17. Stetteldorfer Pfarrer als Schriftsteller: Wilhelm Zoczek (1845/1849)— Matthias Terklau (1849/1868) Dr. Franz Loidl I. Wilhelm Zoczek (1843/1849) 1798 zu Wien geboren, 1824 Priester, war Zoczek erst Kooperator in Stockerau, wurde mit 1. November 1826 an die seit Jahren vakante Stelle eines Dom predigers von St. Stephan berufen, was er bis 1843 blieb. Betreute dazu ab 1833 die St. Salvator-Kirche (Wien I, heute Altes Rathaus) als Direktor. Trat an fangs August 1843 die Pfarre Stetteldorf am Wagram an und verblieb auf diesem Seelsorgsposten bis zu seinem Tod am 31. Jänner 1849"'). Im Pfarrhof hat sich bis jetzt ein Porträt von ihm erhalten®). Zoczek hat, wie von seiner Beschäftigung her nicht anders zu erwarten und nach damaliger Auffassung von Seiten der Prediger üblich war, eine Anzahl von Predigten und Festansprachen im Druck herausgegeben. Einige erschienen sogar noch nach seinem Tod®). So seien u. a. genannt: Das Handlungs-KrankenInstitut als religiöse Anstalt betrachtet. Eine Predigt. Wien 1827. — Predigt über die Jubelfeier der Grün dung des k. k. allgemeinen Krankenhauses am 17. 8. 1834, am 13. Sonntag n. Pf. Wien, Mechitaristen 1834. — Seligpreisungen Mariä. Predigt am Feste der Heim suchung der allerseligst. Jungfrau i. J. 1837 bei Ge legenheit der Wiener Procession nach dem Gnadenorte Maria Zell daselbst gehalten. Wien, Mechitaristen 1837. — Predigt bei Gelegenheit der Säkularfeier der Ein weihung der Pfarrkirche zum hl. Carolus Borromäus in Wien. Gehalten am 12. 11. 1837. Wien Mechitaristen. — Angela, die hl. Jungfrau und geistliche Mutter des 16. Jhdts. (Ein Gegenstand festlicher Freude im 19. Jahrhundert.) Predigt bei Eröffnung der 3. Säkular feier der Ordensstiftung der E. E. Ursulinen-KIosterfrauen durch die hl. Jungfrau Angela Merici (vorge tragen am 22. 11. 1837). Wien, Mechitaristen 1837. — St. Bernardus mit seinen Söhnen. Ein Licht der Welt. Predigt bei Gelegenheit der 700jährigen Säkularfeier des Cistercienser-Stiftes Zwettl im VoMB. Gehalten bei Eröffnung der Säkularfeier am 12. Sonntag n. Pf., den 26. 8. 1838. St. Pölten 1838. — Andere Schriften: Die Verbreitung der katholischen Religion in Nord amerika. Wien, 1829. — Der Christ zur Zeit der dro henden Gefahr einer verderblichen Seuche (Cholera morbus...). Wien 1831. — Die Messen des katholischen Kirchenjahres. A. Pichlers Witwe, Wien 1845. — Fa stenbuch für Katholiken. Ebda. 1848. VIII, 440 Seiten. — Gebetbuch „Preise den Herrn"(Magnificat) b. Vogel, Landshut, Bayern^); weiters auch ein „Charwochenbuch"(eine Übersetzung der Hebdom. sanctae)®). Anm.: Personalstand der Wiener Erzdiözese; Mitt. Pfrs. Keck —3^)Ludwig Donin,Stephans-Dom unci seine Diener, nach der Zeitgeschichte, Wien 1874, 94, 95, 97, 120, 223. — 2) Mitt. Pfrs. Keck. — ®) Donin a. a. O. 138. — Mitt. Pfrs. Keck. — ®) Donin wie 3. II. Matthias Terklau (1849/1868) Durch die Aufnahme in das 60 Bände umfassende Biographische Lexikon des Kaiserthums Österreich (1857/92) von Dr. Constant v. Wurzbach und die Würdi gung darin mit einer verhältnismäßig ausführlichen Biographie^) und durch die Einreihung in die Zahl „gelegentlicher Verfasser von Predigten, apologetischen und polemischen Werken" in der vierbändigen Ge schichte der deutschen Literatur in Österreich-Ungarn im Zeitalter Franz J"osephs I. von Eduard Castle®) er scheint unterstrichen, daß auch dieser Stetteldorfer Pfarrherr einige Aufmerksamkeit verdient. Am 17. 