Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

das Kloster St. Theobald für die Franziskaner-Observanten errichten konnte. Ebda. 27. — Personalstand der Wr. Ei^d. — Die Pfarre zählt 16.230 Seelen. — ') Bonmann, Ottokar OFM., Johannes Kapistran, der „Apostel Europas",SA. aus Stimmen der Zeit, Bd. 159Heft 1-Okt. 1956. — Fried, Jakob, Heilige, die durch Wien gingen, Wien, 1935 51/62. — Hofer, Johannes, Joh. V. Capestrano, Innsbrudc-Wien-München, 1936, 695 Seiten; Lechner, Karl, Joh. v. Capestrano und seine Zeit. SA aus „Unsere Heimat", Jg. 27, Nr. 11—12, 1956, u. a. Dr. Franz Loidl 22. Pfarrer Jakob Zeggl und seine „Betende Gemeinde"(t1967) <Em g^büHrendeir Nachruf) Dr. Franz Loidl Eän'em alten Bauerngeschlecht entstammend, das seit 1640 am selben Hofe .saß, und z.war in Urschendenf, Pfarre St. Eigyden am Stelnfeld (N- ö.), wurde Jakob Zeggl am 17. Juli 1890 geboren.Er besuchte die erste Klasse 'Gymnasium in Wiener Neustadt, die zweite bis achte als Knabense.minari9t in Hollabrunn, wo er 1910 dde Matura ablegte. War von 1910—1914 Zögling im alten Alumnat auf dem Stephansplatz und Hörer an der kath.-theol. Fakultät .und empfing am 25. Juli(im Kriegsausbruchsmonat) 1914 aus der Hand Kardinal Piffls mit 28'Mi'talumnen (darunter Militär pfarrer Gramann und Gefangenenhausseelsorger Köck) die Priesterwedhe. Er winkte vom 1. September 1914 bis 16. März 1917 als Kooperator in Payeibach (Dekanat Gloggnitz), bis 1. April 1918 als Spiritualprovisor im benachbarten Reichenau a. d. Rex, war bis 1. Mai 1932 Pfarrer in Falkenstein (Dekanat Poysdorf)und in gleicher Eigen schaft bis 31. August 1940 in Poysdorf, wo jedoch seine erfolgreiche Wirksamkeit in hiniterhältigster Weise dürch Nationalsozialisten abgewürgt und er sogar wertrieben wurde. So kam er nach Wien, wurde ■mit 1. September d. J. Prov'isor und mit 1. Oktober Pfarrverweser von Breitensee '(XIV. Bez.). Eine Inve stitur konnte wegen der feindseligen Einstellung der dam'aligen Madi'thaber dier Kirche gegenüber nicht stattfinden. Folgen wir nun seinem Eigenbericht in der Pfarrchronik von Breitensee: ,;Dle Umsturztage von 1938 wirkten sldi in ganz besonders scharfer Weise in so kleinen Provinzstäd ten aus, w'le Poylsdorf eine ist. Die führenden Natio nalsozialisten suchten ihren ganzen Einfluß geltend zu machen, um den Pfarrer wegzubringen, hinter dem schließlich der weitaus größte Teil der Bevölkerung stand. 'Ein Stein des .Anstoßes war das Pfarrkino, das die Herrschaften (Ns. Partei) gerne in ihren Besitz be kommen hätten. Durch verschiedene Umstände ist ihnen dies im Jahre 1939 auch gelungen. Im gleichen Jahre wurde die Wallfahrtskirche Maria Bründl unter 'ziemlichem Kostenaufwand renoviert. Die große Opferfreudigkeit der B.evölkerung war den Herrschaf ten wfieder ein Dorn im Auge. Man versuchte alles Mögliche, um gegen den Pfarrer vorgehen zu können. Verschiedene Anzeigen .gegen ihn bei der Geheimen Staatspolizei blieben auch erfolglos. Ein Zelienleiter in formierte zwei iSoldaten, die im Quartier in Wilhelmsdor.f (2 km entfernte Ortschaft) lagen, anscheinend mit dem Hintergedanken, sie möchten den Pfarrer in einer Rede fangen. Dies war die Ansicht einiger Bauern von Wilhelmsdorf und geht auch aus der Zeugenaussage dieser Soldaten