Der Bruderschaft gehörten auch Weltleute an. So der Verwalter des Gutes Poisbrunn, Georg Andreas Stodihammer, der am 8. I. 1701 als gewesener Sekretär der Bruderschaft den Pfarrer von Falkenstein, Johann Ferdinand Hamerl, beim Konsistorium verklagte, daß ihn dieser vor geistlichen und weltlichen Konföderier ten an seiner Ehre angetastet habe^). 1707 heißt es, Präses sei der Pfarrer (Bernhard) Jodok Bruille (Brüll) von Laa, unter den Brüdern herrsche immer Streit, ein Weltlidier habe 500 Gulden gespendet®^). Aus dem 6. VI. 1711 hat sich eine gedruckte Einladimg zur Neuwahl des Präses erhalten. Bernhard Jodok Brüll, Apostolischer Protonotar, Ritter der Militia Christi, Passauer Konsistorialrat, Pfarrer von Laa und Fallbach, hatte resigniert. Sekretär war damals der Pfarrer von (Wilden-)Dürnbach, Andreas Anton Neu gebauer. Eingeladen waren die Pfarrer Karl Ferdinand Weigel von Weigelsfeld, Poisdorf, Johann Georg Ruth, Kammersdorf, Johann Otmar Weigandt, Herrnleis, Jodok Schiener, Feldsberg, Mathias Johann Wiepauer, Hermbaumgarten, der Priester Johann Ignaz Kinkofer sowie die Laien Johann Ferdinand Cham, kaiserlicher Mautner, und Georg Schuberdt von Blauenfels'''®). 1719 heißt es, die Bruderschaft in Falkenstein sei herab gekommen, besitze 1000 Gulden Vermögen, von denen aber nur 500 Gulden da seien. Der Dechant erhält den Auftrag, die Bruderschaft zu erheben^''). Am 1. II. 1764 kommt der Pfarrer Franz Xaver Schlagitweit von Gaubitsch ein, der Vorort der Bruderschaft möge zum Aufblühen der Bruderschaft vom schwer erreichbaren Falkenstein nach Emstbrunn verlegt werden®®). Am 2. III. dieses Jahres befürwortet Vizedechant Johann Michael Plattner®®), Pfarrer von Böhmisch (jetzt Groß-) krut beim passauischen Offizial in Wien diese Trans ferierung und am selben Tag ergeht der Befehl an Pfarrer Schlagitweit, zu berichten, wie es künftig ge halten werden solle®®). Am 2. V. muß Pfarrer Schlagit weit bitten, dem Falkensteiner Pfarrer aufzutragen, die zur Bruderschaft gehörigen Sachen (die Kassalade, die gedruckten Büchelchen samt silbernem Rauchfaß, Schifferl und Ornat dem Administrator von Ernst brunn als dem Kämmerer, den Schlüssel aber dem Pfarrer von Pirawart als dem Präses auszufolgen und zu verbieten, daß er ein zweites Kongregationsfest ausschreibe. Es ergeht darauf der Befehl, der Pfarrer von Falkenstein solle am 4. VII. beim Konsistorium erscheinen, und das Verbot, ein Fest auszuschreiben. Wer nicht folgte, war der Pfarrer von Falkenstein; darum erging am gleichen Tag eine zweite Vorladung für den II. VII. mit dem Auftrag, Album, Lade und Rechnungen mitzubringen. Der Pfarrer erschien am 11. mit den Sachen, brachte aber vor, die Paramente gehörten seiner Kirche, Rauchfaß und Schifferl seien von einem gewesenen Fürsten und Bischof Trautson der Föderation in Falkenstein geschenkt worden"). Aus dem 30. IV. 1779, Rom, ist ein Ablaßbrief für die von Falkenstein nach Ernstbrunn transferierte Karl Borromäus-Konföderation datiert. Das ist der letzte Akt über diese Bruderschaft®®). 