Kanzel und bey Christenlehren midi sehr in Acht nehmen werde, um 'keine Sticheleyen, persönlich ge meinte leicht auf bekannte Personen anwendbare Aus drücke vorzubringen. Achtzehntens. Ich verspreche, daß ich wider meinen Pfarrer bey anderen, besonders bey seiner Pfarrge meinde nidit schmählen, nicht murren, sie gegen den selben nicht aufhetzen, den Mißvergnügten nicht beyfallen, mich zu ihnen nicht gesellen werde, soll ich aber bey demselbigen wichtige Fehler wider die Pflich ten seines Standes und seines Amtes bemerken, und darüber volle Gewißheit haben, so werde ich sie, ohne Verlautbarung, an den Hrn. Dechant, oder an das Consistorium berichten, indem ich wohl weiß, daß ich als sträflicher Mitwisser, und Verhehler zur Rechen schaft werde gezogen werden. Neunzehntens. Bey dem Antritte meiner Qooperatur werde ich meinem jeweiligen Pfarrer diesen meinen ausgestellten Revers in Abschrift per Extensum vorlegen, welcher dann sein Vidit beysetzt; dieses Vidit setzt auch der Hr. Alumnatsdirektor jenem Re verse bey, den ich im Seminario auszustehen von dem Alumnatsdirektor verhalten werde. *) Wiener Gurrende 1817, Nr. 8, 1. Juli. 50.Regens Prälat Karl Handloß,Bildner einer Seelsorger-Generation (t 1934) Dr. Franz Loidl Der mehrfach ausgesprochene Wunsch an den Ver fasser, der von 1926/27 und 1928/31 Wiener Alumnus war, über diese höchst verdiente und verehrungs würdige Priesterpersönlichkeit eine Biographie zu verfassen, war der Anlaß, dem wenigstens durdi eine kurze Darstellung nachzukommen, wobei er hofft, daß dies eine Anregung für Berufenere sein möge. Schon von 1827 bis 31. März 1847 gab es in Ober österreich, im Salzkammergut, einen Wenzl Handloß, der Pfarrer von Bad Goisern und vorher Provisor in Hallstatt gewesen war^). Der Vater unseres Handloß, Hermann H., war Oberförster des Stiftes Kremsmünster und hatte in dem seit eh und je dazu gehörigen Schloß (Neu-) Scharnstein"'^), Kremsmünster, inkorporierte Pfarre Viechtwang (164)^), seine Dienstwohnung und war ver mählt mit Maria, der Tochter des k. k. Forstmeisters Karl Kempner und der Anna geb. Witsch"^). Der Ehe entsprossen drei Söhne, die sich dem geistlichen Stand widmen sollten, ein Beweis für den echt katholischen Geist dieser Familie: Karl Maria Josef Anton, geb. am 21. Juli 1871'"'), August, geb. am 30. September 1872®), (Josef) Anton, geb. am 31. Jänner 1874''). Die Taufe am 25. Juli 1871 (um !^4 Uhr nach mittags) vollzog Koop. P. Richard Kohlendorfer, O. S. B., Pate war Karl Handloß, Kooperator zu Bärenwalde in Preußisch-Sdilesien, vertreten aber durch den Groß vater Karl Kempner®). Von 1882/90 Zögling des Knabenseminars und Gym nasiast in (Ober-)Hoiliabrunn®), 1890/94 Alumne am Stephansplatz 3 unter der Leitung des Direktors und Dorakapitulars Dr. Gustav Müller und des Spirituals Joseph Mord, war Karl Handloß bezeichnenderweise mit dem Ehrenamt eines Kapellenpräfekten betraut und empfing am 25. Juli 1894 die Priesterweihe^®). Noch im selben Jahr Kooperator in Kirchberg am Wagram und ab 1. Juni 1898 in Wien XVI, Pfarre Neulerchenfeld, wo er sich als Leiter der dortigen Knaben-Beschäftigungsanstalt desSeverinusvereins und als Präfekt des