dem ersten heiligen Diakon, geweiht. Er selber hat seine letzte Ruhestätte in der Kirche San Lorenzo fuori le mura zu Rom,in der unser Kirchenpatron beigesetzt ist, gefunden; deshalb ent stand in Mittelalter der Brauch, besonders bei der Gründung von Tochterkirchen, in die Nähe einer Stephanskirche eine zu Ehren des hl. Laurentius zu
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