Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Beiträge Diözesangesdiichte BE ILAQE DES WI ENER DIÖZESANBLATTES Nr. 9 tSeplember 1968) 106. Jahrgang Nr.5 Wien,am 1.September 1968 9.Jahrgang Inhalt: 25. Bischof Arnold Franz Diepen (t 1943). Der große Nachkriegshelfer aus den Niederlanden. Eine schuldige Erinnerung. — 26. Projekt einiger Lehrkanzeln für „Quaestiones crientales" (1917). — 27. Zum Schicksal der Bistumsbullen von Linz und St. Pölten. — 28. Drei Kardinal Piffl-Gedenktage im Jahre 1968. 25.Bischof Arnold Franz Diepen(t 1943) Der große Nachkriegshelfer aus den Niederlanden Eine schuldige Einnerung Dr. Franz Loidl Dem Memento der hochw. Mitbrüder werden u. a. empfohlen: „A. F. Diepen, Bischof von Herzogenbusch, gestorben am 18. März 1943, dem soviel Priester und Gläubige unserer Erzdiözese für seine Hilfe in der großen Not nach dem Weltkrieg zum größten Dank verpflichtet sind", lautet der überkurze Nachruf im Wiener DiÖzesanblatt^). Da wegen des tobenden II. Weltkrieges und ob der feindseligen Einstellung der deutschen Besatzungs macht gegen das Widerstand leistende und daher hart besetzte Holland keine Möglichkeit einer öffentlichen Ehrung bestand, sei jetzt im 25. Todesjahr wenigstens auf diese Weise ein würdigendes Erinnern nachgeholt und vorgebracht. Hat sich der gute P. Lukas Etlin O. S. B. aus den USA höchste Verdienste um Weltklerus und Ordens leute und vornehmlich um den Kleriker- und Ordens nachwuchs erworben, wie bereits ausgeführt wurde^), so dieser edle Kirchenfürst vornehmlich um die dar benden Kinder und Armen in Österreich und mehr noch in Wien, und auch um Weltpriester, Ordensleute, Seminaristen und Kirchenpersonal, weshalb ebenfalls seiner ehrend und dankbarst gedacht werden soll. Beide haben sich als Zeitgenossen in den notvollen Jahren nach dem I. Weltkrieg bleibende Denkmäler ihrer selbstlosen echtest christlichen Caritas in den österreichischen Landen geschaffen. Am 12. März 1860 in Herzogenbusch (Hertogen bosch, niederländische Provinz Nordbrabant) als Sohn des Georg D.^) und der Maria Josefa geb. Hermans geboren, mußte das Knäblein notgetauft werden und empfing noch am selben Tag in der Kathedrale St. Jan die bedingungsweise Taufe. Niemand konnte damals ahnen, daß der Täufling nach zweieinhalb Jahrzehn ten hier die Priesterweihe empfangen und dann gar einmal als Ordinarius einziehen sollte. Nach dem Erstunterricht bei den Schulbrüdern in Tilburg und Torenstraat, der Vorbereitung auf das Priestertum zu Rolduc^)(1872—74) und dem gewissen haften und eifrigen Studium im Kleinen (bis 1878) und im Großen Seminar (bis 1884) der Diözese 's-Hertogenbosch empfing er am 7. Juni 1884 die ersehnte Priesterweihe. Schon am 6. April 1886 wurde Diepen Professor am Kleinen Seminar „Beekvliet" zu St. Michiel's Gestel (Brabant). Dem folgte am 22. August 1895 die Berufung als erster Rektor der bischöflichen Lehrer bildungsanstalt zu 's-Hertogenbosch und am 25. Sep tember 1896 die Betrauung mit dem Inspektorat der römisch-katholischen Volksschulen in der Diözese. Zu gleich war er Konsulent des römisch-katholischen Lehrerbundes und ab 1909 erster Vorsitzender des niederländischen römisch-katholischen Schulrates. Hier erschien er am rechten Platz und entfaltete eine überdiözesane Aktivität im Dienste des katholischen Schul wesens unter der Devise: „Dem katholischen Kind ein katholischer Unterricht". 1917 war das zäh erstrebte Ziel erreicht: die völlige Gleichstellung des katholi schen Unterrichts. Diepens weitere Verdienste um den Aufstieg und Ausbau der konfessionellen Schule aller Typen fanden bereits 1906 durch die Ernennung zum Päpstlichen Geheimkämmerer und 1910 durch die Aufnahme ins Domkapitel die kirchliche Anerkennung. Noch eindrucksvoller weist dies jedoch eine Statistik nach^')- Daß er später zeitgerechten Anteil auch an der Errichtung der katholischen Universität Nijmegen (Nimwegen, Kaiser Karls-Universität, 1923)") und der katholischen Handelshochschule in Tilburg (1927)') hatte und darüber deshalb mit Freude und Genug tuung erfüllt sein konnte, erweist der Umstand, daß beide Hochschulen in der Heimatdiözese liegen und Mittel- und Fachschulen davon profitierten®). Bei der hohen Bedeutung (war richtiger Lebens nerv), die das katholische Schulwesen bei den Katholi ken der Niederlande einnahm (und einnimmt), er scheint es wohl selbstverständlich, daß man sich dieses erfahrenen und erprobten Vorkämpfers und Fach manns in noch einflußreicherer Stellung bedienen wollte. Am 11. Februar 1915 wurde Diepen zum Titularbischof von Danaba und Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge nach dem greisen Bischof Willem van de Ven von 's-Hertogenbosch ernannt und am 7. März vom Erzbischof von Utrecht konsekriert. Der spätere Volks- und Sozialbischof Diepen bat, wegen der Kriegs- und Fastenzeit von äußerlichen Feierlichkeiten und sogar von der Beflaggung abzusehen®). Da er seiner bisherigen Tätigkeit im Dienste der Schule weiterhin Augenmerk und Kraft schenkte, wurde er zum Schulbischof und durch den daraus sich ergebenden Umgang mit der männlichen und weiblichen Jugend ein echter Jugendbischof. Die Zen tralisierung der einzelnen Jugendsekretariate war sein Werk.Durch den Tod des alten Bischofs am 22. Dezem ber 1919 wurde er nun selbst Ordinarius. Wie hoch er 33

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