Der Ortspfarrer mußte, eingerahmt von H .Richtern', nachts von 12—3 Uhr in der Bürgermeisterstube ein scharfes Verhör über sich ergehen lassen und wurde später wegen .Geldsammlung' (für den Primizkelch) vom Amtsgericht Laa zu einer Strafe von 65 RM. verurteilt. In diesem Zeichen stand der 16. März, auf den sich die ganze Pfarre schon so lang gefreut hatte. Die Freude wurde von der Trauer übertönt, die Bevölke rung wird diesen Tag nicht so schnell vergessen. Dem 1. Streich stand der 2. an Bosheit nicht nach. Sämtliche für das Primizmahl bestimmten Lebensmittel wurden mittels Auto nach Mistelbach geschafft und dort in einem Saal des Parteiheimes öffentlich zur Schau gestellt Den ganzen folgenden Tag luden am Hauptplatz angebrachte Lautsprecher zum Besuch der ,Wenzersdorfer Primizausstellung' ein. Parteispitzel, im Saal aufgestellt, wachten darüber, daß niemand über dieses bübische Vorgehen sein Mißfallen äußerte. Und wer es in richtigem Zorn tat, war schon in den Fängen eines aufgestellten SA.-Mannes. Ein Laienbruder aus dem dortigen Salvatorianer-Kolleg z. B. mußte seine Bemerkung: ,So was tut man einem Neupriester, der Frontsoldat ist, nicht an!', mit einem neuntägigen Ge fängnisarrest büßen. Das Organ der SS-, das .Schwarze Corps', und im Auszug das Mistelbacher Parteiblatt .Donauwacht' brachten in gemeiner und jeder Wahrheit hohn sprechenden Foim Berichte über die Primiz und priesen die Vereitelung derselben als .eine Großtat im Sinn der ganzen Bevölkerung". Daß alle diese ge stohlenen Lebensmittel nicht, wie vorgegeben, an be dürftige .Volksgenossen' verteilt wurden, sondern bei Saufgelagen in den Mägen der Mistelbacher Partei bonzen ihre letzte Ruhestätte fanden, sei abschließend bemerkt. Ob einmal der Tag kommen wird, wo auch dieses Verbrechen gegen die Menschlichkeit seine Sühne findet? Nicht lange hat der junge Priester unter der schmerzlichen Erinnerung an seinem Ehrentag gelitten. Schon fünf Monate später verblutete er auf dem öst lichen Kriegsschauplatz, während er als Sanitäter einem Kameraden das Leben retten wollte. Und sieben Wodien darauf ereilte seinen jüngeren Bruder Lorenz dasselbe Los... 1945 wurde der Primizkelch übrigens ein Opfer der Plünderungen" (Ebda. 181). Personalstand der Wiener Erzdiözese 1938/1946; WDBl. 1941, 17/18, 74; Groer, a. a. O. 170; Fried, a. a. O. 240; V. Flieder-F. Loidl, a. a. O. 132. — Dazu Aus künfte der noch lebenden Sdiwestern in Wenzersdorf. — Totenbildchen. Schon am nächsten Tag darauf fiel als dritter, Unteroffizier Kaplan Alois Vogt am 19. August bei Tscherkascy am Dnjepr (Rußland). 1913 zu Bockfiieß geboren, Knabenseminarist zu Hollabrunn von 1925 bis 1933, wo er die Matura ablegte, wurde er am 10. Juli 1938 geweiht und war ab 1. September d. J. Kaplan in Schwechat, bis auch ihn der Einrückungsbefehl traf. Personalstand der Wiener Erzdiözese 1934/1946; WDBl. 1941, 17/18, 74; Groer, a. a. O. 169; Fried, a. a. O. 241; V. Flieder-F. Loidl, a. a. O. 132. Das vierte Kriegsopfer aus dem Säkularklerus der Wiener Erzdiözese wurde der San-Gefreite