verwunderlich,jafastselbstverständlich,daß viele Pfarr angehörige nach der Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung diesen populären und einsatzfreudigen Prie ster zum Pfarrer haben wollten und sich für ihn bei der k. k. Landesregierung und beim f. eb. Konsisto rium einsetzten''). Dem wurde aber nicht stattgegeben und so mußte er wie Gruscha'®) wieder als Kooperator weiterwirken, was jedoch nicht mehr lange dauerte. Nachdem er schon anfangs November 1848 dem neuen Pfarrer Caspar Baumann die Amtsleitung über geben hatte'®), trat er selbst im Mai 1849 die Pfarre Stetteldorf am Wagram an, der er ebenso eifrig und treu neunzehn Jahre hindurch dienen sollte^). Nachdem er ab 1863 als provisorischer Dechant und Schuldistriktsaufseher^') und ab 1864 als wirklicher Dechant des Bezirkes Hausleiten gewaltet hatte^-), wurde er 1868 „in Ansehung seines mißlichen Gesund heitszustandes über sein Ansuchen" von diesen Ämtern entpflichtet^) und starb schon kurz darauf am 13. April d. J.®^). Stunden vorher hatte er in Todesahnung eigen händig seine Grabinschrift aufgesetzt*''®). Interessant und ein schönes Zeichen für echte Freundschaft ist der Vermerk Sebastian Brunners: „Am 14. April wollte ich meinen lieben Freund, den Dechant M.T. zu Stetteldorf besuchen, weil ich wußte, daß er krank war. Leider traf ich ihn nicht mehr am Leben. Sein Tod war am 13:, d. i. Ostermontag, an seinem Sterbebette stand sein von ihm geliebter und hochgeachteter Freund H. H. Pfarrer Kerschbaum von Nieder-Rußbach. Am folgenden Tag, dem 15. April, begab ich mich zum Leichenbegängnis nach Stetteldorf. R. I. P. Seb. Brunner"2«). Pfarrer Terklau war für seine Gemeinde ein prie sterlicher Vorsteher und guter Verwalter, der mit ihr Freud und Leid teilte*-^'). Von seiner äußeren Tätigkeit zeugte der Turmbau (1859) und die Innenrestaurierung (1863)''®); vor allem aber spricht für ihn seine Wohl tätigkeit. Denn in seinen letztwilligen Verfügungen v. 16. Okt. 1867 vermachte er 10.000 Gulden dem KnabenSeminar^®), 200 fl. auf „eine Schulstiftung für arme Kinder auf Kleidung oder Schreibmaterialien, jedoch soll die Beischaffung und Vertheilung einzig und allein dem Pfarrerzustehen,aber die dazu bestimmten5Prozent Metall-Obligation pr. 200 fl. bei der Kirche aufbewahrt werden muß". Dann bestimmte er „eine Helratsausstattungs-Stiftung für brave arme Mädchen aus der Pfarre Städteidorf 4000 fl. in 5 Prozent Metall-Obliga tionen, die jedoch bis zum Tode seiner Haushälterin, Maria Spahn, welche, so lange sie lebt, die Interessen beziehen soll, bei dem feb. Konsistorium in Wien deponirt bleiben sollen. Nach ihrem Tode soll die Stiftung, und zwar bei der Kirche errichtet werden und soll allein der Pfarrer das Recht haben, jährlich zwei arme brave Mädchen, welche sich in diesem Jahre verehe lichen wollen, mit dem Stiftungsertrage zu gleichen Theilen zu betheilen, wofür sie, so lange sie leben, alle Freitage für mich und meine verstorbenen Angehörigen drei Vater unser und den Glauben beten sollen. Soll ten sich in einem Jahre zwei solche brave Mädchen nicht finden, so ist das Stiftungserträgniß dieses Jah res an Hausarme zu vertheilen, welche Kinder haben und vom Unglück betroffen wurden"®®). Nicht zuletzt, ja eigentlich zuerst beabsichtigt seien nun seine schriftstellerischen Leistungen angemerkt. So steuerte er eine Anzahl von Artikeln in der von seinem Freund Seb. Biunner gegründeten und redi gierten Wiener Kirchenzeitung 1848, 1849 bei. Sein