Periode der Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit mit der Kinder- und Schülerzahl in den Volks- und Haupt schulen auch hier wie in anderen Wiener Pfarreien und dadurch mit der Zahl der Religionsstunden zu rück, weshalb sich der arbeitgewohnte und gesundkräftige Seelsorgspraktiker um eine andere Seelsorgsbetätigung umsehen wollte. Der Verfasser er innert sich noch, wie er Grois im e. b. Ordinariat traf und der ihm während des gemeinsamen Wartens er klärte, es gebe jetzt zu wenig Religionsstunden in den Schulen und es gehe damit wahrscheinlich noch weiter zurück; er möchte mehr zu tun haben und suche daher bei Kanzleidirektor Prälat Josef Wagner und bei Gene ralvikar Weihbischof Dr. Franz Kamprath vorzutasten, ob er einen der eben ausgeschriebenen Posten eines Seelsorgers beim damaligen österreichischen Bundes heer anstreben könne. Tatsächlich machte man ihm Hoffnung, wie er beim Weggehen andeutete, und schon am 1. Februar 1936 wurde er zum Zweiten MilitärVizekuraten des Divisions-Kommandos Wien Nr, 1 ernannt^O). Die erste Militär-Vizekuraten-Stelle erhielt zugleich mit ihm der um 20 Jahre ältere ehemalige Kriegsteilnehmer, 1914 geweiht, e. b. Gerichtsrat Möns. Otto Gramann, der dem Divisionskommando Wien Nr. 2 zugeteilt wurdeSi). Die Militärpfarre des Divi sionskommandos Wien hatte damals ihren Sitz in Wien I, Universitätsstraße 7 (Kommandogebäude)22). Am 1. Juli 1937 zum Militärkuraten befördert^^), mußte Grois nach dem Ns.r-Umbruch mit dem Groß teil echter Patrioten im Bundesheer die Überleitung in die Deutsche Wehrmacht hinnehmen24) und später wie viele seiner Kameraden aus dem okkupierten Vater land Österreich infolge seines Kriegseinsatzes in fremder Erde verblutenss).Dennim VBl.v.15. April 1942, Nr. 4, mußte der damalige kathol. Feldbischof der Deutschen Wehrmacht Franciscus Justus Rarkowski vermelden: „Nach vorausgegangener schwerer Ver wundung während der Ausübung seines Seelsorgsdienstes auf einer Verwundetensammelstelle bei den „schweren Abwehrkämpfen" seiner Division im Osten (Rußland) starb den Heldentod am 20. März 1942 nach Empfang der Hl. Ölung in einem Kriegslazarett der Ostfront A. G... Nach der Überführung ir^ das Reichs beamtenverhältnis unter gleichzeitiger Ernennung zum Wehrmachtpfarrer am 1. November 1938 war G. bis Ausbruch des Krieges als Bezirksstandortpfarrer in Regensburg und Passau erfolgreich tätig und rückte im September 1939 mit seiner Division ins Feld. Dreißig Monate stand Wehrmachtpfarrer G. bei seiner Division und war an deren Einsatz in Polen, Frankreich, auf dem südöstlichen Kriegsschauplatz und seit Juni 1941 im Kampfe gegen den Bolschewismus beteiligt. Ruhig und pflichttreu bis zum Letzten, kameradschaftlich, selbstlos und opfei-bereit, im Ge fechtseinsatz furchtlos hat er sich auch in schwierig sten Verhältnissen als Divisionspfarrer mit überzeugter Berufsauffassung bewährt und war bei Offizieren und Mannschaften wegen seiner kraftvoll-männlichen Art äußerst beliebt. In der Begründung zur Verleihung des Kriegsverdienstkreuzes mit Schwertern wird rühmend hervorgehoben^'!), daß A. G. auf den verschiedensten Kriegsschauplätzen vielfach über das Maß seiner Ob liegenheiten hinaus unter feindlichem Feuer seine seelsorgliche Tätigkeit in vorbildlicher Weise aus geübt hat."2") Er zählte erst 37 Jahre und war nur 12 Jahre Priester. Was hier mit so wenigen Worten ausgesprochen ist, kann beim bisherigen