Ferdinand 1. die schließlich nicht verwirklichte Uber führung der sterblichen Überreste Kaiser Maximilians I. von Wiener Neustadt nach Innsbruck plante, ließ er im Jahre 1564 Berichte über bisherige Fürstenbegräbnisse erfordern; von den acht eingelaufenen Schriftstücken greifen vier auf die beiden Grablegungen Friedrichs III. 1493 und 1513 zurück.^) Eine vergleichende Auswertung der Berichte er gibt, daß der Kaiser unmittelbar nach der Überführung von Linz nach Wien zunächst provisorisch in der Tirna-(Prinz Eugen-)kapelle und im Dezember 1493 in der Herzogsgruft beigesetzt wurde. Im Jahre 1513 er folgte die Erhebung des Sarges aus der Gruft, der dann einige Tage wiederum in der Tirnakapelle auf gebahrt und hierauf durch das westliche Joch des Langhauses, das Sakristeischiff und den Apostelchor zum neuen Grab getragen und in dieses gelegt wurde. Nach der Inschrift des von Ferdinand I. um 1540 errichteten hölzernen Epitaphs Friedrichs III., das bis April 1945 an der Wand neben dem Grab angebracht war und seither verschollen ist, erfolgte die Beisetzung am 7. November ISIJ.'') Eine ausführliche Beschreibung der Umbettung des Kaisers und des Grabmals bietet der Humanist Johan nes Cuspinianus®). Danach erfolgte die Beisetzung der Intestinen des Kaisers in Linz, wurde die Leiche auf der Donau nach Wien überführt, in der Fürstengruft des Stephansdomes beigesetzt und nach der Vollendung des Grabmals in dieses umgebettet. Es heißt dann: „Anno dehinc Christi Millesimo quinquentesimo, tredecimo kalendas Nouembris, cum staret haec moles, corpus Friderici e cripta Principum Austriae, que in ede sancti Stephani,in hoc est sepulchro translatum,summa cum honorificentia, praesentibus Antistite Viennensi®), uniuersoque clero et proceribus Austriae, procurante questore Laurentio Sauurerio. Ego autem funebrem orationem dixi...Sunt autem duae enee tabule deaurate ä Maximiliane in id sepulchrum locate, quibus continentur anni uite et gubernationis Friderici, cum titulis regnorum et prouinciarum, aurei argenteique nummi uultum Cesaris referentes."^) Nach Cuspinian erfolgte somit die Translatio am 1. November 1513, wobei zu beachten ist, daß der Bei strich in der ausgeschriebenen Jahreszahl offensicht lich falsch gesetzt ist. Während hier nur von einem Datum die Rede ist, fanden nach den Berichten von 1564 die Erhebung aus der Gruft und die endgültige Beisetzung an verschiedenen Tagen statt. Die Angaben Cuspinians und des hölzernen Epitaphs ergeben, daß wohl die Erhebung am 1., die Beisetzung aber am 7. November 1513 erfolgte. Bei der am 10. III. 1969 festgestellten MemorandumTafel handelt es sich offensichtlich um eine der beiden von Cuspinian erwähnten Tafeln mit den Titeln des Kaisers. Da ja nur ein kleiner Teil des Grabesinneren eingesehen werden konnte, wurden die zweite Tafel, die sich vielleicht an der anderen Seite befindet, und die beigelegten Münzen nicht gesehen. Die kleine Tafel mit der Jahreszahl 1517 wurde später beigelegt. Bisher galt 1513 als Vollendungsjahr des Grabmals.®) Nach einem der Berichte von 1564, den der Jurist und Wiener Universitätsprofessor Dr. Philipp Gundel erstattete, „ist (1513) das inner ganncz stuck am grab vertig worden", womit wohl die Tumba ge meint ist. Die Vollendung und Aufstellung der Balu strade wird dann noch bis 1517 gedauert haben. In diesem Jahre erfolgte die Endabrechnung des ganzen Grabmonumentes.®) Die Untersuchung des Friedrichsgrabes ergibt im Zusammenhalt mit den historischen Berichten, daß der Kaiser tatsächlich in der Tumba ruht, wie es bisher in der Literatur angenommen wurde.'® Anmerkungen: ') Wiener Zeitung v. 15. II., 19. II. 1969. Meldung im österr. Rundfunk, 2. Programm,Lan desnachrichten (Radio Wien), 15. II. 1969, 6.50 Uhr. — ^) Kathpress n. 58 v. 11. III. 1969, 1. — ®) Wien, Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Hofakten des Min. des Inneren Fasz. 1. Zitiert bei Loehr, Maja, Archivalisches zu den Fürstengräbern im St. Stephansdom, in: österr. Zeit schrift f. Kunst u. Denkmalpflege 6 (1952) 128—130, mit Auszügen aus den Berichten. — ')Tietze, Hans, Ge schichte und Beschreibung des St. Stephansdomes in Wien (österr. Kunsttop. 23, 1931)468, Abb. 574. „Corpus eivs in hoc saxvm reconditvr ac transfertvr MDXIII die VII noVembris." — ®) Cuspinianus, loannes, De Caesaribus atque Imperatoribus Romanis opus insigne (1540) DCXX—DCXXII. — «) Georg von Slatkonja, erster Residentialbischof von Wien, nominiert 1513 III 1, präkonisiert 1513 VIII 12, konsekriert 1513 XI 13 (Per sonalstand der Erzdiözese Wien 1958,62 n. 10). — ")Cus pinian a. a. O. DCXXII.— ®) Tietze a. a. O. 455. DehioHandbuch Wien (1945) 55. — ®) Tietze a. a. O. 455. — '®) Wimmer, Friedrich-Klebel, Ernst, Das Grabmal Friedrichs des Dritten im Wiener Stephansdom (Öster reichs Kunstdenkmäler 1, 1924) 5: „Unter ihr (der Deckplatte), eingeschlossen von den Tumbawänden, liegt der tote Kaiser." Herausgeber, Verleger und Eigentümer: Erzb. Ordinariat, Wien I, Rotenturmstraße 2. — Verantwortlicher Schriftwalter; Univ.-Prof. Dr. Franz Loidl, Wien I Rotenturmstraße 2. — Drude und Versendung: Mechitharisten-Buchdrudcerei, Wien VII, Mediitaristengasse 4. 24
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