Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Beiträge Diözesangesdiidite BE ILAQE DES Nr. 11 (November 1967) WI ENER DIÖZESANBLATTES 105. Jahrgang Nr.6 Wien, am 1. November 1967 8.Jahrgang Inhalt: 77. Die Priesterbruderschaft zu Ehren des hl. Karl Borromäus in Falkenstein. — 78. Geheimnisvoller Stephansdom. — 79. Der „Glockenriß" von St. Augustin. — 80. Pfarre Wultendorf. Interessantes aus dem Gedenkbuch der alten Wirtschafts- und Bauernpfarre.— 81. Series parochorum in Senning. — 82. Kleines heiliges Wien: Religiöse Hauszeichen und Pietätsgegenstände (neuerlicher Nachtrag). 77. Die Priesterbruderschaft zu Ehren des hl. Karl Borromäus In Falkenstein Von Karl Keck, Senning Ein Gegenstück zu der 1689^) wieder erhobenen Priesterbruderschaft zu Ehren der Apostelfürsten Petrus und Paulus in Krems vom Jahre 1448®) war die St. Karl Borromäus-Priesterbruderschaft von Fal kenstein im Dekanat „An der Hohen Leuthen (ad montes altos)". Am 3. IV. 1686 erhielt der damalige Pfarrer von Falkenstein, Dechant Anton Palli, vom Passauer Konsistorium in Wien eine Attestation, daß die jüngst in seinem Dekanate aufgerichtete Priester bruderschaft approbiert worden sei^). Der Versamm lungsort der zuerst einmal, später zweimal im Jahr zusammenkommenden Mitglieder, unter denen auch einige Laien waren, befand sich in der aus lauter Quadersteinen erbauten, also uralten Kreuzkapelle^). Von dieser heißt es, daß sie im Friedhof stehe und den Grafen Trautson, also den Gutsherren, zueigen sei und dem St. Jakob Pfarrgotteshaus an Weite kaum nachstehe. Sie hatte drei Altäre: Hochaltar zum hl. Kreuz sowie die Seitenaltäre zu Ehren der hl. Jungfrau Maria und des hl. Karl Borromäus; dieser war eine Stiftung der Priesterbruderschaft aus 1686°). In der Kreuzkapelle hatte auch die 1678 eingeführte Totenbruderschaft ihre Versammlungen und Feste, zu denen es großen Zulauf gab®). Von der Kapelle stieg man in eine Krypta hinab; in ihr stand eine „raro aedificio et elegantia" verfertigte Krippe (wohl ein Steinaltar der Renaissancezeit, wie die zwei im Dom- und Diözesanmuseum und der zu Sierndorf)"). Die Kreuzkapelle, so nach ihrer kreuz förmigen Anlage genannt, hieß auch Totenkapelle wegen der Totenbruderschaft und wurde 1787 gesperrt und dann abgebrochen®). Diese Kapelle wird 1424 am 4. III. erstmalig als Kapelle Unser Lieben Frau genannt; an ihr wirkte damals als Kaplan Hanns Glessl, die Herren von Liechtenstein waren darüber, wie auch über die 1380 schon genannte Spitalkirche zu Ehren St. Elisabeth®), die samt dem Spitalgebäude erst vor wenigen Jahren von der Besitzerin vom Gut Poisbrunn, Gräfin Maria Vrints, abverkauft und in ein Bauernhaus verändert worden ist, Patrone. Die Gründung der Liebfrauenkapelle geht wohl zurück in die Zeit, da in Falkenstein neben der landesfürstlichen Burg noch eine zweite, Rabenstein genannt und im Besitz der Herren von Liechtenstein, bestanden hat, also in das 13. Jahrhundert. Diese Kapelle war im Besitz von Untertanen und Einkünften. Am 4. VIII. 1500 wurde der Pfleger.der Herrschaft Falkenstein, Veit Fünfkircher, von Kaiser Maximilian verhalten, den Schaden, den er den Untertanen der St. Jakob pfarrkirche und denen der Liebfrauenkirche verursacht hatte, gutzumachen^®). Es handelte sich um drei Unter tanen zu Poisdorf, fünf zu Wetzelsdorf, um Zehente aus Steinabrunn und Wilhelmsdorf sowie um Ein künfte von verschiedenen Teichen. Die Marienkapelle auf dem Friedhof erscheint weiters 1507 und 1544"),^®). In letzterem Jahr heißt es von ihr, daß seit sechä Jahren kein Benefiziat daran wirke, die Kapelle sei wohl ein ansehnlicher Bau, die Mauern aber seien zum Teil niedergefallen und der Herr von Fünfkirchen ziehe das Einkommen an sich. Noch 1692 wird gesagt, daß die zweite, in Kreuzform gebaute Kirche, die 1686 Kreuzkirche heißt, der seligen Jungfrau Maria geweiht sei; aber nur der erste Seitenaltar ist ihr zu Ehren aufgestellt^®). Aus dieser in den Dediantsberiditen gerühmten Kirche stammt wohl die steinerne Madonna von ca. 1400, die vor 1934 aus einer Straßen kapelle in die Pfarrkirche gerettet wurde^^), vielleidit auch die Säule, in der einstens das Ewige Licht brannte, und der Taufstein von uralter Form, die man 1819, als man die Gruft der Barone von Bartenstein anlegte, in der Erde fand^®). Auf dem Friedhof bestand nodi ein drittes Gotteshaus, die St. Georgskapelle. 1686 heißt es, sie sei nicht sonderlich bei Bau, sie werde niemals besungen, der Vorfahrer des jetzigen Pfarrers habe sie, weil der Pfarrhof ganz baufällig war, als Getreidekasten benutzt^®), 1699, daß in ihr zu Georgl ein Hochamt abgehalten werde^"'), 1707, daß darunter ein großes Beinhaus sich befinde^®), und 1719, daß sie dem Ruin nahe und niemals ein Gottesdienst darin sei^®). 1756 werden nur die Pfarrkirche St. Jakob, die Totenkapelle zum hl. Kreuz und die Hospitalkirche St. Elisabeth genannt®®). 1763 heißt es von den zwei Kapellen auf dem Friedhof, daß die in der Mitte dem Ruin nahe sei®^). 1771 sind nur mehr rudera da, mit Erlaubnis des Konsistoriums weiden Materialien davon zur Erbauung der Friedhofmauern verwendet®®). Die Krypta aber blieb als Großes Beinhaus erhalten; 1925 wurde sie ausgeräumt: 150 Kubikmeter Knochen von ca. 15.000 Menschen. Der Gruftraum, Großes Beinhaus genannt, hatte folgende Ausmaße: Höhe 5 m, Breite 7,5m und Länge 6m. Man fand auch ein Holzkreuz mit den Buchstaben G. S. A. und der Zahl 999(7). 41

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