den, begann er im August 1534, nach den „Hunds tagen", die damals vorlesungsfrei waren. Weitere Vor lesungen zu dem alttestamentlichen Weisheitsbuch „Jesus Sirach"(Ecclesiasticus) begann er am 3. Novem ber 1534 und endlich diktierte er am 11. Jänner 1535 eine Abhandlung zum Propheten Oseas^). Nach Wappler®) sollen auch noch Aufzeichnungen zu dem „Buch der Sprüche" und zum „Buch der Weisheit" auf uns gekommen sein. Wie gewissenhaft Salzer seine Tätigkeit an der Universität nahm, bezeugt Magister Johann Katzius in der Totenrede, die uns erhalten geblieben ist®). Katzius sagt, daß Salzer bis ins hohe Alter seine Vorlesungen an der Universität hielt. Als ihm der Weg zur Hoch schule schon zu beschwerlich war, dozierte er noch in seiner Wiener Wohnung nahe der Peterskirche, wo ihn viele Studenten besuchten^®). Ebenso nahm er als Kanoniker von St. Stephan gewissenhaft beim gemein samen Breviergebet im Dom bis ins hohe Alter teil. Salzers Tätigkeit an der Wiener Universität fällt in jene Zeit, in der sich in Wien die Lehren Luthers ausbreiteten. Obwohl Salzer zum Kreis der Humanisten zählte, die Kaiser Maximilian I. um sich geschart hatte und die zu den Wegbereitern der Reformation gehör ten, blieb Salzer doch ein treuer Sohn der katholi schen Kirche. Katzius nennt ihn in seiner Trauerrede einige Male eine „feste Säule", die auch im allgemeinen Zusammenbruch der katholischen Anschauungen un erschüttert blieb. Immer wieder zog ihn Ferdinand I. in den schwierigen Fragen der Erhaltung bzw. der Wiederherstellung der christlichen Einheit zu Rate. Mit Klugheit und ehrlicher Überzeugung machte er dem Herrscher diesbezügliche Vorschläge. Auch als Rektor der Universität trat er mit Ent schiedenheit für ihre Rechte und Privilegien ein. Denn auch die Alma Mater, ganz besonders aber die theolo gische Fakultät war das Ziel vieler protestantischer Angriffe, besonders, wenn sie es wagte, Bücher und Flugschriften zu verurteilen, die dem katholischen Glauben widersprachen, und wenn katholische Pro fessoren Gegenschriften anfertigten. Salzer gehörte in der damaligen Zeit zu den weni gen, die mit Kraft und Festigkeit die katholische Kirche verteidigten. Er wagte es auch als erster, an der Wiener Universität wieder den Römerbrief zu lesen und ihn im katholischen Sinne auszulegen. Zu seinen Vorlesungen erschienen im Auftrag Ferdinands neben den paar Studenten auch eine Reihe kaiserlicher Ratgeber. Viele Pfarrer aus den Dörfern und Märkten in der Umgebung von Wien, die ihr Unvermögen spürten, den Protestanten mit Argumenten aus der Hl. Schrift zu begegnen, kamen zu den Vorlesungen Salzers über das Neue Testament. Ihr Besuch war so zahlreich, daß nach den Worten des Magisters Katzius das Auditorium die Hörer gar nicht alle auf nehmen konnte"). Das ist besonders auffallend, da ja damals die ganze Wiener Universität und natür lich auch die theologische Fakultät nur sehr wenige Hörer hatte. Der Priester und Mensch Ambrosius Salzer wird von den Zeitgenossen als ein sehr begabter und um fassend gebildeter Mann geschildert, der sehr gefällig, leutselig und wohltätig war. In Erinnerung an seine harte Jugend in Wien, als er durch Wohltäter Auf nahme in einer Studentenbursa fand, machte er zwei Stiftungen für Studenten an der Wiener Universität. Aus den Erträgnissen konnte ein mittelloser junger Mann aus Steyr in Oö. und ein anderer aus Waidhofen an der Ybbs in Wien studieren. Diese Stiftungen be standen bis zum Ersten Weltkrieg. Aus den Erträg nissen bekamen die Stipendiaten bis zur totalen Geld entwertung jährlich einen Betrag von 100 fl.