stranze herauslangen. Sie und das SANCTISSIMUM waren unverletzt, nur der Festkranz von gemachten imd mit Eisendi-aht zusammengefügten Blumen war abgerissen und schwarz und das Corporale angebrannt. Als ich die Monstranze erhob, und mich zum Seiten altar überzugehen anschidcte, fing das Volk unaufge fordert „Heilig" zu singen an. Kein Auge blieb trocken, und ich denke, so lange die Kirche steht, ist noch kein so andächtiger Segen gehalten worden. Es war auch für mich eine eigene Empfindung, als ich vor dem Herrn in Brodsgestalt kniete, und ich den Gedanken hatte: Herr! Jetzt sehe idi dich hier verhüllt in Brodsgestalt, und wenig hätte gefehlt, so hätte ich dich von Angesicht zu Angesicht als meinen Richter gesehen. Erschüttert und niedergedrückt von den verschiedensten Gefühlen begab sich das Volk nach Hause. Jetzt sah ich mich audi von außen um. Das Thurmkreuz stand, aber das Thurmdach ist auf vier Seiten ganz zerrissen und zer fetzt, tausend und tausende feinste Splitter bedeckten mit einer Unzahl von Lattentrümmem den Erdboden. Wir alle wünschten einander bey allem Unglück nock Glück, und besonders freuten sich alle, daß ich mit dem Leben davongekommen bin. Hätte ich nicht ge predigt, oder hätte ich nickt die Fenster schließen las sen, so wäre ich unfehlbar getötet worden, weil icii eben beym Altar gewesen wäre. Endlich fand ich auch einen Arzt,der mir keinen Aderlaß verordnete, weil ich eben auch mit dem Lokalfieber behaftet bin, er em pfahl mir nur Ruhe. Erst die folgenden Tage empfand ich die Folgen. Die Gelenke waren steif, die Sprache stammelnd, auf der linken Brustseite zeigten sich Strei fen, wie von Ruthenschlägen; doch haben sich diese Zufälle bis jetzt alle verloren. Das Gehör hat die vorige Schärfe, nur ist die Zunge noch etwas schwer, der Körper matt und abgeschlagen; demungeachtet konnte ich in Sarasdorf Sonntags die Frohnleichnamsprozession abhalten, und nach Mittag Predigt und Segen in Wilfleinsdorf halten, — Künftigen Donnerstag als Die 8. Corp. Xti und dieses traurigen Geschickes will ich zur schuldigen Danksagung für unser aller Rettung, und wegen barmherziger Abwendung noch größeren Unglückes ein feyerliches Hochamt bey ausgesetzten hochwürdigsten Gute abhalten, wozu ich die Erlaubniß des hochwürdigsten Ordinariats präsumire. Der Gefertigte bittet ihn für entschuldiget zu halten, daß er diesen Bericht nicht in der kalten Amts sprache, sondern so, wie es ihn sein Inneres diktierte, abfaßte. — Unter Einem berichtet der Gefertigte ge horsamst, daß er bereits von diesem traurigen Ereigniß an das k. k. Kreisamt die Anzeige gemacht hat. Endlich berichtet der Gefertigte, daß er den zerstörten Altar bis zur Untersuchungskommission in Statu quo beläßt, nur fragt er sich an, ob er, zur Hintanhaltung einer Verunehnmg oder Zerstreuung, die h. Reliquien nicht in eine an der hölzernen Einfassung der 2 Portatiles, ohne Verletzung des bischöflichen Siegels angebrachte Vertiefung hinterlegen darf. Er erwartet hierüber gnä dige Weisung. Sarasdorf, den 13. Juni 1849 Wolfgang Hauer, Pfarrprovisor zu Wilfleinsdorf und Lokalkaplan zu Sarasdorf Dieses Erlebnis erschütterte die Gemeinde so, daß sie unter Pfarrer Laurenz Löscher vom Historien- und Portraitmaler, Wien-Wieden, Karlsgasse 33/II/9, auf ihre Kosten ein Votivgemälde, welches die Begeben heit darstellt, anfertigen ließ. 1852, 26. VII. (Entwurf), 1852, 28. VII. (Genehmigung)(DAW). 