Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

beteriimen in besonderer Weise für die Priester der Erzdiözese Chikago beten sollten" und hier zugleich ein würdiges Erinnerungsmal an den 1926 veranstal teten 29. Eucharistischen Weltkongreß geschaffen würde. Noch sei erwähnt, daß ihm 1918 gelang, die Einrichtung des Sekretariates der Herz Jesu-Throner hebung in den USA in seinem Kloster zu beherbergen. Mit großem Vertrauen ging er daran — und er wies sich hier überraschenderweise als Realist und Praktiker —,die Sdiulden des Klosters aus der Grün dungszeit, das ist vor seinem Antritt, zu tügen und die provisorischen Bauten durch neue zu ersetzen. Er selbst entwarf wie ein Baumeister die Pläne für die neue Kapelle (1899/1911), bestimmter Trakte für die Schwestern, für ein Töchterinstitut, für die Druckerei, für die notwendigen Wirtschaftsgebäude etc. Audi ging er den Schulschwestern des hl. Franziskus von Vöcklabruck (O. ö.) bei ihrer Gründung in den USA an die Hand. Daß es diesen um das Seelenheil und die Verinnerlichung vieler sich mühenden Priester und glühenden Herz Jesu- und Maria Immakulata-Verehrer drängte, durch ein noch weiter ausgreifendes Sdiriftenapostolat zu wirken, braucht nidit wunderzunehmen. Dem sollte eine von seinen Schwestern geleitete Druckerei dienen. Er begann damit, indem er ab Mai 1905 in deutscher und englischer Sprache"') seine rein religiöse Zeit schrift: „Tabernakel und Fegefeuer", herausgab, die bald so viele Leser fand, daß sie erst vier-, dann acht- und ab 1920 sogar zwölfmal im Jahr erscheinen konnte. Bis 1927 verließen an die sechzig Broschüren seine schreibende Hand, wie: Die Andacht zur Hlgst. Dreifaltigkeit, zum Hl. Geist, zum Hlgst. Altarsakra ment, zum Herz Jesu, zur allerhlgst. Jungfrau Maria, zu Ehren verschiedener Heiligen; weiters Broschüren, wodurch er zur Aszese wie etwa zur Gleichförmigkeit mit dem göttlichen Willen anregen wollte. Unter seiner Leitung kamen noch zwölf Bücher heraus, darunter Gebetbücher und Biographien heiligmäßiger Persön lichkeiten. Begreiflich, daß sich sein Name und sein Einfluß weithin ausbreiteten; und gerade hier sollten sich Möglichkeit und Ansatzpunkt für das grandiose Hilfs werk dieses unermüdlichen Organisators und findigen Caritasapostels darbieten. Es kam so, wie er selbst einem Freunde gegenüber äußerte: „Wir wollten schon 1914 bauen, einen großen Flügel ans Kloster setzen... Alles war fertig und wir wollten gerade beginnen, da brach der Krieg aus. Ich sagte schon damals, Amerika wird in den Krieg hineinkommen, und dann muß Deutschland unterliegen. Dann wird große Not über Deutschland und Österreich hereinbrechen, und dann müssen wir helfen. Der Heiland will von uns an erster Stelle Werke der Liebe, und dafür müssen wir Opfer bringen. Ich trug das den Schwestern vor und alle waren begeistert einverstanden. Und so haben wir nicht gebaut bis jetzt (1927) und gottlob, wir haben viel Gutes tun können... Die Schwestern haben sidi 13 Jahre lang sehr beholfen und z. T. unter dem Dache geschlafen".^) Daß er selber lange nur in einem Zimmer eines neben dem Kloster stehenden kleinen Bretterhauses mit einem Arbeiter wohnte, verschwieg er in seiner Selbstlosigkeit und Opferliebe. Am Josefitag 1920 kam ihm bei der Danksagung nach der hl. Messe der helfende Gedanke und im Maiheft 1921 erließ er den bewegenden Aufruf an seine Abonnenten und Leser: „...So mancher von euch möchte einen Priester zum Sohn haben; aber der liebe Gott hat ihm kein Kind geschenkt oder keinem seiner Söhne den Priesterberuf gegeben. Und doch kann diese Sehnsucht, einen Priester seinen Sohn zu nennen, erfüllt werden. Ubernehmt es, für die Aus bildung eines jungen Theologen in Deutschland und Österreich aufzukommen. Spendet 500 Dollar auf ein mal oder gebt in kleinen Raten. Hunderte von braven Aspiranten des Priestertums warten auf eure Hilfe. Seid großmütig und freigebig gegen das verarmte Deutschland und das zertretene Österreich ..."®) Und der Aufruf zündete, denn viele sandten oft ihre kleinen Gaben, die Ersparnis saurer Arbeit, und fast alle waren, wie P. Etlin bestätigte, bescheidene Leute, gewöhnliche Arbeiter, Farmer, und wie der Autor aus Erfahrung weiß, sogar Insassen von Alters heimen u. a., wovon manch einer oder eine fast das ganze Ersparte opferte.'') Doch auch Reiche gaben, weil der Bittende sie zu rühren verstand. Welche Summen auf solche Weise zusammenge tragen und in die gebefreudige Hand des P. Lukas gelegt wurden, läßt sich nur aus einigen Bemerkungen erahnen, die da und dort bekannt wurden; Einzel heiten gelangten durch Zeitschriften in die Öffentlich keit. Die mehr als zweieinhalb Dutzend Diözesen Deutschlands und Österreichs, dazu vor allem das von P. Etlin hoch eingeschätzte Germanicum in Rom, Priester- und Knabenseminare, kirchliche Institute, Männer- und Frauenklöster wurden unterstützt, da durch in der Inflation gerettet und erhalten. Der Gesamtwert der gesammelten und von P. Lukas selbst gewissenhaftest verwalteten und weitergeleiteten Spenden wird von autoritativer Stelle®) auf mehr als zwei Millionen Dollar geschätzt und damit wurden ungefähr 2500 bis 2800 Priesterstudenten mit Studien beihilfen unterstützt und dadurch für das Priester- oder Ordensleben gewonnen. Als interessant vermag noch angemerkt zu werden, daß P. Etlin 1921/22 und 1923 ein Miglied des Bene diktinerinnenklosters von der Ewigen Anbetung aus sandte, um jungen Mädchen in Mitteleuropa, vornehm lich in Deutschland, Gelegenheit zu bieten, nach Ame rika zu kommen und ins Kloster in Clyde einzutreten, und daß er von 1921 bis 1927 Jungmännern in Europa behilflich war, nach den Vereinigten Staaten auszu wandern, um ihnen zu einer Arbeit und zur Gründung einer Familie zu verhelfen. Aus den mehr als tausendfachen schriftlichen und mündlichen Dankesäußerungen, die er als „fünfzehn ter Nothelfer" und „größter Wohltäter seiner Zeit" über sich ergehen lassen mußte und schlicht ergehen ließ, sei nur hervorgehoben, daß die Kardinäle Faul haber von München und Piffl als Sprecher des dank schuldigen Deutschland und Österreich nach dem Eu charistischen Kongreß in Chicago 1926 den Wohltäter persönlich aufsuchten, um ihm den ergriffenen Dank abzustatten. Die beste und entsprechendste Würdigung aber widerfährt ihm wohl durch den bereits einge leiteten Informativprozeß für die eventuelle Seligund Heiligsprechung als Diener Gottes, wobei sein Echtestes und Bestes in seinem Wesen und Wirken an den Tag kommt. Nachdem er am 16. Dezember 1927 vor seiner 28

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