Beiträge zur Wiener Diözesangesdiidite BE ILAQE DES WI ENER DIÖZESANBLATTES Nr. 3(März 1969) 107. Jahrgang Nr.2 Wien,am 1.März 1969 10.Jahrgang Inhalt: 6. Wehrmacht- und Divisionspfarrer Anton Grois (t 1942). — 7. Josef Leb, Aktivist, Buch- und Fa milienapostel (1874/1946). — 8. Die Wiener Synoden. — 9. Regesten des Taubstummeninstitutes. 6. Wehrmacht- und Divisionspfarrer Anton Grois(t 1942) Dr. Franz Loidl Daß es hier nicht um die Darstellung bravouröser Waffen- und Heldentaten und schon gar nicht um eine Verherrlichung des Krieges und Kriegshandwerkes geht, braucht nicht erst erwähnt zu werden; sondern um eine schlichte schuldige Erinnerung an die menschlich-kameradschaftlich-caritative und harte Seelsorgsleistung dieses Feldgeistlichen. Grois war der einzige der amtlich eingesetzten Wehrmacht-, Kriegs- und Divisionspfarrer aus der Wiener Erzdiözese, der den Heldentod sterben mußte'). Der kurze Nachruf er scheint angebracht, da es inmitten des tobenden Zweiten Weltkrieges und wegen der Ns.-Pressebeschränkung und des Ns.-Antiklerikalismus nicht möglich war, eine ausführlichere Würdigung zu bringen, und weil bei der Dürftigkeit schriftlicher Belege") eine münd liche Befragung wegen des Hinschwindens von Zeugen immer dringlicher wurde. Die österreichische Militär- und Feldseelsorge hat eine alte Tradition und kann vor allem seit ihrer neue ren Organisation und der Einsetzung des ersten Aposto lischen Feldvikars Bischof H. J. Kerens (1773—92) und seit der Neunorraierung unter Franz Josef I. i. J. 1869 genau verfolgt werden"). Man erkannte stets den hohen moralischen Wert der Feldseelsorge für die kämpfende Truppe^) und anerkannte auch die Opfer und Lei stungen der FeldseelsorgerS) und ehrte sie sichtbar durch Auszeichnungen. Bielik bringt dafür 17 Bei spiele aus den Schlachten in der Mitte des 19. Jahr hunderts in Italien und gegen Preußen"). Auch der Erste Weltkrieg rief nicht wenige bekannte und unbekatvnle Pviestei- in dev gvauen UniCovm a\il den Plan, die auf dem Schlachtfeld'), in der GefangenrSchaft«) oder im Lazarett") hervorragend als Seelsorger dienten und von denen manche nicht mehr wiedcrkehrten'O). Im Zweiten Weltkrieg kam leider noch als Be lastung die geheime oder offene Gegenwirkung durch das widerchristliche Ns.-System dazu und für die Österreicher die Fremdheit des preußischen Wesens und Drills in der Deutschen Wehrmacht.Daher konnten auch Darstellungen der Opfer und Mühen, der Ver dienste und Erlebnisse erst nach dem Zusammenbrtich 1945 herausgegeben werden, und zwar in der Deutschen Bundesrepublik!!) und in Österreich!"). Welch hohe Wertschätzung und bleibende Eindrücke zahllose Kriegsteilnehmer des Mannschafts- und Offiziersstandes aus Erlebnissen und Umgang mit Militärgeistlichen mitbekamen und mitnahmen, dafür zeugen die zahllosen Äußerungen in Briefen und Be richten und bis heute gelegentliche Gespräche und Schilderungen aus der so schreckensvollen Kriegszeiti"). Und nun zu Pfarrer Grois. Am 18. April 1905 in Bemhardsthal (damals Deka nat Staatz) als Sohn des Wirtschaftsbesitzers Georg G. und der Mathilde geb. Hrdlitschka aus Hohenau ge boren und am 24. d. M. auf die beiden Heiligennamen Anton Georg getauft!^), besuchte er die vierklassige Volksschule. Er war von 1917—1925 Zögling des Knabenseminars und Gymnasiast in Hollabrunn, matu rierte im selben Jahris), trat ins Wiener Priestersemi nar ein und bereitete sich unter Regens Prälat Karl Handloß im Alumnat und an der theol. Fakultät auf das Priestertum vor, empfing mit seinem Jahrgang!") aus der Hand Kardinal Piffls, am 13. Juli 1930 zu St. Stephan die Priesterweihe!?) und feierte am Sonntag darauf in seiner Heimat unter großer und freudiger Anteilnahme seine Primiz, wobei sein bedeutender Landsmann Kanonikus Prälat Dr. Franz Hlawati die Festpredigt hielt. Dem Verfasser war gleich bei seinem Eintritt ins Wiener Alumnat im Oktober 1926 der stattlich gebaute und freundliche Mitbruder aus dem zweiten Jahrgang aufgefallen und er erinnert sich noch lebhaft, da dieser ihn ein paarmal für die CVVerbindung Rudolfina „zu keilen" suchte, der er mit Begeisterung angehörte. Vom 1. September 1930 bis 30. September 1933 wirkte der Neupriester an der Pfarre Groß-Rußbach und dies „überaus SBgensrejch m der Schv)B und heßondei'B auch bei der Jugend", wie sein Pfarrer be stätigte und weiter.s erklärte: „In seiner kraftvollmännlichen Art hat er sich In kurzer Zeit und während .seiner 3jährigen TüUgkeil bei allen überaus beliebt gemacht, so daß er noch bis heute unvergessen ge blieben ist"!8). Am 1. Oktober 1933 übersiedelte Grois als Kooperator an die Riesenpfarrei Hernais, Wien XVII, wo er unter Pfai rer Anton Bauer mit drei Mitkooperaloren gleich eifrig und erfolgreich wirkte. Und an Arbeit vornehmlich unter der Jugend fehlte es bei den 60.000 Seelen wahrlich nicht'»). Wohl aber ging es in dieser
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