Hauptwerk aber ist das Buch: „Der Geist des katholischen Cultus. Eine Darstellung der kirchlichen Personen, Orte, Geräthe, Handlungen und Zeiten in ihrem Bezüge auf die katholische Lehre", Wien 1845 bei W. Braumüller, das 1850 die 2., 1853 die 4., 1855 die 5., 1857 die 6., 1859 die 7., die 9., neue und ver besserte letzte Auflage 1871 bei Gerold erlebte und 1865 sogar mit einer Übersetzung ins Ungarische be dacht wurde. Von einem bei Wurzbach genannten Gebetbuch und einem Text zu Führichs Kreuzweg®') war nichts Genaueres mehr zu erfahren.®") Anm.: Allgem.: Personalstand der Wr. Erzdiözese; Mitt. von Pfr. Krügelstein über Pfr. Kech. — Heimat buch des Bezirkes Korneuburg 1961 II 1 35. — 1) Bd.43 (Wien 1881), 287 f. — 2) I (1848 — 1890), zugleich der 3.Bd.der „Deutsch-Österreichischen Literaturgeschichte" von Nagl-Zeidler-Castle. Wien 1935, 248, 271. — 3) Wo her, Wohin? (Wien 1855), I 209; II 151 ff. (Neue Folge I 321). — 4) Ludwig Donin, Stephans-Dom und seine Diener, nach der Zeitgeschichte. Wien 1874, 227. — 5) Woher, Wohin? II 208. — 6) War der 37. in der Kooperatorenreihe. Hanns Maria Truxa. Geschichte der landesfürstl. Pfarrkirche St. Johann Nep. in der Praterstraße zu Wien. Gedenkschrift zum 100 jähr. Jubil. des Bestandes dieser Pfarre. Wien 1886, 82. — 7) Ebda. 45. — 8) Ebda. 79. — 9) Ebda. 29 f. — Brunner war damals Koop. in Alt-Lerchenfeld, verfaßte den Text der Hymne. Ebda. 30 f. Anm. — 10) Ebda. 33 ff. Auch der 14 jähr. Erzherzog Franz Joseph mit seinen Brüdern war „usuell" als Pate beteiligt. — 11) „Die Glochen, ihre Bestimmung und Weihe bei Gelegenheit der feierlichen Glockenweihe für die neuerbaute Pfarr kirche zu St. J. in der Praterstraße mit einem Festge dicht von Seb. Brunner". Wien Mechitharisten 1844. — Dazu Truxa a. a. O. 36 f. mit den Inschriften der Glocken. — 12) Sh. ebda. 37 ff. — 13) Ebda. 44 f. — Starb im Februar 1876 zu Linz. Ebda. 79. — 14) Ebda. 45. — 15) F. Loidl: Kardinal Fürsterzbischof A. J. Gruscha in: Neue österr. Biogr. ab 1815, Wien-MünchenZürich (1963) Bd. XV,92. — 16) Sh. bei Truxa a. a. O. 45/47. — Wurzbach a. a. O. 288. — 17) Truxa a. a. O. 47. — 18) Wie 16. — 19) Truxa a. a. O. 48, 49. — 20) Wurzbach a. a. O. 288. — 21) Wiener Diözesanblatt 1863, 96. — 22) Ebda. 1864, 96. — 23) Ebda. 1868, 68. — 24) Ebda. 1868, 100; Nekrol. 1860 — 1924, Wien 1925, 41. — 25) Wurzbach a. a. O. 288. — 26) Stetteldorfer Gedenkbuch II 199. — 27) Nachruf von Albert Wiesinger in: Wiener Kirchenzeitung, Beilage 1868 Nr. 34, 35, 36, „Matthias Terklau. Pastoralbilder aus einem Pfarrer leben" (Wurzbach 288 Anm.). — So der Preußeneinmarsch und die ihnen folgende Cholera. — 28) Wurz bach a. a. O. 288. — 29) Ebda.— 30) WDBl. 1868, 116. — 31) Sh. über die 14 Freskos darin, Truxa a. a. O.42 f. — 32) Wurzbach a. a. O. 288. 18. Eine Eisenbahn-Meßstiftung In der gedruckten „Geschichte der landesfürstlichen Pfarrkirche StJ Johann Nepomuk in der Praterstraße zu Wien"(von Hans M. Truxa, Wien 1886, S. 69) finden sich folgende, heute noch interessante Eisenbahnstif tungen vermerkt: Uberschrieben mit: Fürsorge der k. k. privat Kaiser Ferdinand-Nordbahn für die religiösen Bedürfnisse ihrer Bediensteten, wird als besonders freundliches Zeichen des Entgegenkommens gegen die Pfarre St. Joh. Nep. von Seiten der Direktion zweier Geldspenden ge dacht, nämlich: 50 fl. C. M. für den Kirchenbau und 100 fl. für den Kirchenmusikverein und die Anschaffung 22
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