Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

2. Wien I, St. Michael (Vik. 1267, Pf. um 1300;...) 3. Wien X, Oberlaa (St. Ägid, Vik. 1267, Pf. vor 1367) 4. Wien XI, Altsimmering (St. Laui'enz, Vik. 1267, Pf. 1480) 5. Wien XIX, Döbling (St. Paul, Vik. 1267—16. Jh., Pf. 1783) 6. Vösendorf bei Wien (St. Simon und Judas, Vik. 1267, Pf. 1480) 7. Maria Lanzendorf (Unsere Liebe Frau, Wallfk. zur Schmerzhaften Mutter Gottes, Vik. 1267, Pf. vor 1395—16. Jh. wiedererrichtet 1784) 8. Schwechat, Stadt (St. Jakob d. Alt., Vik. um 1300, Pf. 15. Jh.) 22. P. Lukas Etlin O. S. B. (t 1927) (Der große Nadikriegswohltäter aus den USA.) Dr. Franz Loidl Unterhalb des Portals der eindrucksvollen Pfarr kirche in Samen am gleichnamigen See im Schweizer Ur-Kanton Obwalden, Diözese Chur, kündet folgende Inschrift von zwei geistlichen heiligmäßigen Söhnen dieses lieblichen Fleckens: H. H. Kaplan Nikolaus Amstalden *1831 in Samen — allwo Kaplan 1865—81 — im Rufe der Heiligkeit f 1919 in der Kolonie Helvetia, Brasilien. H. H. P. Lukas Etlin O. S. B. *1864 in Samen — Benediktiner von Conception, f 1927 als Spiritual In Clyde, USA. Wollte man Tätigkeit und Inhalt dieses echt benediktinischen Lebens überschreiben, so wohl am tref fendsten mit: Mönch, Schwcsternspiritual, geistlicher Schriftsteller, Caritasapostel. Getreu der Losung des hl. Benedikt: Ora et labora, verlief es zwar im stillen Kloster, strahlte jedoch eine einmalige Wirksamkeit über Nordamerika und Europa aus. In den notvollen Jahren nach dem I. Weltkrieg wurde P. Etlin nach dem Urteil der Päpste Bene dikt XV. und Pius XI. und aller, die seine Hilfe er fuhren, das sind Weltpriester, Ordensmänner und -frauen, Kleriker und Laien, auch der Schreiber im Petrinum und Germanikum, in Österreich und Wien, nicht nur Wohltäter, sondern sogar Retter. Daher ist die Diözesangeschichte verpflichtet, seiner und seiner Werke zu gedenken. Das 40. Todesjahr bietet einen geeigneten Anlaß hiefür. Etlin wurde als Zweitältester von fünf Kindern des Ratschreibers Alois E. und der Barbara geb. Amstalden geboren und am 25. Februar 1864 in der Pfarrkirche St. Peter und Paul auf die Namen Augu stinus Alfred getauft.') Da der väterlidie Verdienst für die bescheidenen Bedürfnisse der Familie mit zwei Söhnen und drei Töchtern nicht ausreichte, mühte sich die Mutter durch Führung eines kleinen Tuch ladens um einen Zuschuß zum Unterhalt. An den Be such der Primarschule (1871—77) schloß sich der in der von Benediktinern geleiteten Realsdiule") (bis 1880) an. Da ihm der Kantons-Erziehungsrat ein Sti pendium gewährte, konnte er 1880—86 bei den Bene diktinern in Engelberg dem Gymnasialstudium oblie gen, was für seinen Beruf bestimmend wurde. Waren doch unter den Verwandten mehrere Priester und Ordensleute und läßt sich der Familienstammbaum in den Verzweigungen auch auf den hl. Nikolaus von Flüe (t 21. 3. 1487 in der Ranft bei Sachsein am Sarnensee) zurückführen. Auf die Begegnung und einen Vortrag des Abtes Frowin Conrad in Engelberg hin, der 1873 von da aus nach Conception, Missouri, zur Gründung von „Neu-Engelberg" ausgesandt worden war und seit 1881 daselbst als Vorsteher wirkte, bat der Student Etlin dort um Aufnahme und begann im Herbst 1886 mit dem Noviziat. Wegen seiner be sonderen Kunstliebe und seines Zeichen- und MalTalentes, dem er sein ganzes Leben über nicht nur treublieb, sondern das er auch in den Dienst seines Wirkens stellte, erhielt er den Ordensnamen Lukas. Wenn er auch kein hervorragender Theologiestudent war, so fiel er doch als tiefinnerlicher und vollgeistlidrer Kandidat auf und empfing am 15. August 1891 durch den ersten Bischof von St. Cloud, Minnesota, dem Schweizer Zardetti aus Rorschach, die Priester weihe. Im November 1891 erhielt er das amerikanische Bürgerrecht. Daß er seine Primiz ausnahmsweise in der Kapelle der Schwestern von der Ewigen Anbetung feiern durfte und dies in der eben von einem Gewittersturm be schädigten heiligen Stätte geschah, erscheint fast providenziell und zukunftsweisend, denn bald darauf wurde dies seine bis ans Lebensende währende Seelsorgs- und Wirkstätte und sollte er der Moderator und Ausgestalter des Klosterkomplexes werden, wobei er selbst Hand anlegte und sich auch als Planer und Maler betätigte.") Angespornt vom Mysterium der unendlichen Liebe Gottes und durchdrungen von dem Grundsatz: Liebe für Liebe, trachtete er, alles Gute und Heilige in Wort und Schrift und vor allem in Taten lebendig zu verwirklidien, ging jedoch in seiner Frömmigkeit und Aszese so übereifrig und schonungslos gegen sich vor, daß ihn sein Abt über ärztliches Anraten 1896/97 wegen seiner geschwächten Gesundheit zur Erholung in seine 'Schweizer Heimat schicken mußte. Daß sich der Nieruhende dabei überall seelsorglich nutzbar machte und die Gelegenheit zum Besuch ver schiedener Klöster und Konvente in Europa ausnützte, war selbstverständlich. Auf den Anhänger und För derer des echten Choralgesanges machte natürlich die Abtei Beuron besonderen Eindruck. Nach der Rückkehr im Oktober 1897 kam er seinen Pflichten als Spiritual mit erneutem Eifer nach: durdi Vermehrung der Konferenzen, Ausgestaltung der eucharistischen Anbetung auch auf Nachtstunden, Werbung für den 1879 errichteten Verein der Ewigen Anbetung, wobei der erste Andachtszettel bezeichnen derweise den Titel: „Aufopferung an das heiligste Herz Jesu", trug u. ä. Sehr lag ihm auch an der Verbrei tung der Herz Jesu-Andacht durch Herz Jesu-Thron erhebung in den Klöstern und Familien, wie er über haupt noch Zeit fand, über seine Verpflichtungen und seine Wirkstätte hinaus als Beichtvater, durdi Schwe stern-Exerzitien, Betreuung eines Schülerinnen-Inter nates u. n. a. seinen Seeleneifer zu befriedigen. In seinen letzten Lebensjahren ermunterte er einen höhe ren Priester in New York, eine Vereinigung von Prie stern zur Pflege eines mehr geistlichen und innerlidien Lebens zu organisieren. Auch regte er Tochtergrün dungen seiner Anbetungs-Schwestern an und war besonders um die Errichtung eines Anbetungsklosters in Mundelein, Illinois, in der Nähe des eb. Priester seminars von Chikago bemüht, „da sie als Ewige An27

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