Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

jeden Buches flehte er zu Gott um Erleuchtung und Beistand, damit er nichts, was die Reinheit der katho lischen Wahrheit verletze, schreibe, und alles zu seinem und der Gläubigen Heile gedeihe. Er wallfahrtet© des halb am Anfange, in der Mitte und am Ende der Arbeit in eine Kirche der Vorstadt, eingedenk der Worte des Herrn: ,Eine jede Pflanzung, die mein Vater nicht ge pflanzt hat, wird verdorren'(Mt. 15, 13)"^'")- Doch blieben auch ihm schließlich Ehrungen nicht aus. Am 11. Oktober 1825 verlieh ihm Kaiser Franz I. „aus eigenem Antrieb" ein Kanonikat im Domkapitel von St. Stephan. Am 28. d. M. wurde er im Chor und am Tag darauf im Kapitel installiert^"^). Am 1. Februar 1827 rückte er in die Würde eines (infulierten) Dom kantors auf, die ihm Fürsterzbischof Firmian mit dem Bemerken übertragen haben soll, den der Kaiser ehrt, den müsse auch er ehren^""). Diese Auszeichnungen bedeuteten jedoch keine Herabminderung oder Unter brechung seiner Seelsorgs- und Caritas-Tätigkeit, denn er blieb auch weiterhin der „fromme Pater Schmid", wie ihn das Volk allgemein und am liebsten nannte'"■•). Folgen wir abschließend noch dem Bericht seines zweiten Biographen, der uns damit einen Einblick in dieses Priesterleben der Romantik und HofbauerPeriode gibt: „Er änderte in seiner Hausordnung (nun mehr im Domherrnhof) nicht das Geringste und setzte Alles so fort wie auf der erzbischöflichen Cur, wo er 35 Jahre zugebracht hatte. Er stand sehr früh auf, verrichtete kniend sein Morgen- und Abendgebet, zelebrierte dann die hl. Messe in der Kirche bis zwei Jahre vor seinem Tode, wo er in seinem zu einer Kapelle eingerichteten Zimmer jeden Tag, bis drei Tage vor seinem Tode, aufopferte, und empfing die hl. Sakramente (Beichte) jeden Monat wenigstens zwei mal und richtete sich nach seinem gewählten Vorbilde, dem hl. Franz v. Sales. So oft er in die Vox'stadt zu Kranken ging, leitete er seinen Weg stets nadi der nächstgelegenen Kirche, um das Allerheiligste anzu beten. ,Der erste Besuch' — pflegte er zu sagen — ,gebührt dem Allerhöchsten, dem auf dem Altare ver borgenen Gott. Ein Viertelstündclien vor Gott in der Kirche ist besser und kostbarer als tausend andere'. — Liebe und Bescheidenheit waren die Leiter seiner Reden und Handlungen. Rechtfertigen, Entschuldigen und Schweigen, war die goldene Regel, welcher er bei Reden über Andere folgte. Hörte er von einem Prie ster oder einem Andern, daß derselbe in irgend einer moralischen Gefahr sei, so pflegte er für ihn eine neun tägige Andacht zu halten. Das Vertrauen der Priester zu ihm war groß. Die neugeweihten Subdiakone gingen in der Regel zu ihm, um von ihm den hl. Segen zu empfangen. .. Zollte man ihm Lob, so wandte er es gleich ab und pflegte mit David zu sagen; ,Nidit mir, 0 Gott! nicht mir, sondern Deinem Namen gib die Ehre!' Von seinen Vorgesetzten sprach er jederzeit mit hoher Ehrfurcht In Wohltun verlebte er seine Tage. Das Seminar machte er zum Universal-Erben seines Vermögens, das in 12.000 fl . bestand, nachdem er den größten Theil desselben bereits nach Rom in die Pro paganda fidei gesandt hatte, um die Missionäre zu unterstützen bei ihrem mühsamen Werke der Ver breitung des Glaubens"'"-"'). Als Kon-Kanoniker hatte er den erst 1819 mit 45 Jahren ordinierten, aber