Beiträge Nr.6 zur Wiener Diözesangesdiidite BE I LAQE DES WI ENER DIÖZESANBLATTES Nr.11 (November 1969) Wien,am 1. November 1969 107. Jahrgang 10. Jahrgang Inhalt: 24. Der Wiener Beichtvater Klemens Maria Hofbauers: Curpriester, Kanonikus und geistlicher Schriftsteller Franz Seraph Schmid (1764—1834)(Fortsetzung). — 25. Prälat Fried über seine natio nalsozialistische Haft 1939—1944 (Eigenbericht aus dem Nachlaß). — 26. Reihenfolge der Seelsorger der ehemaligen k. k. Hof- und Schloßkirche Hetzendorf. 24. Der Wiener Beichtvater Klemens Maria Hofbauers: Curpriester, Kanoni kus und geistlicher Schriftsteller Franz Seraph Schmid (1764—1845) Dr. Franz Loidl (Fortsetzung) Daß Schmid als echtem Priesterbildner und väter lichem Freund und einstigem Spiritual seine ehemali gen Alumnen in besonderer Weise am Herzen lagen, sei letztlich auch betont. So sicherte er jährlich den Neugeweihten die Anschaffung mehrerer für die Seel sorge nützliche Werke durch eine Stiftung, setzte sie endlich zu Erben seines Vermögens ein mit der Bestimmung, daß die davon jährlich entfallenden Interessen unter die neugeweihten Priester vor dem Antritt ihrer Seelsorgestation nach Maßgabe ihrer Bedürftigkeit verteilt werden sollen, und schenkte jährlich den Neomysten eine ansehnliche Zahl seiner Bücher^''). Steht nun auch Schmid zwischen dem vor ihm als Kanzelredner und Dramatiker gefeierten Zacharias Werner (1768 zu Königsberg geboren, seit 1814 Prie ster und 1823 gestorben)''*) und dem nach ihm als Domprediger und Homileten berühmten Johann Emanuel Veith (1787 zu Kuttenplan geboren, seit 1821 Priester und 1876 gestorben)'®) und damit einiger maßen im Schatten, so nimmt er doch durch sein rein religiöses, frommes und ganz auf die praktische Seelsorge eingestelltes Schrifttum auch seinen eige-, nen Platz ein und verdient darob die gerechte Wür digung und gebührende Anerkennung. Schmid sah, wie schon bemerkt, im Schriftenapostolat seine Pflicht und Möglichkeit, auf diese Weise das Wort des Herrn zu verkünden^®). Und er tat dies ausgiebig, indem er viele seiner Bücher ver schenkte"^), wie es später Donin, ebenfalls Cur priester, in noch reicherem Maße übte, der vielleicht gar von ihm zur Nachahmung angespornt wurde"^). Unterstützt von wohltätigen Personen aller Stände, vermochte er dies auszuführen""). Da Schmid aus Demut seinen Namen meist ver schwieg oder höchstens einfach mit „ein Weltpriester" zeichnete"-'), vermochten schon Haringer"") und Wurz bach®") nur eine allgemeine Nennung vorzulegen. während Zenner 30"") und Donin 1866 erst 18""), dann aber 1874 an die 31 Nummern"®) angeben konnte. An Stoff und Einfällen mangelte es dem Schriftsteller keinesfalls, „denn was er während seines Amtes als Spiritual für sich und die ihm anvertrauten Kleriker in Gebet, Lesung und Betrachtung gewonnen hatte, legte er bei mehrerer Muße in Schriftsprache nie der"®"); auch fand er als umsichtiger und aufgeschlos sener Seelsorger Anregungen und Gelegenheiten hiezu genug. Bemerkenswert ist die Notiz Haringers, P. Hof bauer habe nicht wenig zu der segensreichen, literari schen Tätigkeit beigetragen, die der fromme, streng katholische Franz Schmidt (richtig Schmid) entwickelte, der ein sehr gelehrter und kluger Mann gewesen, wie er dies in der Auswahl der Bücher, die er publizierte, genugsam gezeigt habe®^). Schmid war ein durchaus geistlicher Schriftsteller, voll Schlichtheit, Gemüts wärme, Güte und Frömmigkeit, den eine solche Ideenund Herzensgemeinschaft mit Hofbauer verband, daß man ruhig behaupten kann: Was Hofbauer sprach und predigte, das schrieb er nieder und verlieh dessen ein fachem Wort eine noch Jahrzehnte über den Tod hin ausreichende Wirkung. Hofbauers Einfluß lag eben in der Kraft und Originalität seiner Persönlichkeit und nicht so sehr in der Kanzelberedsamkeit und Schriftstellerei und stand natürlich, von daher gesehen, seinen Schülern und Freunden — wie dem „Donnerer" oder der „Posaune Gottes, Werner, und dem größten Homi leten des 19. Jahrhunderts", Veith, und auch noch anderen nach"-). Um kurz anzudeuten, wie sich Gesinnung und Werke unseres Priesters und Schriftstellers Schmid von seiner Zeit, ihren Strömungen und ihrem Milieu abheben, und was hier — wie bei P.Hofbauer — wider den offensichtlichen oder schleichenden unchristliciien Zeitgeist geleistet wurde, sei an eine Schilderung und Stellungnahme der damals hochgeschätzten und sehr fruchtbaren Romanschriftstellerin erinnert, was um so mehr hiezu berechtigt, da sie eine fast gleichaltrige Zeitgenossin Schmids war. Es ist die 1769 in Wien ge borene Caroline von Greiner, verehelichte Pichler, die im selben Jahr wie Schmid, das ist am 9. Juli 1843, starb®"). „Unsere Zeit ist so über alle Maßen skeptisdi und nüchtern, hat so ausschließend nur für das Reelle, Handgreifliche, Nutzbare Sinn, daß Alles, was sidi nicht in diese Kategorien bringen läßt, für sie nicht 41
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