nator, 8. April 1929 Kapitelnotar (ebda), 13. April 1930 auf das durch Beförderung des Bischofs Dr. Ernst Seydl zum Domkustos erledigte Rudolfinische Kanonikat installiert (ebda), 1932 Direktor des Missionswer kes des hl. Petrus für die Erzd. Wien (WDbl. 1932, 43), Promotor justitiae (nach Innitzer) (WDbl. 1932, 102, Päpstl. Hausprälat (ebda 1932, 39), Promotor justitiae (ebda 1934, 25). — Erhielt auch das Kriegskreuz für Zivildienste II. Klasse in Anerkennung verdienstlicher Betätigung auf dem Gebiet des Kinderschutzes und der Jugendfürsorge (WDbl. 1918, 66). — •'®) WDbl. 1934, 52; Catalogus pag. 237. Sh. oben die Nachrufe! — An der Leichenfeier in St. Stephan nahmen u. a. teil: Bundespräsident Wilhelm Miklas, Bundeskanzler Dok tor Engelbert Dollfuß. Kard. Innitzer hatte eigens die Visitation unterbrochen, um die Einsegnung vorzu nehmen. 51. Wilhelm Bong, Jugend- und Sozial seelsorger (t 1938) Dr. Franz Loidl Im Zeitalter des aufsteigenden Sozialismus und des Ringens um eine Lösung der sozialen Frage und in sonderheit der Arbeiterfrage gab es neben christli chen Sozialtheoretikern') genügend schlichte Volks priester in Städten und Industrieorten, die sich ideell und praktisch auch damit befaßten und ihren be scheidenen, vielen kleinen Leuten und Arbeitern nützenden Beitrag im Existenzkampf des Alltags lei steten. Heute vermag man freilich diese Bemühungen und Dienste durchwegs nur mehr aus schriftlichen Bezeugungen zu erfahren und zu beweisen''). Bei die sem Priester erscheint es auf seine Art möglich. Geboren am 6. Februar 1873 zu Besow in Pommern (ehemals Preußen), trat der ideale Student Bong am 16. Juni ISge") in die „Kongregation für die christli chen Arbeiter vom hl. Calasanz" (kurz Kalasantiner genannt) ein, die von P. Anton Maria Schwartz am 24. November 1889 als erster Arbeiterorden der Kirche in Wien XV ins Leben gerufen worden war^). Schon am 10. Juli 1896 eingekleidet, legte er am 18. Sep tember 1897 die Profeß ab®), studierte mit ein paar Kalasantiner-Klerikern im Missionshaus St. Gabriel bei Mödling Theologie") und wurde am 28. April 1901 mit einem zweiten Ordensbruder') zum Priester ge weiht®). Nun folgte die Verwendung als Katechet und Feiertagsprediger, Mitarbeiter des Rektors und Be treuer von Lehrlingen am Collegium (seit 1897 ge gründet) zum hl. Josef In Wien XIII, Reinigasse®). Ab September 1904 wirkte er daselbst als Rektor, Direktor des Lehrlings-Oratoriums und Präses der Marian. Männer-Sodalität für Handwerker und Arbei ter'®). Am 9. September 1908 trat er aus der Kalasantiner-Kongregation aus") und fand in der Erzdiö zese Verwendung als Kooperator in Eckartsau (bis Sept. 1909), in Enzesfeld (bis Sept. 1910), in Aspang (bis Sept. 1911), in Wien-Hernals (bis Sept. 1912), in Wien-Elisabeth (IV) (bis 15. Sept. 1914)'^), da er aus der offiziellen Seelsorge schied. Am 3. Jänner 1911 bereits inkardiniert'®), erhielt er mit 15. Oktober 1914 die missio canonica für die Mädchenschule in Wien IX Glasergasse)'-*) und unterrichtete nun als def. Reli gionslehrer, bis er als Schulrat in den Ruhestand trat. Er starb am 25. Juni 1938 in Wien und wuixie in Binz auf der Insel Rügen begraben'®). Bong wirkte nicht bloß durch das lebendige Wort im Unterricht, auf