schon 1824 zum Domherrn ernannten Karl Ludwig Grafen von Coudenhove, der ebenfalls zu P. Hofbauer gestoßen war, als „in cura diligentissimus", Krankenhaus- und MilitärgefangenenSeelsorger, Tröster im Cholerajahr 1831 hervorragte und mit unserem Kanonikus darin seelisch zusammen stimmte und überdies noch das Verdienst für sich buchen konnte, den Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz v. Paul in Gumpendorf (Wien VD die Nie derlassung erwirkt und sie als erster Superior (1835 bis 1838) geleitet zu haben (f im Frühjahr 1838)'""). Wie ein friedliches Abendrot mit einer befriedi genden Rückschau auf die reiche Ernte eines arbeitserfüllten und selbstlosen Dienens an den Mitmenschen und eines treuen Knechtes Gottes und Sohnes seiner Kirche, mag das fünfzigjährige Priesterjubiläum im November 1838 dem Vierundsiebzigjährigen geschienen haben. Wie nicht anders zu erwarten, vermied er dabei jede prunkende Feierlichkeit und zelebrierte eine stille hl. Messe bei den Ursulinen in der Stadt — der Haupt wirkstätte seines hochverehrten Freundes, Beichtkindes und Vorbildes Klemens Maria Hofbauer •— achtzehneinhalb Jahre nach dessen Abscheiden von dieser Welt. Nicht vermochte er zu verhindern, daß ihm Kaiser Ferdinand I. (1835 bis 1848) „höchst eigenhändig" am 12. November die Insignien des Ritterkreuzes des kai serlich-österreichischen Leopolds-Ordens überreichte und ihn Papst Gregor mit Breve vom 18. Dezember mit dem Titel eines Päpstlichen Hausprälaten aus zeichnete'"'). Noch verfaßte Schmid das Büchlein; Die Denk sprüche und Jugendbeispiele, und das Trostbuch für Katholiken mit dem Titel seiner Lebensdevise: „Herr, Dein Wille geschehe!'""®). Bereits im Jahre 1841 am Rand des Grabes an den Tod gemahnt und durch das Hinschwinden der Kräfte immer mehr auf das Aller letzte sich einstimmend, empfing er am 9. Jänner 1843 die Sterbesakramente in Gegenwart des Metropolitankapitels, das in gewohnter Weise in Prozession das Allerheiligste vom Dom in die Wohnung herüber ge leitet hatte, und verschied mit frommen Anmutungen aus der Hl. Schrift und mit den Namen Jesus, Maria, Josef, Johannes, Franz von Sales und Franz von Assisi auf den Lippen und die hl. fünf Wunden seines Er lösers küssend, am 10. d. M. zehn Uhr abends im 79. Lebensjahr'""). Auch hierbei ähnelten Sterbender und Sterben den letzten Akten bei Hofbauer am 14. und 15. März 1820""). Und dies sogar, was die hohen Besuche und die Leichenfeier bei St. Stephan betrifft, nur wurde die Leiche Schmids am 13. Jänner auf dem Gottesacker zu St. Marx beigesetzt"'), wo wie auf dem Marla-Enzersdorfer-Friedhof berühmte Romantiker"^), auch Prominente z. B. Mozart und Therese Krones ruhten""). Aligemein war die Überzeugung: man habe einen im Rufe der Heiligkeit Stehenden oder Heiligen, ähn lich dem P. Hofbauer, zu Grabe getragen. Die Geist lichkeit nannte Kanonikus Schmid den Edelstein in der Krone des Klerus, das Volk den heiligen Diener Got tes"'),. Auch Sebastian Brunner rühmt den im Heilig keitsruf Verstorbenen als ein edles, reines, hohes Vor bild eines katholischen Priesters, dessen Verdienste eben so groß wie seine Anspruchslosigkeit und dessen Wirken so geräuschlos sei, daß es kaum zu dessen Be wußtsein gedrungen. Zuletzt sei an P. Holbauers Urteil 43

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