acht Mitgliedern und der acht Vikariate tatsächlich in einem engen Zusammenhang stehen. Die am 18. Jänner 1469 errichtete Diözese Wien umfaßte anfangs den Bereich der Altpfarre St. Stephan mit zusammen 17 Pfarren, 3 Stadt- und 14 Land pfarren'-''). Die Hälfte der Wiener Tochterpfarren geht auf Vikariate von 1267 zurück, die im Lauf des 14. und 15. Jahrhunderts selbständige Pfarren wurden. Pfarrer Gerhard leistete durch seine Gründungen einen ent scheidenden Beitrag zum Ausbau des Wiener Pfarrgefüges und damit zur Vorbereitung des Bistums, dessen Gründung seit dem 12. Jahrhundert beabsichtigt war und auch von König Ottokar vorbereitet wurde, der Olmütz zur Metropole erheben und ihr alle be stehenden neuzugründenden Bistümer in Böhmen, Mähren, Österreich und in der Steiermark unterstellen wollte. Da damals Böhmen und Mähren der bedeu tenden Mainzer Kirchenprovinz angehörten, wies Papst Clemens IV. am 20. Jänner 1268^") diesen Plan zurück. Es ist anzunehmen, daß bei seinem Gelingen Gerhard der erste Bischof von Wien geworden wäre. Die aus den Vikariaten entstandenen Pfarren unterstanden dem Patronat des Pfarrers bzw. (seit 1365) Propstes von St. Stephan. Seit der Übertragung aller Güter und Rechte der Propstei an den Bischof durch die Bistumsbulle von 1469 (promulgiert 1480) sind sie Patronatspfarren der mensa episcopalis (Erz bistum Wien), bzw. des Domkapitels (Simmering), mit Ausnahme von St. Michael, das 1626 den Barnabiten übergeben wurde und dzt. von den Salvatorianern verwaltet wird, und Döbling, sowie Maria Lanzendorf, die durch ihre Wiedererrichtung unter Joseph II. Religionsfondspatronate wurden. Zum Abschluß seien die „Gerhard-Pfarren" mit ihren Patrozinien und Pfarrgründungs-Daten in der Reihenfolge des Stiftsbriefs von 1267 aufgezählt. Ab gesehen von der Stadtpfarre St. Michael lagen sie in den Randgebieten der großen Altpfarre, je eine im Norden und Westen, während fünf von ihnen in ge schlossener Folge den Südrand zwischen den Höhen des Wiener- und Laaerberges und dem Wiener Becken umfaßten. Den größten Sprengel besaß Penzing, zu dem die heutigen Wiener Gemeindebezirke Penzing und Hietzing mit mehreren Filialkapellen gehörten,' aus denen später die Pfarren Hütteldorf (1356), Baum garten, Lainz, Meidling, Hietzing (alle 1783), Maria brunn (1784) und Breitensee (1899) hervorgingen. St. Michael (Wien I), gegr. vor 1100 als Kloster kirche, um 1212—15 Burgkirche, Pfarre um ISOO'^'). Schwechat-Dorf (Ger.-Bez. Schwediat, N. ö.), U. L. Frau, Vikariat bis 1614, seit 1556 mit der Passauer Pfarre Schwechat-Markt (St. Jakob d. Ä., Vik. um 1300, Pf. 15. Jh.) in Personalunion verbunden und dann vereinigt. Die Pf. Schwechat wurde von 1556 bis 1728 als „Kondominium" abwechselnd von Wien und Passau besetzt und kam dann ausschließlich an das Erzbistum Wien^i^). Oberlaa (Wien X), hl. Ägydius, Pf. vor 1367''''). (Ober-) Döbling (Wien XIX), hl. Paulus, Vik. im 16. Jh. aufgelöst. Interimistisch von Heiligenstadt ver sehen, 1640 an Währing, 1784 selbständige Pf."'). Vösendorf (Ger.-Bez. Mödling, N. ö.), hll. Simon und Judas, Pf. 1480 (Promulgation des Bistums)"^'). Maria Lanzendorf (Ger.