14. Matriken-Behelfe 1. Das Wiener Diözesanblatt 1887, Nr. 10, S. 109/118 legt eine Zusammenfassung der Matriken nach ihrem Alter vor: die Matriken in Wien, in den Dekanaten diesseits der Donau, in den Dekanaten jenseits der Donau, und vermerkt in der Schlußnotiz (S. 118): „Mit Regierungsdekret v. 18. X. 1796 und Konsistorial-Currende v. 21. XII. d. J. wurde allen Pfarren auf dem Lande und mit Consistorial-Currende v. 24. IV. 1812 allen Stadt- und Vorstadtpfarren von Wien die Anfer tigung und jährliche Einsendung der Matriken-Duplicate aufgetragen. In Folge dieser Anordnung befinden sich im Wiener Ordinariatsarchiv die Matriken-Duplicate der Landpfarren v. J. 1796 an und der Wiener Matriken v. J. 1812 an in Verwahrung." 2. Rudolf Geyer,Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und FamUienforscher. Wien: österreichisches Institut für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1930. Geschichte der römisch-katholischen Pfarrsprengel 1—204. A) Die röm.-kath. Matriken. 217—289. B) Griechische Katholiken 290. C) Evangelische a)Schwedische und dänische Gesandtschaft290f. b)Evangelische A. B. 291—293 c)Evangelische H. B. 293f. D) Altkatholiken 294f. E) Griechisch-orientalische Gemeinden 296 F) Israeliten 297—299 G) Zivilmatriken 299—302 H) Gesandtschaftsmatriken (britisches Vizekonsulat, schwedische Gesandtschaft, norwegisches Gene ralkonsulat) 302 f. 3. Eine Buchempfehlung für Matriken-Forscher: Dr. Karl Puchner rmd Dr. Josef Stadler: Lateini sche Berufsbezeidinungen in Pfarrmatrikeln und son stigen Orts- und familiengeschichtlichen Quellen; Band 14, Südostbayerische Heimatstudien, 1935. Dr. F. L. 15. Wallfahrtskirche zu OberHautzenthal Karl Keck, Senning Um 1300 bestand schon eine Kapelle, die von Hausleiten aus betreut wurde. 1333 erwirkte der her zogliche Hofmeister, Ritter Ch u nr a t von Sierndorf, die Errichtung einer Pfarre^). Die Besitzer der Burg in Unter-Parschenbrunn, die Herren von Sunnberg, die Dossen, die Herren von Rosenharts und seit 1484 die Grafen Har d e g g vergaben in der Folge die Pfarrerstelle'"^). Das Wallfahrtswesen, im 15., 17. und 18. Jahrhimdert in besonderer Blüte, erlebte große Einbußen in der protestantischen Zeit (1575—1627) imd durch die Maßnahmen von Kaiser Josef 11.^) Die Erbauung der jetzigen Kirche erfolgte um 1445 durch Mitglieder der Bauhütte von St. Stephan in Wien. Das herrliche Südportal und die vielen Stein metzzeichen tun dies dar^). Um 1519 wurde der Prie sterraum mit seinem schönen Netzgewölbe hinzugefügt. Damals entstand auch der untere Teil des Turmes; er enthält in seinem Untergeschosse die Sakristei unci im Stocke eine Kammer, die ein an Meister Anton Pilgram erinnerndes Gewölbe aufweist. Die Erhöhung des Schiffes xmd des Turmes, dessen Helm 1882 seine jetzige Gestalt erhielt, erfolgte 1710^')* Der eindrudcsvolle Hochaltar, 1740 von Pfarrer Edmund E b e n p e rg e r gewidmet, zeigt im Scheitel des Wandaufbaues die Allerheiligste Dreifaltigkeit, darunter das Gnadenbild der Mutter mit dem göttlichen Kinde von etwa 1450 und beiderseits die Standbilder St. Josef und Leopold von 1664. In der Barodczeit waren die Statuen beklei det und mit Schmucksachen behängt; die Köpfe trugen Perücken. Ein schon 1769 vorhandenes Andachtsbild chen®) und die Votivtafel des Matthias Jordan von Unter-Hautzental aus 1782 zeigen den alten Zustand. Das Gnadenbild ist voll tiefer Symbolik. Das unschöne Gesicht des Jesukindes deutet an die Armseligkeit der von ihm angenommenen Menschennatur, das Zepter in der Rechten die göttliche Majestät imd der Apfel in der Hand der Mutter, nach dem das Kind langt, die Erbsünde, von der Jesus die Menschen erlösen wird. In der Linken hält das Kind eine Frucht vom Maul18
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