kathol. Jünglingsvereins „St. Aloisius" als Jugendseelsorger bewährte^^), berief ihn am 20. Juli 1903^®) das oberhirtliche Vertrauen — der ihm in der priesterlichen Gesinnung ähnliche Weihbischof Dr. Johann Baptist Schneider führte als Generalvikar die Ordinariatsgeschäfte^®) — als Spiritual in das f. e. Knabenseminar, um den seit 1899 als Spiritual wir kenden und nun als Pfarrer von Piesting scheidenden Josef Minichthaler abzulösen^^). Sechs Jahre betreute er hier die Knabenseminaristen als Beichtvater, Exortator und Präses der Marianischen Kongregation, die unter seiner geschickten Leitung ein reges Sektions leben an den Tag legte. Unter den am 8. Dezember 1909 in die MK aufgenommenen Sodalen war auch der spätere Bundeskanzler Dr. Engelbert Dollfuß, der ihm bis zu seinem Tod — beide starben im gleichen Jahr — treue Anhänglichkeit bewahrte. Der Kranz, den dieser an der Bahre des Prälaten Handloß nieder legte, bewies es, trug er doch die bemerkenswerte Aufschrift: „Dem Seelenführer meiner Jugendzeit in Dankbarkeit'^®)". Am 2. Juni 1909 wurde ihm das mit nodi größerer Verantwortlichkeit behaftete Amt eines Spirituals am Priesterseminar übertragen"^®), da Altspiritual Ehren kanonikus Josef Mord zum Domkapitular und Infulierten Propstpfarrer an der Votivkirche (Wien IX) befördert wurde^''). Handloß trat damit an die Seite des Direktors Gustav Müller, der bereits seit 1878 als Spiritual und seit 1885 als Regens dem Alumnat am Stephansplatz vorstand^®), und hatte zu Mitvorstehern Subrektor Dr. Theodor Innitzer und Studienpräfekten Dr. Ernst Tomek^®). Daß Regens Müller an seinem Mitarbeiter seine Hauptstütze fand, als man vom alten Alumnat auf dem Stephansplatz im Herbst 1914 in das neuadap tierte Priesterseminar im ehemaligen Waisenhaus in der Boltzmanngasse 9 übersiedelte^®), und dann noch mehr während der harten Notzeit des I. Weltkrieges (1914—18) und der Nachkriegszeit, wurde von Einge weihten bestätigt. Die aus Krieg und Gefangenschaft heimgekehrte und neu eintretende Theologenschaft dankte ihm fürs Leben dafür, daß er ihr in seiner Großherzigkeit, Güte und Geduld den Eintritt ins Heiligtum des Priestertums finden half. Als Prälat Müller endlich am 1. September 1922 mit 73 Jahren und 37jähriger Regenstätigkeit — „von Alter und Müdigkeit gezwungen"' — zurücktraf^^), konnte Kardinal Piffl kaum einen geeigneteren und würdigeren Nachfolger finden, und so ernannte er mit 1. September d. J. den erst einundfünfzigjährigen Monsignore H. zum Direktor^-). Mit welch hoher Ver antwortlichkeit er nun dieses Amt zwölf Jahre führte, vermochten die Teilnehmer u. a. an der jährlichen Prie sterweihe im Stephansdom zu erleben, wenn er die Weihewerber an den Altar rief, zum Bischof sprach: „Hochwürdigster Vater, die hl^ Mutter, die katholische Kirche, verlangt sehr, daß du die hier gegenwärtigen Diakone zur Bürde des Priestertums erhebest", auf die Frage des Konsekrators: „Weißt du, ob sie würdig sind?", sichtlich ergriffen mit bebender Stimme er klärte: „Soweit es die menschliche Gebrechlichkeit er kennen läßt, weiß ich und bezeuge, daß sie würdig sind der Bürde dieses Amtes^)". Wie ihn die Sorge 42
RkJQdWJsaXNoZXIy NzM2NTQ=