„Im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes. Amen.In dem Glauben an diesen drei einigen Gott, welcher in der katholischen Kirche allein unfehlbar verkündet wird, beteuere ich, daß ich ein treu ergebenes Kind dieser hl. Kirche bis zum letzten Atemzuge bleiben wollte. Der gütige Gott hat unter den vielen Gnaden, mit denen er mich Unwürdigen überhäufte, mir auch die unschätzbare Gnade gegeben, daß er mich mit wahr haft guten Menschen, liebenseifrigen Katholiken, edlen Freunden zusammengeführt. Ich danke diesen für alle ihre Liebe. Meine ehemaligen Alumnen bitte ich, alles zu tun, was an ihnen ist, um als Priester dem großen Gott viel Ehre zu erweisen. Alle, die ich je unterrlditet habe, bitte idi, die kostbaren Güter des Glaubens und der Gnade zu hüten. Alle aber, die ich je einmal be leidigt, bitte ich, mir zu verzeihen und für meine arme Seele zu beten". (Korrespondenz d. PriesterGebetsvereines Associatio pers. sacerdot. 1929, Nr. 2, 35). M. war ausgezeichnet durch ausgesprochenen Ord nungssinn, der manchmal etwas kleinlich und peinlich anmutete; er arbeitete ä la minute, riet dies auch den ihm Anvertrauten; war merkwürdig streng, auch in der Wahl der Besserungsmittel; stützte sich auf ein richtiges Beobachtungssystem; als Sudetendeutscher fleißig und strebsam, hielt er sich durch Studium und Lesen auf dem laufenden, war durch sein Sammeln und Exzerpieren Vorbild, fand daher überall inter essierte Zuhörer; war von tiefer, freilich manchmal kindlich wirkender Frömmigkeit, ängstlich, sogar irgendwie Skrupulant, was wohl von der hohen Auf fassung seines Amtes und von einer gewissen Neigung zur Schwermut kommen mochte, gestand er doch, nie mand ahne, wie es da drinnen aussehe, wie er oft sein Herz mit beiden Händen halte, wie schwer er kämpfen müsse. Wie froh er sei, wenn er im Kreise seiner Kol legen so viel Heiterkeit finde! Dem lieben Gott könne er nicht genug danken dafür (Winter a. a. O. 31). Ganz hoch stand bei ihm geschrieben: das sentire cum ecclesia, daher auch seine Vorsorge und Bemühungen bei der Abwehr und Überwindung des Modernismus und sogar ihm als modernistisch erscheinender „Re formbestrebungen" und notwendiger zeitgeforderter Erneuerungen. Von daher war er auch wohl bei der Auswahl und Förderung von Begabungen traditions gebunden. Interessant ist jedenfalls seine so differen zierte Seelsorgs- und Hörer-Gemeinde; Kleriker — Studentinnen (beide im Internati). Aus der zeitlichen Distanz wäre es wohl an der Zeit, daß sich Mitarbeiter und Schüler mit seiner Bio graphie und Wirksamkeit und seinem Einfluß befas sen, da gerade bei dieser Persönlichkeit Augen- und Ohrenzeugen einer historisch-kritischen Beurteilung und echten Würdigung am nächsten kommen dürften. Es geht hierbeit um ein bedeutsames Stück zu klä render Wiener Diözesangeschichte. Quellen- und Literatur-Hinweise: Archiv des Wie ner Priesterseminars; weiters des Wr. Diözesanarchivs; Personalstände der Wiener Erzdiözese; Wiener Diözesanblatt 1871, 146; 1878, 180; 1885, 108; 1886, 24; 1889, 96; 1892, 228; 1899, 264; 1909, 108; 1911, 124, 161; 1912, 40, 233; 1913, 14, 191, 179; 1916, 131, 182; 1917, 33; 1918, 16, 