2. 1814 als Sohn eines bürgerlichen Haus inhabers zu Erdberg (Wien HI) geboren, Schüler der Pfarrschule daselbst und am Akademischen Gymna sium, trat Terklau nach den 2 Jahren Philosophie 1834 ins Wiener Alumnat ein und bekam hier als Jahr gangskollegen den späteren Schriftsteller und Prälaten Sebastian Brunner, der von ihm aussagte: „Der diente mir zu einem wahren Trost. Wir standen mit unseren Ansichten in vollkommener Harmonie und ergossen uns oft in der ergötzlichen Kritik über Zustände und Per sönlichkeiten, das diente zur Erquickung"®). Am 25. 7. 1838 schritten beide mit 22 Diakonen zum Weihaltar^), kamen auf verschiedene Posten, blie ben jedoch freundschaftlich verbunden. Terklau wirkte in Pazmannsdorf, Brunner 1838/39 in Neudorf b. Laa, wo ihn sein „lieber Freund Terklau" einmal besuchte®). Der wurde dann nach Inzersdorf am Wienerberg xmd im Frühjahr 1842 nach St. Johann Nepomuk in der Praterstraße (damals Jägerzeile, heute Wien II) ver setzt®), wo er sich mit 2 Mitkooperatoren während sei ner siebenjährigen Wirksamkeit (bis 1849) als „ein umsichtiger und bei der Pfarrgemeinde sehr beliebter Priester" erwies'). Er kam dabei gerade zum Neubau der Kirche samt Pfarrhof zurecht, den Pfarrer Johann Skerle (1835/48)®) 1841 begonnen hatte, und konnte im Oktober 1843 das Fest der Gleichenhöhe des Turmes und im Juli 1844 die Weihe und Aufpflanzung des Turmkreuzes mitmachen, wozu sein Jahrgangskollege Brunner,damals Kooperator in Altlerchenfeld, den Text zum eigens vertonten Chorstück beisteuerte®). Noch feierlicher ging die Weihe der vier Glocken Ende Ok tober d. J. vor sich, worüber ausführliche Berichte vor liegen'^®) und wozu Kooperator Terklau auch seinen Bei trag leisten durfte"). War die Kirchweihe am 18. Ok tober 1846 durch Fürsterzbischof V. E. Milde gewiß für alle Teilnehmer, also auch den Pfarrklerus, ein richtiges Freudenfest'®), so sollte das Revolutionsjahr 1848 für den Pfarrer und seinen Kooperator unlieb same Erlebnisse und sogar die Trennung bewirken. Da sich Pfarrer Skerle, wie der Nachbarpfarrer und andere durch nächtliche Demonstrationen und Krawalle belästigt, über „freundschaftliche" Aufforderung der Nationalgarde „wegen seiner schwächlichen Gesund heit aufs Land begeben mußte"'®), wurde auf sein Ansuchen hin Mitte April Kooperator Terklau vom f. e. Konsistorium zum Pfarrprovisor bestellt"). Wie sein Nachbarkooperator Gruscha bei St. Leopold'®) er füllte auch er im stürmischen Oktober d. J. seine Seel sorgepflichten, schritt durch den Kugelregen und über Barrikaden hinweg, um Pfarrkindern und Soldaten beizustehen oder sie zu versehen, und stand Schikanen, Inhaftierung als Geisel, Einquartierungen und andere Mühsale tapfer und vorbildlich durch, wie sein Mit bruder Sebastian Brunner und andere Zeugen und auch er selbst berichten konnten'®). Es war daher keineswegs 21
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