Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

rers Zeggl. Aber schon bald verlautbarte ein Seelsorger unter dem Titel: Zur Gebetbudifrage, in: Hirtentasche (1930) Nr. 1, 1 (Beilage zum Korrespondenzblatt für den kathol. Klerus Österreichs 49 (1930): „Seit das Geibet'buch (Die betende Gemeinde) in unserer Pfarre eingeführt ist und sich somit die Nachmittagsandachten abwechslungsreicher gestalten, ist auch der Kir chenbesuch bedeutend besser geworden. Das Volk liebt es, sich selbst beteiligen zu dürfen. Gewiß bilden auch die in den einzelnen Andachten (z. B. Andacht zur Hl. Familie!) enthaltenen belehrenden Gedanken eine Predigt für sich und, wenn 'betrachtend gebetet, viel seelischen 'Gewinn. Zudem ist es im Buchhandel er- 'hältlich und preiswert." Und tatsächlich konnte nun Auflage um Auflage herausgebracht werden^): 1936 er schien bereits die fünfte Auflage (mit 599 Seiten); 1940 die sechste Auflage, wobei das eb. Ordinariat nun als Herausgeber zeichnen mußte, da die nationalsozialisti schen Einschränkungsmaßnahmen wirksam geworden waren. Auch wurde das Gebetbuch aus dem staat lichen Bundesverlag herausgenommen und dem Verlag Herder übertragen^). Das Gebetbuch hatte schon eine Auflage von 160.000 Exemplaren erreicht. Im selben Jahr erschienen noch die siebente (mit 602 S.), die achte und neunte Aufl. (beide mit 599 S.). 1947 kam die zehnte, vollständig umgearbeitete und vermehrte Aufl. (mit 656 ,S.) heraus; ihr folgte 1948 die elfte (mit Noten) und 1—476 + 479 — 891 S.; 1950 die zwölfte (aber ohne Noten); im selben Jahr die dreizehnte wie der mit Noten (871 S.). Es folgten 1951 die vierzehnte, 1952 die fünfzehnte, 1953 die sechzehnte, 1955 die sieb zehnte, 1956 die achtzehnte, 1958 die neunzehnte, 1960 die zwanzigste, 1962 die einundzwanzigste, 1963 die zweiundzwanzigste, 1963 die dreiundzwanzigste Auf lage (von der 13. bis zur 23. Aufl. immer mit Noten''). Uberflüssig zu bemerken, daß sich Zeggl durdi seine „Betende Gemeinde" ein fortwirkendes, leben diges Gedächtnis in der Wiener Erzdiözese erworben hat, zumal sie gar als verpflichtend vorgeschrieben worden war®). Vermerkt sei noch, daß er 1937 als Ver treter des Dekanates iStaatz auf der ersten Wiener Synode teilnahm®) und daß er von 1940 bis zu seiner Emeritierung 1964 als Stadtdechant tätig war, von anderen Verwendungen nicht zu spredien. Qu^'Uen und Literatur: Personalstand der Wiener Erzdiözese; Wiener Diözesanblatt 1914, 97, 142; 1917, 42; 1948, 44; 1924, 97; 1932, 69; 1933, 110; 1936, 28; 1940, 87; 1946, 61; 1947,93; 1953, 43; 1955, 9; 1959, 35; 1960, 74; 1964, 115; 1967, 85; Pfarrchronik Breitensee S"!— 199; Groer Hans, Hundert Jahre Knabensemiinar der Erzdiözese Wien 1856—1956. Hollabrun'n, 1956, 161; Fried Jakob, Nationalsozialismus und kathol. Kirche in Österreich. Wien, 1947, 99; WKZ 1967, 28, 10. Anm.: Etwa Adam Latschka, Gebet- und Lie derbuch für die kathol. Jugend, 1884^ und „der kleine kathol. Christ, Gebet- und Liederbuch für die kathol. Jugend". Loidl, iFranz, Msgr. Adam Latschka usw., SA. aus Beiträge zur Wiener Diözesangeschichte, Mai 1962, 24, 32. — ^) Nach dem Haupitkatialog der Österr. National'bibliothek. Dazu: WDBl. 1928, 27; 1930, 123 f.; 1945, 20; 1954, 78. — ®) Rudolf, Karl, Aufbau im Widerstand, Sal^urg, 1947, 330. — •') Audi Nachbardiözesen nah men die Betende Gemeinde an: die Apostolische Ad-- ministfatur Burgenland; der 'ostmärkische Anteil der Diözese Brünn» Herausgeber das Generalvikariat Nikolsburg. — ®) Rudolf a. a. O. 70. — ®) Die erste Wie ner Diözesansynodte am 16. und 17. März 1937. Wien, 19'37, 177. 