Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Beiträge Liener Diözesangesdiidite BE ILAQE DES WI ENER DIÖZESANBLATTES Nr. 3(März 1968) 106- Jahrgang Nr.2 Wien,am 1. März 1968 9.Jahrgang Inhalt: 7. Hofburgpfarrer Langenau und Hofkaplan Milde. — 8. Pfarrer Joseph Strauß, Gründer der 1. Spar kasse in Nö. (tl844). — 9. Dr. Johann Teis (tl960) (Typisches Vertriebenen-Priesterschicksal). — 10. Pfarrkirche St. Pankratius in Senning b. Stockerau. — 11. Nova series parochorum Stodcerau. — 12. Pillichsdorf: Sakramentsbruderschaft. 7. Hofburgpfarrer Langenau und Hofkaplan Milde Hildegard Holtstiege, Mainz Die nachstehenden Ausführungen stellen keine ge schlossene Behandlung des obigen Themas dar. Sie sind vielmehr gedacht als Information fragmentarischer Art. Meine derzeitige Inanspruchnahme durch eine pädagogische Arbeit über V. E. Milde läßt eine gründ lichere Bearbeitung des Themas im Augenblick nicht zu. Andererseits aber korrigieren die hier zitierten Funde manche in der Literatur über Milde bestehenden Un richtigkeiten. Mögen die nachstehenden Darlegungen in diesem Sinne verstanden werden. Kaiser Josef II. hatte am 19. Juni 1784 aus „eigener Bewegung" Alois Langenau zum Hofburgpfarrer und Hofbeichtvater ernannt. Langenau war um eine gute Seelsorge in der Hofburgpfarre bemüht. Ihm lag sehr daran, als Hofkapläne die geeignetsten Priester zu ge winnen und ihre Zahl den Erfordernissen dieser Seel sorge anzupassen. 1791 wurde erwogen, die Zahl der Hofkapläne zu erhöhen, und Langenau wurde um seine Meinung be fragt. Seine am 26. April 1791 abgegebene Äußerung wurde richtungweisend für die Auswahl der Hof kapläne in den nächsten Jahrzehnten. Hinsichtlich der Auswahl heißt es darin: „Dieses allein erinnere ich, daß er folgende Eigenschaften besitzen müsse: eine reine gute Stimme, eine genügsame Kenntnis des Cho ralgesanges und der Kirchencäremonien, alles was zur Seesorge erfordert wird, einen friedlichen und solchen Charakter, der seinen Ehrgeiz bloß in der Erfüllung seiner Pflichten sucht^)". Diese Bemerkung dürfte auch einiges Licht auf die Persönlichkeit jenes Hofkaplans werfen, den Langenau im Auftrag des Kaisers ohne vorherigen Concurs selbst ausgesucht hat: Vincenz Eduard Milde. Im Februar 1805 war nämlidi die Stelle eines Hofburgpfarrvikars frei geworden und der im Mai angesetzte Concurs zu ihrer Neubesetzung ziem lich ungünstig verlaufen. Langenau schlug also Vincenz Eduard Milde vor: „Ich habe mir alle Mühe gegeben, ein vorzügliches Subject aufzufinden. Unter allen mir bekannten jüngeren Geistlichen weiß idi hiezu keinen Tauglicheren als einen gewissen Herrn Milde. Er ist gegenwärtig in der hiesigen Hauptschule bei St. Anna als Lehrer der Katechetik und Pädagogik für den an gehenden Klerus angestellt. Sowohl seine Talente als seine anderen persönlichen Eigenschaften machen ihn zu einem der ausgezeichnetem Individuen der Wiener Erzdiöcese. Ich glaube also nichts zu wagen, wenn ich ihn unterthänigst vorschlage^)". Am 12. Juli 1805 gab der Kaiser seine Zustimmung. Milde blieb auch nach seiner Ernennung zum Professor der Erziehungskunde an der Universität Wien (1806) in der Hofburgkapelle tätig. So war es Langenaus Wunsch, den er am 19. No vember 1803 in seiner Meldung über die Ernennung Darnauts (oder d'Arnaut) zum Professor der Kirchen geschichte an der Universität Wien zum Ausdruck brachte: „Es scheint nicht nothwendig wegen der Be förderung des Darnaut zum Lehrer der ICirchengeschichte eine Veränderung bei dem Hofkapellendienste vorzunehmen. Darnaut ist nicht allein, der nebst seinem Kapelldienste ein anderes öffentliches Amt begleitet Auch Frint versieht bereits seit einem Jahre die Stelle eines Spirituals bei dem jungen Klero an dem hiesigen neuen Convict. Noch mehr, ich habe sogar Hoffnung, daß noch einer oder der Andere der Herrn Hofkapläne bei öffentlichen Lehranstalten angestellt werde'')." Die Ernennung Mildes zum Hofkaplan hatte drei Freunde wieder zusammengeführt: Darnaut, Frint, Milde. Wie sehr Langenaus Bemühen um eine gute Seelsorge in der Hofburgpfarre durch gute und geeig nete Priester sich damit erfüllt zu haben scheint, zeigt eine Äußerung Wolfsgrubers: „Wenn es sich darum handelt, die Persönlichkeiten zu bezeichnen, die am Beginne des 19. Jahrhunderts in das eisigkalte Kirchen wesen Österreichs belebende Frühlingswärme einführ ten, so darf man die Hofgeistlichen jener Zeit, insbe sondere die drei Freunde Darnaut, Frint und Milde nicht mitStillschweigen übergehen. Gleich nach Wieder eröffnung des fürsterzbischöfiichen Alumnates traten Darnaut und Frint zugleich in dasselbe ein und nahmen daselbst den über die Maßen lieben Milde in den Freundschaftsbund auf')". Burgpfai-rer Langenau starb am 3. August 1809. Mögen auch die Hinweise auf seine Verbundenheit mit Hofkaplan Milde sehr spärlich sein, so zeigt sein Testament doch, daß dieser Hofkaplan sein besonderes Vertrauen besaß. Seinem Testament vom 10. April 1802 hatte Langenau folgenden Zusatz angefügt: „Außer den schon in meinem Testamente festgesetzten Legaten legire ich noch: ...4. Dem Herrn Milde meinen brillantirten Ring mit dem grössern Schmaragd doch unter der Bedingniss, daß er meinen Tractat von der Unauflösbarkeit der Ehe noch einmal von einem gründlichen Theologen durchsehen, denselben sauber abschreiben und einbinden lasse und ihn sodann meiner der Burgpfarr hinterlassenen Bibliothek als ein Denkmal bey9

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