Beiträge Diözesangesdiidite BE I LAQE DES WI ENER DIÖZESANBLATTES Nr. 1 (Janner 1969) 107. Jahrgang Nr.l Wien,am 1.Jänner 1969 10.Jahrgang Inhalt: 1. Die Gründung des Erzbistums Wien und seiner Suffraganbistümer (Mit einer Edition der Stiftsbriefe der Bistümer Linz und St.Pölten vom 18. Jänner 1789). — 2. Historische Vorarbeiten für das Diözesanjubiläum (1469—1969). — 3. Professor DDr. Karl Pink, internationaler Numismatiker (t 1965). — 4. Sie me Deus adiuvet et haec sancta evangelia. Nottaufe und Krankenölung im ärztlichen Eid. — 5. Regesten des Taubstummeninstitutes in Wien. 1. Die Gründung des Erzbistums Wien und seiner Suffraganbistümer (Mit einer Edition der Stiftsbriefe der Bistümer Linz und St.Pölten vom 18.Jänner 1789). Dr. Viktor Flieder, Wien. (Anmerkung des Herausgebers zur Bistumsgrün dung. Siehe dazu: Viktor Flieder, Stephansdom und Wiener Bistumsgründung. Eine diözesan- und rechts geschichtliche Untersuchung. Veröffentlichungen des Kirchenhistorischen Instituts der kath.-theol. Fakultät der Universität Wien, Bd. 6. Wiener Dom-Verlag 1968, Großoktav,298 S., 7 Abb. u. 1 Karte). Am 18. Jänner 1969 begeht die Erzdiözese Wien den 500. Jahrestag ihrer Gründung als Bistum. Am selben Tag sind 180 Jahre seit der Ausstellung der Stiftsbriefe Josephs II. für die Wiener Suffragan bistümer Linz und St. Pölten vergangen. Aus diesen Anlässen sei die historische Entwicklung der Wiener Erzdiözese und ihrer Kirchenprovinz kurz dargestellt. Bereits um 1197 beabsichtigte Bischof Wolfker von Passau die Errichtung eines von ihm abhängigen Bistums in Wien unter gleichzeitiger Erhebung seines Stuhles zur Metropole, doch vereitelte der Einspruch Salzburgs, das keine Verkleinerung seiner Kirchen provinz hinnehmen wollte, diesen Plan. Als dann die Babenberger-Herzoge Leopold VI. und Friedrich II. ein Salzburger Suffraganbistum in Wien gründen wollten, erhoben dagegen die Passauer Bischöfe Einspruch, die ein Scheitern ihrer Erzbistums pläne befürchteten. Nach weiteren vergeblichen Versuchen unter Ottokar von Böhmen und Albrecht I. traten die Vor bereitungen der Bistumsgründung durch die Stiftung des exemten Kollegiatkapitels (16. III. 1365) und den Beginn des spätgotischen Ausbaus der Stephanskirche unter Rudolf IV. dem Stifter in ein entscheidendes Stadium. Anläßlich seines zweiten Romaufenthalts erreichte schließlich Kaiser Friedrich III. bei Papst Paul II. die Errichtung von Bischofssitzen an seinen Residenzen Wien und Wiener Neustadt durch die Bullen „In supremae dignitatis specula" und „Romanus Pontifex" vom 18. Jänner 1469. Da der am 9. August 1469 von Paul II. und am 23. Dezember 1471 von Sixtus IV. ernannte erste erwählte Bischof Leo von Spaur, der zudem bald unheilbar erkrankte, das Bistum nicht annahm, denn er strebte den Brixener Bischofsstuhl an, auf den er vermeintlich Ansprüche besaß, und Bischof Ulrich von Passau heftig protestierte, konnte die Promulgation des Wiener Bistums erst am 17. Sep tember 1480 durch den päpstlichen Nuntius Alexander von Forli zu St.Stephan erfolgen. Nachdem die Diözese vorerst nur von Admini stratoren geleitet wurde, nominierte Kaiser Maxi milian I. 1513 den Organisator der Hofmusikkapelle Georg von Slatkonja zum ersten Residentialbischof. Der erste Sprengel der exemten Diözese umfaßte 3 Stadt- und 14 Landpfarren, zu denen bereits 1475 die Pfarren Perchtoldsdorf, MÖdling und Laxenburg hinzukamen. Am 1. Juni 1722 (1) erhob Papst Innozenz XIII. über Betreiben Kaiser Karls VI. Wien zum Erzbistum, dessen Kirchenprovinz das bisher exemte Bistum Wiener Neustadt als Suffragan unterstellt wurde. Erst 1728/29 zwang Papst Benedikt XIII. Passau zur Ab tretung seiner Pfarren im Viertel unter dem Wiener wald an die neue Erzdiözese. Kaiser Joseph II, gab der Erzdiözese 1784/85 nahezu ihren heutigen Umfang durch die Einver leibung des aufgehobenen Bistums Wiener Neustadt und des von Passau abgetrennten Viertels unter dem Manhartsberg. An die Stelle des ganz aus den Erblanden ver drängten Bistums Passau wurden von Kaiser Joseph II. 1785 für Oberösterreich das Bistum Linz und für die beiden westlichen Viertel Niederösterreichs das Bistum St. Polten errichtet. Die Bistumsbullen „Inter plurimas" für St. Pölten (2) imd „Romanus Pontifex" für Linz (3) wurden am 28. Jänner 1785 von Papst Pius VI. ausgestellt. Beide Diözesen kamen zur Wiener Kirchenprovinz. Erst im nachhinein be urkundete Joseph II. seine Bistumsgründungen am 18. Jänner 1789. Sowohl die päpstlichen Bullen für St. Pölten und Linz, die sogleich nach ihrem Ein treffen an die Hofkanzlei eingesendet wurden (4), als auch der kaiserliche Stiftsbrief für St. Pölten liegen in den betreffenden Diözesanarchiven nur in beglau bigten Abschriften der Hofkanzlei vor, nach denen sie im 19. Jahrhundert ediert wurden. Bei der Vor bereitung einer Neubearbeitung des Abrisses der Diözesangeschichte für den Schematismus der Erzdiözese 1
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