Mangel an Berichten über diesen Priesterhelden durch Berichte aus früheren Kriegen veranschaulicht werden, da Opfer, Not, Leiden und Sterben auf den Schlachtfeldern stets gleichge blieben sind28). Das von seinem ersten Pfarrer Johannes Sauer in Groß-Rußbach in der Notlage des Krieges 1942 gewidmete TotenbildchenSä!) deutete dies durch zwei Lichtbilder an: Osterkommunion in Serbien 1941, G.im Meßkleid spendet knienden Soldaten die hl. Kom munion; und Beichte eines Schwerverwundeten auf dem Verbandsplatz. Durch Pfarrer Steffier (Bernhardsthal) auf den besten Zeugen aufmerksam gemacht, bot sich endlich die einmalige Möglichkeit, verläßliche und aufschluß reiche Berichte zu erhalten. Dem Schreiben des Ver fassers vom 8. Dezember 1966 an Verwaltungsgerichts direktor Dr. jur. utr. Hermann Stangier in Neu-Ulm folgten prompt drei Schreiben, die am besten wörtlich das Wesentliche vorbringen sollen: 22. Dezember 1966: Hochverehrter Monsignore! Mit großem Interesse habe ich Ihren Brief erhal ten; idi erkläre mich gerne bereit, eine kleine Bio graphie meines in Rußland gefallenen Freundes A. G. für Sie zusammenzustellen... Vieleicht kann ich Ihnen auch eine Reihe von Fotos'JO) zur Verfügung stellen, auf denen unser gemeinsamer Freund während der Feldzüge in Frankreich, auf dem Balkan und in Ruß land zu sehen ist. In der Zwischenzeit werde ich auch versuchen, den Brief zu bekommen, den ich im April 1942 von Ruß land an die inzwischen verstorbene Mutter unseres Freundes A. G. geschrieben habe und in welchem ich ein Bild über das geradezu heldenhafte Verhalten des damaligen Wehrmachtpfarrers gezeichnet habe... 4. August 1968: Hochverehrter Monsignore! ...Vor Ostern 1940 habe ich in Höxter in Westfalen den damaligen Divisionspfarrer der 46. Infanterie-Divi sion, A. G., der am 20. März 1942 nach schwerer Ver wundung im Kriegslazarett SimferopoL starb^i),kennen gelernt und war dann bis Weihnachten 1941 mit ihm im Divisionsstab zusammen, wo ich als Vertreter des Divisionsrichters fungierte. Gemeinsame Interessen, gleiche Weltanschauung, übereinstimmende Ablehnung des Nationalsozialismus machten uns bald zu Freunden, denen sich schon bald noch ein dritter hinzugesellte: der vor einigen Jahren in Lohr/Main verstorbene Notar Dr. Behr, wie ich damals Leutnant und Heeresrichter. Wenn immer es möglich war, waren wir beisam men, sei es in der Divisionsunterkunft, im Feld-Biwak in Rußland, in unterirdischen Gängen und Höhlen (Krim), wo er — Toni Grois — ebenso die hl. Messe zelebrierte, wie im Tartarengraben in Perikop (Krim) oder in der Kathedrale von Tours/Loire — wo die Divi sion vom 8. Juli 1940 bis 12. März 1941 lag — bei fröhli chen Anlässen (Siegesfeiern im Offz. Kasino) und bei traurigen Anlässen — Beerdigungen von Kameraden (siehe Fotos). Toni G. war ein Priester von echtem „Schrot und Korn", er kam bei den Soldaten an, er wußte sie zu padcen und zu nehmen; sie brauchen — so erklärte er mir einmal — einen Priester, keinen priesterlichen Offizier, keine akademische Arroganz, sondern Demut, keinen theologischen Diskussionsleiter, keinen Besser wisser, keinen Kritisierer, sondern einen modernen, gut ausgebildeten Seelsorger, der ihre Sorgen und Nöte ernster nimmt als seine wi.ssenschaftlichen Ideen; sie brauchen einen, der zu dienen versteht. Aus jeder Predigt konnte man etwas mitnehmen, er verstand es, 10
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