Beiträge Diözesangesdiidite BE ILAQE DES WIENER DIÖZESANBLATTES Nr. 5(Mai 1969) 107. Jahrgang Nr.3 Wien,am 1. Mai 1969 10. Jahrgang Inhalt: 10. Ambrosius Salzer (1476—1568). — 11. Vincenz Eduard Milde als Historiker. — 12. Stetteldorfer Pfarrer als Schriftsteller: Johann Gabriel Mareck (1781—1810). — 13. Die in Niederösterreich unter Josef II. aufgehobenen Klöster im Hinblick auf ihre Weiterverwendung. — 14. Pfarre Sarasdorf: Auf stellung des neuen Augustiner-Altars i. J. 1875.-15. Pillichsdorf: Sakramentsbruderschaft. — 16.Zum Friedrichsgrab im Stephansdom. 10. Ambrosius Salzer (1476—1568) Josef Rittstener Ambrosius Salzer (auch Saltzer und Salczer ge schrieben) wurde im Jahre 1476 in Marz^) geboren. Seine Eltern waren arme Leute, die ihr Brot durch harte Arbeit in der Landwirtschaft verdienten. Sie bemühten sich, rechtschaffen zu bleiben und nach den Vorschriften ihrer Religion zu leben. Der Vater hoffte in dem heranwachsenden Sohn bald eine starke Stütze in der Feldarbeit zu bekommen. Dagegen erkannte die Mutter die außerordentliche Begabung und Frömmig keit ihres Sohnes. Sie konnte es gegen den Willen des Mannes und der übrigen Kinder durchsetzen, daß Ambrosius in die nahe gelegene Stadt Sopron (ödenburg) kam, wo er den ersten Unterricht genoß und sein Hunger nach tieferem Wissen geweckt wurde. Einige Jahre später verließ er ödenburg und machte sich als fahrender Scholar auf, um an der Wiener Universität sein Wissen zu vertiefen, nachdem er sich in ödenburg das Rüstzeug für sein späteres Studium erarbeitet hatte. Im April 1499 wurde er an der Alma Mater Rudolfina immatrikuliert. Das Leben des armen Studenten in Wien war anfangs sehr hart. Durch verschiedene kleine Arbeiten und Dienste, die er den wohlhabenden Kollegen anbot, konnte er sich mehr schlecht als recht über Wasser halten, bis sein Fleiß und seine außergewöhnlichen Fähigkeiten auffielen und er Wohltäter fand, die ihm durch ein Stipendium den Aufenthalt in der „Rosen bursa" ermöglichten^). Begabung, Fleiß und ehrliche Anstrengung verhal fen ihm dazu, daß er bei der Erlangung des Baccalaureats der freien Künste unter 49 Kollegen von den Professoren einstimmig als der Beste erklärt wurde. Bei der Erreichung des Doktorats kannten ihm seine Lehrer unter 40 Kandidaten den zweiten Rang zu^). Dieses ausgezeichnete Abschneiden bei den Prüfun gen erleichterte es ihm, daß er im Jahre 1505 die venia legendi an der Artistenfakultät erhielt. In seinen Vorlesungen behandelte er vor allem Aristoteles (Libri posteriorum), wie aus den Fakultäts akten ersichtlich isf). Damals übernahm Salzer auch die verantwortliche Leitung von etwa 200 Studenten, die an der Bursa „Goldener Löwe" studierten. Im Jahre 1508 wurde dem jungen Professor Salzer zum erstenmal die Prokuratur der ungarischen Nation an vertraut, die er später noch in den Jahren 1513 bis 1547 achtmal je ein Semester hindurch auf sich nahm. In der Zeit um 1510 scheint er den Entschluß gefaßt zu haben, sich ganz Christus und seiner Kirche zu weihen und Priester zu werden. Er erlangte im Jahre 1513 auf der theologischen Fakultät das Baccalaureat, 1518 das Lizentiat und wurde am 6. Oktober 1528 Mitglied des Domkapitels zu St. Stephan in Wien. Gleichzeitig mußte er von der philosophischen zur theologischen Fakultät überwechseln und Vorlesungen über die Hl. Schrift halten. Er gehörte damals neben Jakob Ziegler, Johann Gaudentius und Leonhard Villinus zu den wenigen Professoren, welche die katho lische Fakultät aufzuweisen hatte. Salzer war auch einer der Ratgeber des römischen Königs Ferdinand I., der ihm viele schwierige Auf gaben anvertraute. So war er neben dem damaligen Passauer Weihbischof Heinrich Kurz und dem Pfarrer von Straßgang, Dr. Jakob Rackersburger, Mitglied jener Kommission, die im Auftrag des Königs im Jahre 1528 eine Visitation der Klöster und Pfarren in Österreich durchzuführen hatte®). Damals zeigten sich schon an allen Ecken und Enden die Spuren der ein setzenden protestantischen Reformation. König Ferdi nand erhob seinen treuen Ratgeber für die vielen Dienste, die er ihm geleistet hatte, in den Ritterstand"). Von seiner Tätigkeit an der Universität wissen wir, daß er 1515 und 1520 die Geschäfte des Dekans der artistischen (philosophischen) Fakultät versah und nicht weniger als siebenmal Dekan an der theologi schen Fakultät war (1540, 1542 bis 1545, 1547, 1549). Ins gesamt übernahm Salzer viermal das höchste Amt, das die Universität zu vergeben hat, das Rektorat. Im Sommersemester 1523 bekleidete er das erstemal diese Würde, weiters im Wintersemester der Jahre 1527, 1533 und 1541. Gedruckte Werke von Salzer sind nicht erhalten geblieben, doch liegen in der Handschriftenabteilung der Wiener NationalbibUothek (Nr. 11726) einige un veröffentlichte Manuskripte auf. Dabei handelt es sich um Niederschriften seiner Vorlesungen an der theo logischen Fakultät. Seine „Anmerkungen zum Römer brief des hl. Paulus" wurden am 16. März 1534 nieder geschrieben, die Vorlesungen über den ersten Brief des hl. Petrus, die ebenfalls zu Papier gebracht wur17
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