^'-^). Salzer hatte jahrzehntelang das St. BartholomäusBenefizium in St. Peter in Wien inne und lebte im dazugehörigen Benefiziatenhaus. Auf Grund dieser Stiftung mußte er vier Wochenmessen und ein gesun genes Amt am Kreuzaltar feiern. Außerdem war er verpflichtet, wöchentlich im Himmelpfortkloster eine hl. Messe zu lesen oder lesen zu lassen^®). Salzer scheint sich in Wien recht wohl gefühlt zu haben. Obwohl ihm mehrere Propsteien, ja sogar Bischofssitze in Ungarn angeboten wurden, lehnte er dankend ab und blieb in Wien"). Von seinen Kollegen wegen seiner Umgänglichkeit allgemein geliebt, von den Scholaren wegen seines mannigfachen Wissens und seiner guten Rednergabe sehr geachtet, von den Armen wegen seines Wohl tätigkeitssinnes und seiner Freigebigkeit dankbar verehrt'-"), starb Magister Ambrosius von Salzer nach mehr als fünfzigjähriger Lehrtätigkeit am 11. Juni 1568 im 92. Lebensjahr. Anmerkungen: ^) So schreibt Katzius Joannes, Oratio in funere Ambrosii Salzeri, Viennae 1568. Ge wöhnlich wird Sopro'n (ödenburg) als sein Geburtsort bezeichnet, sogar Moson (Wieselburg),(Aschbach Josef, Die Wiener Universität und ihre Humanisten, Wien 1877, S. 350, und Zschokke Hermann, Geschichte des Metropolitan Capitels zum Hl. Stephan in Wien, Wien 1895, S. 308 und Nr. 297), was aber unrichtig ist. Siehe auch: Rittsteuer Josef, Ambrosius Salzer, in Volk und Heimat, Jg. 1960, Nr. 5, S. 7f. — ») Aschbach, a. a. O., S. 351. — ®) Katzius, a. a. O., p. 15. — "*) Aschbach, a. a. O., S. 351. — ") Tomek Ernst, Kirchengeschichte Österreichs, II. Teil, Innsbruck—Wien 1949, S. 247 f. — ®) Eder, Catalogus Rectorum, p. 84. — ') Wiedemann, Theodor, Geschichte der Reformation und Gegenrefor mation, Prag 1879 ff, 11/278. — ®) Wappler, Geschichte der theologischen Fakultät der k. k. Universität Wien, Wien 1884, S. 375. — ®) National Bibli. HSS Nr. 11726. — ^®) Katzius, a. a. O., p. 18. — ^^) Ebd. ^-) Zschokke, a. a. O., S. 308. — ^^) Wiedemann, a. a. O., 11/39. — Katzius, a. a. O., p. 19. — i®) Aschbach, a. a. O., S. 351 f. 11. Vincenz Eduard Milde als Historiker Kurze Darstellung mit Hilfe von chronologisch geord netem Quellenmaterial Hildegard Holtstiege M. A., Mainz In seinen beiden Werken über V. E. Milde spricht Karl Wotke von Milde als einem Historiker^). Diese Bezeichnung greift später Oskar Meister in einem Artikel auf und sagt dazu: „Milde ist ein Kind der Aufklärung, deren geschichtlicher Sinn schwach ent wickelt war. Er wurde auch kein zünftiger Histori ker... Allein es ist irrig, ihm darob Mangel an ge schichtlichem Verständnis überhaupt vorzuwerfen. Freilich befaßte er sich mit Geschichte nur soweit, als dadui-ch praktische Zwecke der Erziehung oder Ver waltung befördert wurden. Aber innerhalb dieses Rahmens, der ihm auch durch seine Wesensart ge steckt war, hat er mehr geleistet als mancher histori sche Ästhet, der nur art pour l'art Geschichte um der Geschichte willen treibt und taube Frucht zu Tage bringt."®) 18
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