-Bez. Schwechat, N. ö.), U. L. Frau, Pf. vor 1395'"'), seit 1529 (völlige Zerstörung der Pfax-rkii-che) verwaist, 1568 bis 1784 bei Oberlaa, 1784 wiedererrichtet. Simmering (Wien XI), hl. Laurenz, 1429 noch Vik., Pf. 1480""). Penzing (Wien XIV), hl. Jakob d. Ä.., Pf. zwischen 1324 und 1356"''). Das barocke Hochaltarbild (unbe kannter Meister um 1770) zeigt den hl. Jakobus, dem ein Engel die Ansicht der gotischen Kirche entgegen hält. Rechts im Hintergrund erhebt sich der Stephans dom. Das Gemälde bringt die Pfarrgeschichte mit St. Stephan als Mutterkirche eindrucksvoll zum Aus drude. Die alte Abbildung der Döblinger Kirche aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts"^) und die Rekonstruktion der ältesten Penzinger Kirche von Adalbert Klaar"°) zeigen, daß die „Gerhard-Kirchen" kleine einschiffige Bauten im spätromanisch-frühgotischen Übergangsstil, ähnlich der nodi bestehenden Barbarakapelle in UnterWalterdorf (Ger.-Bez. Ebreichsdorf, N. ö.), waren. Anmerkungen: ") V. Flieder, Stephansdom und Wiener Bistumsgründung (1968,im Druck).—")Baben berger Urkundenbuch 2, 306 n. 439 zu 1246 VI 9. Nur hier wird der Pfarrer unter dem Namen „Geb hard" genannt, vgl. J. Ogesser,Beschreibung der Metropolitanklrche zu St. Stephan in Wien (1779) 151. Unser Pfarrer Gerhard ist nicht mit dem Kleriker Magister Gerhard, Leibarzt Leopolds VI., zu iden tifizieren, der c. 1208 (A. Meiller, Babenberger Regesten 98 n. 69) das Wiener Heiligengeistspital gründete. — ") E. Berger, Les Registres d'Innocent' IV,4 (Paris 1921) n. 677. — ') Ogesser a. a. O. 152. ^) V. Flieder — F. Loidl, Stephansdom — Zer störung und Wiederaufbau (1967) 77. — ®) Cont. Sancruc sec., Mon. Germ. bist. Script. 9, 644. — ■') Monumenta boica (MB) 29 b, 450 ff. — ®) Mon. Germ. hist. Script. 9, 699—702. A. Kostelecky, Die Rechtsbeziehungen zwischen den Seelsorgern und dem Kapitel am Wiener Dom (1963) 40 f. — ^) Orig. Urk. München, Hauptstaatsarchiv. MB 29 b, n. 92, 468— 480. — ^°) Ehem. Wien I, Himmelpfortgasse — Ecke Rauhensteingasse, aufgehoben 1782. — ") Ehem. Wien IV, Wiedner Hauptstraße — Ecke Klagbaum gasse, aufgehoben und abgebrochen 1785. Die Kirche zu St. Job war das älteste Gotteshaus der Wieden. — ^") Kostelecky a. a. O. 40 f., 81. — i") Orig. Urk. München, Hauptstaatsarchiv. MB 29 b, n. 90, 465—467. A. Scheiblin, Die Gründungs- und Baugeschichte der Pfarrkirche in Penzing, in: Penzinger Museums-Blätter, Heft 13 (März 1967) 2i3. Ders., in: Jahrbuch des Ver. f. Gesch.- d. St. Wien 21/22 (1965/66) 88. — ^^) MB 29 b, 470 Z. 11—14. — "") Zur Institution des Vikariats vgl. E. Haberkorn — J. F. Wallach, Hilfswörterbuch für Historiker (1964") 642 f. — "") H. Göhler, Das Wiener Kollegiat —, nachmals Domkapitel zum hl. Stephan (Phil. Diss. Wien 1932) 10 f. — •'^) Zum Chordienst der Our vgl. Kostelecky a. a. O. 23 Anm. 1. — ^'') Quellen zur Gesch. der St. Wien 1/3 n. 2806. — "") F. Loidl, Art. Wien — Erzbistum, Lexikon für Theol. u. Kirche 10" (1965) Sp. 1112. — "'^) A. Boczek, Codex dipl. et epist. Moraviae 4, 1 f. — "') H. Wolf, Erläuterungen zum Histor. Atlas der österr. Alpenländer 2/6, Nieder österreich (1955) 88. N. Grass, Der Wiener Dom (1968) 4. Das Patronat von St. Michael wird noch zu unter suchen sein. — "") Ebda 108. Flieder a. a. O. (im Druck). — "•■') Flieder a. a. O. (im Druck). — '■^) Wolf a. a. O. 91. — "'') Ebda 95. — "") Topographie von Niederösterreich 5, 674. — "') Wolf a. a. O. 96. — "®) Scheiblin, Penzinger Museums-Bl. (März 1967) 217. — "®) Pestschrift 700 Jahre St. Paul — Döbling (1967) 2. "") Scheiblein a. a. O. 224. NB. Corrigenda für den Personalstand der Wiener Erzdiözese: 1. Metropolitankapitel zu St. Stephan (Errichtet 16. III. 1365 als Kollegiatkapitel, 18. I. 1469, Dom-, 1. VI. 1722 Metropolitankapitel) 26
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