81 f.; 1921, 29; 1922, 42; 1926, 18; 1929, 18; Catalogus seu Syllabus Canonicorum (angelegt von Domdechant Jos. Hayeck v. Waldstätten 1803, Hs. saec. 19./20., Wien, Domkapitel,fol.206 v;Winter Anna,Prälat Dr. Gustav Müller, Lebensbild und Auslese aus seinen Ansprachen an die kahol. Lehrerinnen, Wien, 1930; St. Angela-Blatt ab Jg. 1889 ff.; bes. 1896, Nr. 7). Korrespondenz der „Associatio pers. sacerdot.", 1892, 5, 92; 1929, 3, 33—35; 9/10, 130 ff.: Jahrbuch der LeoGesellschaft ab 1892; Zschokke, Hermann, Geschichte des Metropolitan-Capitels zum hl. Stephan in Wien, Wien, 1895, 413 (Nr. 680); Dempf, Alois, Albert Ehrhard, der Mann und sein Werk, Kolmar/Elsaß, o. J., 121, 185; Kosch, Wilhelm, Das kath. Deutschland, Augs burg, 1933, II 3111; Funder, Friedrich, Vom Gestern ins Heute, Wien, 1952, 121; Friedr. Trmbert. Das Metropolitan-Kapitel zu St. Stephan 1722—1900, Wr. phil. Diss. 1952, 116/118; Wiener Kirchenblatt 1929/9/7. Ferner: Vaterland; Reichspost usw. 17. Friedrich Gustav Kardinal PiffI und die österreichische Pfadfinderbewegung Dr. Manfred Fux (Als Vorbereitung auf Bd. 8, der Veröffentlichungen des Kirchenhistorischen Instituts, der vor allem vom Pfadfinderkorps St. Georg handelt.) Heute wie schon seit längerer Zeit darf sich die Pfadfinderbewegung kirchlicher Anerkennimg und Empfehlung erfreuen. Niemand Geringerer als Papst Paul VI. — damals freilich noch Substitut im Staats sekretariat unter Pius XII. — attestierte 1952 der Pfadfinderbewegung, daß sie eine „wunderbare Me thode" besitze, die die Kirche sogar „heiliggesprochen" habe^). Schon zuvor hatte sich Pius XI. als warmherzi ger Förderer des Pfadfindertums erwiesen^) und die Unterdrüchung des katholischen Pfadfinderbundes Italiens (Associazione Scoutistica Cattollca Italiana) durch Mussolini im Jahre 1927 nur schweren Herzens und unter Protest zur Kenntnis nehmen müssen®). In einer Audienz, die er am 2. März 1933 dem Gründer der Pfadfinderbewegung, Lord Robert Baden-Powell (1857—1941), gewährte, bezeichnete er die Bewegung als ein „herrliches Werk", das er „zur Gänze aner kenne"^). In den Anfangszeiten der 1908 von England aus gehenden Bewegung übte die Kirche jedoch eine vor sichtige und prüfende Zurückhaltung, die auch der neuernannte Erzbischof und Kardinal von Wien, Fried rich Gustav Piffl (1913—1932), teilte®). Am 19. Mai 1912 gründete Baronin Anna WulffStael gemeinsam mit dem ungarischen Ordenspriester P. Köhler eine Pfadfindergruppe an ihrer Knaben beschäftigungsanstalt in Wien X, Laxenburgerstraße III — die erste Pfadfindergruppe Wiens, die ausgerechnet und interessantei'weise in einem Arbei terbezirk entstehen sollte®). Nachdem der hochange sehene Pädagoge und Universitätsprofessor Friedrich Wilhelm Förster(1869—1966)zu Weihnachten 1913 diese Gruppe besucht und „eine herrliche Rede übers Christ kind als echter Pfadfinder" gehalten hatte''), ergriff Baronin WuLff-Stael am 10. März 1914 die Gelegen heit, auch den Erzbischof von Wien, Friedrich Gustav Piffl, über ihr Pfadfinderkorps zu informieren und ihn womöglich für das katholische Pfadfinderwesen zu gewinnen®). 27
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