23. Möns. Ottokar Sykora, Geistlicher Assistent beim Canisiuswerk und diözesanhistorischer Schriftsteller (t1951) Dr. Franz Loidl Geboren am 3. November 1882 zu Wien, am 23. Juli 1905 zum Priester geweiht, bis 1908 Kooperator in Pirawarth, bis 1909 in Oberlaa, bis 1911 in Mödling, bis 1913 in St. Josef ob der Laimgrube '(Wien VI) und bis 1918 in St. Leopold (Wien II), wirkte Sykora seit sei ner Ernennung am 1. Oktober 1918 als Religionspro fessor und dann als Studienrat am Erzherzog Rainer-, dann Bundes-Realgymnasium (Pfarre St. Josef, Wien II, Kleine Sperlgasse) als Nachfolger des Prä laten und Domherrn von St. Stephan, Josef Wolny, wo er sidi ob seines klaren Vortrages, seines Gerechtig keitssinnes und vor allem seines vornehmen Wesens eine bedeutende anhängliche Schülerschaft erwarb. Sykora zählte noch zu den aus der Mentalität der Monarchie und einer strengen Seminarerziehung unter Regens Dr. iGustav Müller hervorgegangenen, Stand und Würde eines Klerikers betonenden Persönlichkei ten, der sich auch in der ganz andersgearteten und durch die Umstürze 1918 und 1938 geprägten Zeit über all und mutig bekannte und zu behaupten wußte und sich und seiner Kirche wider die Zeitirrtümer treu ge blieben ist. Auch gehörte er zu denen, die sich nach dem nervenaufzehrenden Religionsunterricht und erst gar im Ruhestand der Seelsorge und Diözesanwerken selbstlos zur Verfügung stellten. Behielt durch 'die Wohnung im Pfarrhof (St. Josef, Wien II) seine Ver bindung mit Klerus und Pfarre aufrecht. Von Anfang an war Sykora einer der treuesten Mitarbeiter und Berater Direktor Josef Mosers, des Gründers und Leiters des so segensvollen Canisiuswerkes zur Unterstützung und Förderung des heran wachsenden Klerus und zur Weckung von Priester berufen und darüber hinaus zur Aktivierung opfer- 'bereiter und bekenntnisfreudiger Laien, war Mitglied des Zentralausschusses (1928) und schließlich nach Mosers Tod .(am 13. November 1931) unter Botschafter Baron Dr. Karl Macchio Obmann-'Stellvertreter des Canisiuswerkes. Ab 14. Mai 1934 war er zugleich geist licher Leiter des Maria Elisabethen-Vereines, ab 22. April 1939 Erabischöflicher Kommissär (Superior) der Ordensfrauen vom higst. Herzen Jesu in der Erz diözese Wien und Generaldirektor der Erzbruderschaft „Ehrenwache des 'hlgst. Herzens Jesu", mit 17. Juni 1939 ehrenamtlicher Diözesanarchivar-Stellvertreter und dann 'Mitarbeiter in der Erzb. Ordlnariatsikanzlei, alles Ämter, die seinem Wesen und seinen Auffassun gen entsprachen und die er deshalb auch gewissenhaft verwaltete, was ihm mit der Auszeichnung eines Päpstl. Ehrenikämmerers (8. 3. 1928) und eines KR. (12. 12. 1946) belohnt wurde, Bis zuletzt kritisch interessiert an allen Zeitereig nissen und vor allem an den die Kirche betreffenden Fragen, erlag er überraschend, erst 67 Jahre alt, am 11. Jänner 1951 einem Herzschlag und "wurde am 17. d. M. auf dem Zentralfriedhof bestattet. Nach dem Hinweis darauf, daß Sykora ein ständi ger Prediger bzw. Konferenzredner 'bei den beliebten und gut besuchten religiösen Wochen war, die das 35

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