1783 erfolgte die Aufhebung aller Bruderschaften und die Gründung der Bruderschaft der tätigen Nächstenliebe in bezug auf die hilflosen Armen-®®). Der Bruderschaftsaltar im neuen Vorort Ernstbrunn dürfte der Karl BorromäusAltar in der Bründlkirche gewesen sein. Er wird mit dem auf dem Oratorium in der Wallfahrtskirche auf gestellten kleinen Altar®^), der zu den 1761 genannten vier Altären dazugekommen ist®®), identisch sein. In der zu Nursch, Pfarre Herzogbirbaum, lieblich auf einem Hügel gelegenen Dorfkapelle befinden sich mehrere mit der Kapelle vor etlichen Jahren wieder hergestellte Statuen, darunter eine des hl. Karl Borromäus. Diese Statuen stammen aus Ernstbrunn®®) und so hat sich etwa der Kultgegenstand der Priester bruderschaft bis auf unsere Tage erhalten. Anmerkungen: ^) Beiträge zur Wiener Diözesangeschichte 1967, S. 21/23. — ®) Blätter des Vereines für Landeskunde von Nö. 1885, S. 210. — ®) DiÖzesanarchiv Wien, Passauer Konsistorialprotokoll 1686 fol. 147. — ^) Ebda, Visitationsprotokoll über das Dekanat „An der Hohen Leuthen", 1686. — °) Ebda, 1692. — ®) Wie 5. — ®) detto. — ®) Wiener DiÖzesanblatt 1903, S. 88. — ®) Liechtensteiner Regesten im Nö. Landesarchiv. — ®®) Festschrift Adler für Anthony _v. Siegenfeld 1924, S. 35. — ®^) Jahrbuch des Oö. Musealvereins 1964, S. 293. — ^^) Topographie von Nö. II, S. 12 b. — ®®) Wie 5, 4. — ®'*) Auskunft von Pfarrer T. Denner 1934; Bild in der österr. Woche 1934. — ^®) Glier J., Der politische Bezirk Mistelbach, S. 85. — ®®) Wie 4. — i®) Wie 4; 1699. — Pfarrarchiv Laa, Generalvisitation 1707 (im Fach Dekanat). — ®®) Wie 4: 1719. — ®0) Wie 18: Visitation 1756 (im Fach Dekanat). — ®®) Wie 4: 1763. — ®®) Wie 4: 1771. — ®®) Neues Wochenblatt 1925, 31. I. — ®4) Wie 3: 1701, fol. 400. — ®®) Wie 18. — ®®) Wie 18, Faszikel Priesterbruderschaft (im Fach Dekanat). — ®®) Wie 19. — ®®) Pfarrarchiv Gaubitsch. — ®®) Wiener DiÖzesanblatt 1907, S. 162, 284. — ®®) Wie 3: 1764, S. 204, 221. — ®®) Wie 3: 1769, S. 104. — ®®) Wiener DiÖzesanblatt 1907, S. 163, Nr. 308. — ®®) Wie 2, S. 221. — ®^) Wiener DiÖzesanblatt 1908, S. 236. — ®®) Unsere Heimat 1937, S. 59. — ®®) Auskunft des 1962 verstorbenen Altbürgermeisters Josef Mayer von Nursch. — Topographia Austriae Inferioris von G. M. Vischer 1672 zeigt alle drei Kirchen von Falken stein. 78. Geheimnisvoller Stephansdom Dr. phil. Eduard Castle*) Nichts ist verhängnisvoller für die Erfassung der Einheit eines Kunstwerkes als die im verflossenen Jahrhundert aufgekommene geschichtliche Betrach tungsweise. Man denke nur an die verheerenden Folgen, die für den Genuß des Goetheschen „Faust" durch die gelehrte Darlegung seiner Entstehungs geschichte eingetreten sind. Um wieviel besser ist der naive Theaterbesucher daran, der nie einen Kommen tar in die Hand bekommen hat, als der „gebildete Leser", dem außer den „Stoffhubern" und „Sinnhubern" noch die „Chorizonten" und „Unitarier" zu setzen, so daß er schließlich wie der Schüler sagen kann und sagen muß:„Mir wird von alledem so dumm, als ging' mir ein Mühlrad im Kopf herum." Genau so steht es aber bei der Betrachtung jener mittelalterlichen Wunderwerke der Baukunst, an denen viele Geschlechter durch ein paar Jahrhunderte mit frommer Hingebung gearbeitet haben. Den Beschauer hat man, indem man den geschichtlichen Sinn bei ihm wachgerufen, um das Beste, das die Kunst her vorbringen kann, betrogen. Dieser Gedanke ist mir wieder aufgestiegen bei der Durchsicht der ziemlich zahlreichen neueren kunst geschichtlichen Beschreibungen unserer Stephanskirche. Als ein großer Ubelstand erweist sich schon die Angabe der Dimensionen in unserm Metermaß, das alle ur sprünglichen Zahlenverhältnisse verwischt oder doch 42
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