nach allen Kräften und mit guter Wirkung beigetragen und auch sonstigen Nutzen dem Alumnate verschafft habe"39). Seine ideale Auffassung wird aus einer ihm in den Mund gelegten Äußerung offenbar, da er beim Rück tritt auf die Frage Erzbischofs Hohenwart, womit er ihm die dreizehnjährige Seminartätigkeit belohnen könne, gebeten haben soll: „O nichts! Nichts! Lassen mich Eure fürstlichen Gnaden nur als Cooperator an der eb. Cur!"-»0) Dem wurde auch entsprochen, nachdem der be scheidene Bittsteller 1797 vom Kantor zum Leviten und am 10. Mai 1801 zum Kooperator in der CurpriesterHierarchie von St. Stephan aufgerückt war. Und so wurde er endlich nach über achtzehn Jahren Wirksam keit eben an der Cur am 6. Juli 1809 zum Kuraten ernannt^i). Damit begann seine eigentliche seelsorgliche Tätig keit in Wort und Schrift und Tat, die über ein Jahr zehnt lang mit der P. Hofbauers in einer gewissen Parallelität verlief, worauf jeweils kurz hingewiesen werden soll. Waren sich beide gleich in ihrem Eifer als Beichtväter, Caritasapostel, praktische Förderer lebendiger, gemütvoller Frömmigkeit u. n. a., so hatten sie doch wieder ihr Besonderes: Hofbauer als uner müdlicher Prediger und Werber für einen weitwirken den Jüngerkreis, Schmid als seelsorglicher Schrift steller, da es ihm „wegen seiner schwachen Brust" versagt war, das anstrengende Predigtamt auszuüben, und er es daher als seine Pflicht und als sein Apostolat ansah, doch nicht, — da Gebet- und Kochbücher immer noch am besten abgingen — um daraus Gewinn zu schöpfen42). Ludwig Donin, von 1829 bis 1833 Alumnus am Stephansplatz und von 1835 bis 1876 Curpriester bei St. Stephan, also Augen- und Ohrenzeuge, be zeichnete Schmid als den fruchtbarsten und, man kann sagen, einzigen katholischen Schriftsteller der Kaiserstadt43). Darüber jedoch dann mehr. Vorerst nun zur Begegnung zwischen Hofbauer und Schmid im Bußsakrament, die hier ja das Haupt thema bildet. Nach seiner Austreibung aus Polen, näherin Warschau, war P. Hofbauer im Herbst 1808 wiederum nach Wien gekommen und fand als armer und von der Polizei bespitzelter Flüchtling vorläufige Unter kunft bei seinem früheren Meister Bäcker Weyrig und wurde von alten Freunden und Wohltätern oft zu Tisch geladen. Jetzt wählte er seinen alten Gönner44), den Domkuraten Franz Seraph Schmid, zu seinem Beichtvater45), bei dessen Schwester, der Bäckermeisterin Gußl (auch Gussei), er am Freitag und Samstag jeder Woche das Essen erhielt^»). Schmid erfreute sich des einmaligen seelischen Vertrauens auch, als Hofbauer 1813 Schwesternbeichtvater und Kirchenrektor bei St. Ursula (Wien I) wurde47), und so blieb es bis zu dessen Tod am 15. März 1820 in Wien. Im Selig- und Heiligsprechungsprozeß des Dieners Gottes 1864 wird Schmid ausdrücklich als dessen intimer Freund und Beichtvater bezeichnet, wie schon angedeutet wurde und neuerdings unterstrichen werden solPS). Er war es daher auch, der dem sterbenden P. Hofbauer bei stehen durfte und somit den letzten Freundes- und Liebesdienst gewiß bewegten Herzens und dankbar erwiesen hat, womit augenfällig, überzeugend und abschließend das innige Vertrauensverhältnis und der seelische Zusammenklang zwischen Beichtvater und Beichtkind unterstrichen erschien und erscheint. Als sich für den schon seit einigen Wochen kränkelnden Hofbauer in der Nacht des 14. März (1820) das Ende abzuzeichnen begann und der Arzt dies be stätigte, „gab man dem Herrn Benefiziaten von St. Stephan, Franz Schmid, der damals... sein Beicht vater war, davon Nachricht. Er kam und reichte ihm, so gut es ging, die heiligen Sakramente. Als Schmid die Absolutionsworte sprach, begann der Heilige etwas zu derilieren, und sprach auch seinerseits die Worte nach und tat, als ob er den Beichtvater absolvieren wolle. Bei der hl. Kommunion war er offenbar wieder bei sich. Dann spendete ihm Schmid die hL Ölung". Der wurde noch zweimal gerufen und war auch beim Abscheiden um die Mittagsstunde des 15. März an wesend, wobei er die commendatio animae betete", berichtet zu tiefst gerührt der Redemptoristenkandidat Don Pajalich aus der allerengsten Umgebung49). Der Kurat von St. Stephan und Beichtvater des Verstorbenen, Herr Franz Schmid, heißt es weiter, hielt die „Leichenfunktion". Als der überlange Zug bei St. Ursula vorbeikam, ließ dieser anhalten und die Leiche niedersetzen, um eine nochmalige Einsegnung vor den aus den Fenstern teilnehmenden Schwestern vorzunehmen. In der „Leichenfunktion" wechselten Zacharias Werner und Schmid abSO). Daß Schmid sogar als stellvertretender Schwestern beichtvater für P. Hofbauer tätig sein konnte, braucht keineswegs zu verwundern, wie die Notiz bestätigt: „Am 11. März (also vier Tage vor dem Todestag) kamen P. Maximus von den Serviten und der Hochw. Herr Franz Schmid, Beichtvater des P. Hofbauer, um statt seiner die Klosterfrauen (bei St. Ursula) Beichte zu hören, wie sie immer taten, wenn er verhindert war"5i). Wenn es von P. Hofbauer hieß, daß er stunden lang, schon um vier Uhr früh, und oft bis in die Nacht Beichte hörte-^S)^ einen weiten Kreis von Pönitenten aus allen Schichten der Bevölkerung, darunter hohe und höchste Persönlichkeiten, hatte und richtige Be kehrungen erzielen konnteSS), also ein ausgesprochenes Charisma offenbarte, so darf dies auch von seinem eigenen Beichtvater mehr oder minder angenommen werden. Es war daher gewiß keine Übertreibung, son dern eine Bestätigung, wenn es in einer Würdigung über Schmid heißt, „der Beichtstuhl war seine Kanzel, wo er unermüdet bis an das Ende seines Lebens in der Liebe Christi wirkte. Wie er hier im Geiste der Liebe, Sanftmut und Geduld nach dem Beispiele des hl. Franz v. Sales, den er in Wort und Tat nachzuahmen bemüht war, allen alles zu werden strebte, bezeugt das all gemeine Vertrauen, das er bei Reichen und Armen, Vornehmen und Geringen genoß ... Geistliche erkoren sich ihn — ihren ehemaligen Spiritual und Vorsteher und Wohltäter — zum Gewissensrat, Regularen und Nonnen verehrten ihn als ihren geistlichen Füh rer..."^). Besonders ehrend war,daß ihm seine geistli chen Obern, die Fürsterzbischöfe Hohenwart (1803 bis 1820) und Firmian (1822—1831), das vollste Vertrauen schenkten und ihn zu ihren Beichtvätern wählten, und auch Fürsterzbischof Milde (1832—1853) ihn so hoch 36
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