Kaplan Johann Biedermann, der am 23. August 1941 durch einen Herzschuß an der Ostfront fiel, während er einen verwundeten Kamei-aden zu versorgen bemüht war. 1907 zu Wien geboren, studierte Biedermann als Zögling des Knabenseminars in Hollabrunn von 1918 bis 1926, wo er auch maturierte. Empfing mit dem Ver fasser am 19. Juli 1931 die Priesterweihe — es war der letzte Jahrgang, dem der verewigte Kardinal Piffl die Weihe erteilte —,war ab 1. September 1931 Kaplan in Bad Pirawarth (auch Dekanat) und wirkte vom 1. September 1934 an als Kaplan und Katechet an der Pfarre St. Peter und Paul in Erdberg (Wien III), wo er sich, dem Zuge seines Herzens folgend, besonders der armen und kleinen Leute und der Kinder und Jugendlichen annahm und sich während der notvollen dreißiger Jahre als „Armer unter den Armen" ein lang währendes und dankbares Gedächtnis bewahrte. Wurde auch am 15. Juni 1940 in die Roßauer Kaserne einbe rufen. Eine kleine Gedenktafel in der Kirche erinnerte bis in die letzte Zeit an ihn. Das Seelenamt am 20. Sep tember 1941 wies einen Massenbesuch auf, wie die Chronik kurz zu vermerken wußte. Ein erst 34 Jahre alter und nur ein Dezennium im Weinberg des Herrn stehender Priester wurde aus der echte Vollpriester benötigenden Vorstadtpfarre gerissen. Personalstand der Wiener Erzdiözese Wien 1931/ 1946; WDBl. 1941 (79), Nr. 17/18, 74; Pfarrgedenkbuch Erdberg (1941); Groer, a. a. O. 166; Fried, a. a. O. 240; V. Flieder-F. Loidl, a. a. O. 132 (hier Bidermann!). — Totenbildchen. Als fünfter muß San-Gefreiter Wilhelm Schö w e1 genannt werden,den ebenfalls das unerbittliche Muß in den Soldatenrock gezwungen hat. 1914zu Wien geboren, gehörte er zu der Klerikergruppe (neun an der Zahl), die am 8. März 1941 die Priesterweihe empfing, wovon gleich vier noch im selben Jahr gefallen sind. Mit dem EK II ausgezeichnet, wurde der Neomyst am 19. De zember d. J. durch einen Brustdurchschuß schwer ver wundet, verschied am 21. d. M.im Feldlazarett Medyn (südwestlich von Moskau) und wurde am 23. d. M. mit militärischen und kirchlichen Ehren auf dem Fried hof II des obgenannten Feldlazaretts beigesetzt. Personalstand d. Wr.Erzd.1938/1946; MDbl. 1942, 1, 5; Fried a. a. O. 240; V. Flieder-F. Loidl a. a. O. 132. Das sechste Opfer wurde der San-Soldat Kaplan Walter T a u d e s. 1916 zu Alt-Lichtenwarth geboren, am 31. März 1940 zum Priester geweiht, war ihm vom 1. Juni d. J. an nur eine kurze Zeit zur Wirksamkeit als Kaplan in Hadres gegönnt. Ausgezeichnet mit dem EK II traf ihn am 14. Jänner 1942 auf dem russischen Feldschauplatz die tödliche Kugel. Personalstand d. Wr. Erzd. 1938/1946; WDbl. 1942, 2/3, 11;Fried a. a. O.240; V.Flieder-F. Loidl a. a. 0.132. Das siebente Kriegsopfer des Diözesanklerus wurde Wehrmacht- und Divisionspfarrer Anton Grois, der am 20. März 1942 nach schwerster Verwundung an der Ostfront, genauer in Wladislawoska bei Feodosia auf der Krim, starb. Eine Kurzbiographie vom Verfasser, erschienen in den „Beiträgen zur Wiener Diözesan44
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