der Kanzel und im Vortragssaal, son dern auch in Praxis und Tat, und dies auf dem Gebiete der Jugendseelsorge und der sozialen Tätig keit. Schon als Kooperator in Aspang gab er „auf Drängen älterer Mitbrüder" eine Broschüre heraus, die anfänglich nur als Artikel für die „Reichspost" ge dacht war und das Imprimatur des erst ein Jahr amtierenden Erzbischof-Koadjutors Nagl (Datum 28. I. 1911) trägt und vielleicht seine Ernennung zum Refe renten für die männliche Jugend bzw. Jugendvereine in der Wiener Erzdiözese am 1. September 1912 mitveranlaßte'"). Ihr Titel lautet: „Papst Pius X. und die moderne Jugend")". Ausgehend von der Erneuerungs losung dieses Papstes betont er Gottes Liebestat in der Eucharistie, unterstreicht den Wert der Verehrung und vor allem die Notwendigkeit des Empfanges des Altarssakramentes durch die Schul- und mehr noch durch die schulentwachsene Jugend und leitet dann auf die Dringlichkeit der organisatorischen Erfassung gerade dieser Jugendgruppe über. Im Vereinszeitalter selbst ganz erfaßt von der Vereinsidee, gibt er sodann praktische Hinweise, wie der hiefür in erster Linie zuständige Priester bei der Gründung, Berufung des Vorstands, Gestaltung des Vereinslebens — und dies bis ins Detail — vorzugehen habe und schließt dann mit einem eindringlichen Appell zum Presse-und Laienapostolat. Die Schrift kann auch heute noch als Typ dafür gelten, wie man damals in der Jugendseel sorge dachte, sorgte und arbeitete. Seine Hauptschrift war den Problemen der sozia len Frage und der Arbeiterschaft gewidmet, wie schon der Titel ankündigt: „Christus und die Arbeiter welt", und die durch ihren Untertitel: „Meine Erleb nisse als Handwerksbursche und Fabriksarbeiter", Auf merksamkeit erregen mußte'®). Kein Geringerer als der Soziologe und Moraltheologe Hofrat Prof. Dr. F. M. Schindler schrieb ihm sogar ein bestätigendes und ehrendes Geleitwort dazu. Vom Elternhaus her schon eingeweiht — sein Vater nahm sich als Gemeinderat vornehmlich um die klei nen Leute an und die Mutter war äußerst caritativ tätig —, verkehrte Bong früh mit Lehrlingen und debattierte mit Hafen-, Fabriks-, Feld- und Bauarbei tern, las mit höchstem Interesse einschlägiges Schrift tum, suchte in der Ferienzeit mit Vorliebe Industrie orte auf, „walzte" mit Handwerksburschen durch ganz Deutschland, blieb in Herbergen, arbeitete im Sommer 1891 in einer Fabrik (einer Gießerei und einem Walz werk in Norddeutschland), lebte mit vier Kostgän gern in einer Arbeiterfamilie und lernte dabei an Ort und Stelle das ganze soziale, sittliche und reli giöse Elend nicht nur kennen, sondern am eigenen Leibe spüren'®). Da fast sämtliche Arbeiter Sozial demokraten waren, bekam er einen Einblick in diese Partei, wie ihn ein Priester oder sonstiger Außen stehender nie so anschaulich bekommen konnte. Auch als Priester in Wien blieb er mit Arbeiterkreisen in engster Fühlung und konnte durch seine Tätigkeit im Landesgericht sein Verständnis der sozialen Not ver tiefen und sich über den Zusammenhang sozialer und pädagogischer Probleme Klarheit verschaffen. Aus Beobachtung und Erfahrung und Erlebnissen war Bong daher 'imstande, nicht nur ein getreues, 45
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