Beiträge zur Wiener Diözesangesdiidite BE ILAQE DES WIENER DIÖZESANBLATTES Nr. 7 tJuU 1969) 107. Jahrgang Nr.4 Wien,am 1.Juli 1969 10.Jahrgang Inhalt: 17. Möns. Otto Gramann (f 1947) — 18. Vinzenz Eduard Milde als Historiker (Fortsetzung). — 19 Reihe der Pfarrer von Oberlaa. — 20. Regesten des Taubstummeninstitutes in Wien. 17. Möns.Otto Gramann(t 1947) Dr.Franz Loidl In ähnlicher Situation einmal gewesen und da durch mit einigem Verständnis und Einfühlungsver mögen behaftet, ja belastet, fühlt sich der Verfasser zu Mitbrüdern hingezogen (1), die in solcher, meist sogar schwierigeren Lage den letzten und allerletzten Dienst an zum Tod Verurteilten leisten durften, und weiß sich daher gedrängt, ja verpflichtet, einiges dar über zu sammeln und der Nachwelt zu erhalten. Dies gilt nach Möns. Karl Keck(2) und Anton Grois(3) auch von Möns. Otto Gramann. Am 18. Oktober 1885 in Wien-Meidling als jüng ster Sohn einer kinderreichen Familie geboren, be suchte er das Gymnasium daselbst und diente als Einjähriger beim Husarenregiment Nr. 4, Herzog von Conaugth und Stradeau, transferierte zum Ulanen regiment, avancierte zum Rittmeister in der Reserve und nahm an den Manövern in Bosnien teil. Der stramme Offizier wählte aber plötzlich und über raschend für seine Umgebung einen noch Höheren als den Kaiser und Obersten Kriegsherrn, trat ins alte Wiener Alumnat am Stephansplatz ein und emp fing am 25. Juli 1914, also am Beginn des ersten Weltkrieges, die Priesterweihe und primizierte gleich am folgenden Tag.(4) Vom September 1914 bis Oktober 1915 Kooperator in Retz (N. 0.) und ab 1. November d. J. auf kurze Zeit als Kurat an der Hauptpfarre in Wiener Neustadt tätig, wurde er schon mit Ende des Jahres als Feldkurat eingezogen, kam an den njssischen Kriegsschauplatz und erfüllte als echter Militärseelsorger, sicher ohne dabei zu ahnen, daß er nur etwa zwei Jahrzehnte später eine noch härtere, aber einmalige Seelsorgsaufgabe übertragen erhalten werde, seine Pflicht. Daß dem treuen Soldaten der Zusammenbruch von Monar chie und Armee nahegegangen sein muß, dürfen wir annehmen. Er diente aber noch weiter, wurde er doch mit 1. Juli des notvollen Nachkriegsjahres 1919 zum Seelsorger des Kriegsspitals Nr. 2 in Wien X (Triester Straße) bestellt.(6)Dann folgte der Weg ins Zivil, denn am 1. Jänner 1920 traf ihn die Berufung als Spiritual, Schwesternbeichtvater und Religionslehrer im Pen sionat St. Christiana zu Rodaun.(7) Mit 1, September 1924 wurde ihm dazu auch die Lokalprovisur von Rodaun bis zur Besetzung im folgenden Jahr über tragen. Die Jahre im schön gelegenen Rodaun bzw. St. Christiana werden für Gramann wohl die fried lichsten und angenehmsten gewesen sein, konnte er doch eine von Tannen und Buchen umrauschte kleine Villa bewohnen, die an Maria Theresiens Zeit erinnerte und wo er sich der für seine Berufsarbeit notwendigen Sammlung widmen und auch mit einem Freundeskreis schöngeistigen Gedankenaustausch pflegen konnte. Nachdem Gramann schon mit 28. November 1930 die approbatio generalis als Advokat beim Erzbischöf lichen Metropolitan- und Diözesangericht(8) erhalten hatte, wurde er mit 1. November 1934 zum eb. Gerichtsrat ernannt und übersiedelte deshalb im Jahr darauf als Kirchendirektor ins Kloster der Salesianerinnen mit der Kirche zur Maria Heimsuchung auf dem Rennweg (Wien III). Noch im gleichen Jahr (4. Nov. 1935) folgte die Ernennung zum päpstl. Ehren kämmerer. Da man inzwischen wegen des Aufbaus des öster reichischen Bundesheeres auch an eine personelle Er weiterung der Militärseelsorge denken mußte(9), wur den einige Priester für diesen wichtigen Zweig der Männerseelsorge gewonnen. In Wien waren es: Anton Grois (geb. 1905) und eben der um 20 Jahre ältere Gramann, der auf diese Weise zum zweitenmal den Soldaten- bzw. Offiziersrock anzog und ob seiner Er fahrung der richtige Mann für diesen Posten war. Beide wurden mit 1. Februar 1936 als Militärkapläne (mit Titel eines Militär-Vizekuraten) dem damaligen Militärpfarrer bzw. Militärsuperior Josef Gottfried Tegel beigegeben.(10) Gramann rückte dann zum Mili tärpfarrer (mit Titel eines Militärkuraten) der „schnel len Division" auf.(11) Eine besondere Inanspruchnahme brachte die Mit arbeit am „Katholisch-deutschen Soldatenbund" mit sich, der seit seiner Gründung unter Militärvikar Dr. Ferdinand Pawlikowski (sodann Bischof von Seckau) die Jungmänner im Waffenrock in Ortsgruppen zu sammenfaßte und durch Schulungen, Exerzitien und Vorträge zu betreuen und zu aktivieren suchte.(12) Das zur Unterstützung dieser Seelsorge 1926 inau gurierte Monatsblatt „Der gute Kamerad" weist noch heute Gramanns Namen bei Gottesdiensten und Vor trägen nach.(13) Leider zerstörte der Einbruch des 25
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