hervor. Der in einer Unterredung mit den Soldaten .gebrauchte Ausdruclc „Oberbonzen" wurde von den 'beiden .Soldaten so gedeutet, als ob er auf Regierungsmitglieder gemünzt worden sei.. Vom Pfarrer war er aber auf untergeordnete Parteileute in Poysdorf bezogen, was audi aus den widersprechen den Zeugenaussagen und aus dem Zusammenhang der Rede hervorging. (Nichtsdestoweniger wurde aber von der Partei die Verhaftung des Pfarrers und die An klage beim Sondergericht beantragt. Der Pfarrer kam in das Landesgericht nach Korneuburg und mußte dort fünf Wochen in Untersuchungshaft sitzen. Bei seiner Freilassung •wurde ihm zugesagt, daß es zu einer An klage .nicht kom.men wird. Die Partei verlangte aber anscheinend die Durdiführung einer Anklage, weshalb von der Staatsanwaltschaft Berlin der Auftrag nach Wien kam, die Anklage zu erheben. Die erste Ver handlung wurde .am 8. Oktoiber 1940 vor dem Sonder gericht durchgeführt. Wegen der Widersprüche der Zeugenaussagen wurde die Verhandlung vertagt. Bei der zweiten Verhandlung am 6. Februar 1941 wurde der Pfarrer über Antrag des Staatsanwaltes freige sprochen. Trotzdem hatte die Kreisleitung Mistelbach das Kreisverbot für den Pfarrer bei der 'Geheimen Staatspolizei (Gestapo) durchgesetzt, weil er nach An sicht der Kreisleitung das einzige Hindernis sei, wes halb die Partei in Poysdorf .keine Fortschritte machen könne. Infolge dieses Kreisverbotes 'konnte der Pfarrer nicht mehr nach Poysdorf zurückkehren." So mußte er sich nadi Wien wenden. Uber 26^12 Jahre wirkte Msgr. KR. Zeggl an der über 20.000 Seelen umfassenden Großstadtpfarre Brei tensee mit der Kirche zum hl Laurentius, bis er am 27. Juni 1967 in Grünau (O. Ö.) starb und am 30. (d. i. am letzten Tag, da er noch aktiver Pfarrer war, mit 1. Juli sollte er in den wohlverdienten Ruhestand treten und im Stephanushaus, Wien IM, Ungargasse 38 einziehen, in seiner Pfarre eingesegnet und am 1. Juli in seiner Heimat .begraben wurde. Pfarrer Zeggl war eine vom Seelsorgerpapst Pius X. und dem Seelsorgenbildner Handloß geprägte fromme Priesterpersönlidikeit, ein echter Seelenhirte, der ganz in seinem Wirkungskreis aufging und überall nodi bis heute Spuren seiner segensvollen Tätigkeit hinterließ. iMöge ein Biograph oder eine Pfarrgeschichte einmal seine Persönlichkeit voll würdigen und all seine Werke aufzählen und behandeln. Hier sei nur auf seine besondere Leistung für die Wiener Erzdiözese und darüber hinaus gedacht. Denn ihm ist das heute noch in Verwendung stehende Katholische Gebet- und Gesangbuch, die „Betende Gemeinde", zu verdanken. Zeggl nahm die ihm gestellte Aufgabe sehr ernst. Er soll sich zur geistigen und geistlichen Vorbereitung nach St. Gabriel/Maria Enzersdorf zurückgezogen •haben, um sidi richtig sammeln zu können. Freilich lagen schon genug Gebetbücher vor^), die es nun zu überarbeiten und den ,Seelsorgs- und Zeiterfordernissen anzupassen, bzw. auszuwerten galt. Die 1926 er schienene „Betende Gemeinde. Katholisches Gebet- und Gesangbuch", Wien, Leipzig, österreichischer Bundes verlag für Unterricht, Wissenschaft und Kunst (das Nihil obstat erteilte Handloß als Zensor ex offo, Z. 1122 V. 13. 2. 1926) trug noch nicht den Namen Pfar34

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