Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

tert, doch ging er ruhig zum Galgen." Wurde 19.30 Uhr von mir(Köck) begleitet. Anmerkungen: *) Sh. oben Artikel über Köck u. Anm. Nr. 11. f am 4. 6. 1939, erst 56 Jahre alt. 34 Jahre Priester. — -) Sh. obigen Artikel. — "l *1897 in Enzersdorf a. d. Fischa, 1923 Pr., Weltkriegsteilneh mer, Studienpräfekt im Alumnat, Brigadekaplan des österr. Bundesheeres, Wehrmachtoberpfarrer, f am 11. 5. 1955, 58 Jahre alt. Nekrologium der Erzd. Wien 1962, S. 58. — •*) Wurde justifiziert wegen Vergehens gegen das Sprengstoffgesetz. Hatte 2kg Ammonit (== 20 Rollen) von seinem Freund Saureis — und zwar ihm zuliebe — in Empfang genommen und aufbewahrt, war aber nicht SA-Mann. — War ein Mündel (Waisen kind) des Pfrs. u. Dechants von Bad Ischl, Kanonikus F. St. und ging mit dem Verfasser daselbst in dieselbe Bürgerschule. 71. Aus den noch härteren Seelsorgsjähren 1938/1945 Dr. Franz Loidl Es seien aus dieser überreidien und erschüttern den Materie nur einige Zahlen zum Beleg angegeben, da der Geistliche Rektor des Gefangenen-Hauses I, Heinrich Zeder, dem Verfasser mitteilte, daß er wei teres handschriftliches Material von und über Köck und dessen „Köpflern"*) habe und beabsichtige, nach seinem Eintritt in den Ruhestand dieses sorgfältig auf zuarbeiten und dann zu publizieren'^). Sterbebuch Tom 6.: 1938, fol. 104: Sechs Todesfälle, nur eine Katho likin wurde enthauptet. RZ.5:6. XII., sechs Uhr früh wurde die vierfache Meu chelmörderin M. M. als erste nach dem sog. Um bruch in Österreich hingerichtet und als erste in der sog. Ostmark enthauptet. „Empfing die hl. Sakramente und starb ruhig und gefaßt, jede Äußerung der Angst und der Furcht vor dem Tode durch ihre große Willensenergie niederzwingend" (Köck). 1939, fol 105/107. Von den 16 Katholiken fielen 9 durchs Fallbeil. 1940, fol. 108/115. Von den 44 Katholiken fielen 28 durdis Fallbeil*''). 1941, fol. 116/125. Von 54 Katholiken fielen 47, durchs Fallbeil. 1942, fol. 126/171. Von etwa 240 Katholiken fielen an die 217 durchs Fallbeil. Tom. 5: 1943, fol. 1/83. Von den etwa 378 Katholiken fielen bis auf einige Dutzend alle durchs Fallbeil. 1944, fol. 84/142. Von -den etwa 250 Katholiken fie len bis auf ein paar Dutzend alle durchs Fallbeil. 1945, fol. 85/130 a. Wurden von der ff in der Strafanstalt Stein erschossen, fol. 143/156. Etwa 71 Katholiken fielen durchs Fallbeil. Auf das Problem Gesamtzahl und die Scheidung in Politische, Widerstandskämpfer, Militärs und sog. Übertreter von ns. Gesetzen und echte Verbrecher sei hier nicht eingegangen, auch nicht auf die Zahl, etwa 1180, davon an die 560 politische Opfer. Der Unter schied bei den Zahlenangaben liegt auch darin, daß hier nicht angegeben werden soll, wie viele bei der ungeheuren seelischen Nervenanspannung den Selbst mord wählten oder die einer Krankheit (normal krank oder durch Gestapobehandlung es geworden, einer Lungenkrankheit, Herzmuskelschädigung, akuten Kreislaufstörungen, plötzlichen Sepsis etc.) erlagen. Auch lehnten Katholiken den priesterlichen Beistand — allerdings vereinzelt — ab und wurden in der Buchreihung auch Evangelische, Griechisch-orthodoxe, Gottgläubige, Konfessionslose und sogar ein Moham medaner und Jude mitgezählt. Es sollte nur andeutungs weise auf die Ausmaße der Seelsorgsdienste hingelenkt werden. Erschwert, ja direkt gefährlich war diese Seelsorge dadurch, daß das ausgesprochen antichrist liche ns. System nicht nur jede Unterstützung unter sagte, sondern das Werk sogar auszuschalten ver suchte. Vgl. dazu noch: Maria Szecsi — Karl Stadtler, „Die NS-Justiz in Österreich und ihre Opfer", Wien— München (1962), S. 24—31. Wie der Verfasser z. T. audi aus dem Augenschein bestätigen kann, nahmen die allermeisten den priesterlichen Zuspruch und auch Sakramentenempfang bereit und dankbar an und gab es in letzter Stunde auch Rücktritte. Köck hat dies jedes mal vermerkt. Anmerkungen: *) In der Gefangenenhaussprache wurden die Hinrichtungskandidaten so benannt. — -) Verfaßte schon ein Buch. Sh. oben: Köck-Artikel. —: ®) Damals wirkten als Helfer mit:EKäm.Prof. Stephan Matzinger, *1891 in Eggendorf i. Salzburg, Pr. 1915, Sonderschullehrer und Redakteur des „Correspondenzblattes für den kathol. Klerus Österreichs" und der „Christlich-pädagogischen Blätter" bis zu deren Auf hebung durch das NS-Regime. t am 8. 8. 1948,57 Jahre alt. Nekrologium d. Erzd. Wien (1962), S. 80. — P. Jo hann Ivanek, CSSR, * 1905 zu Wien, Pr. 1931. Volks missionär, wurde wegen seiner Kenntnisse in den sla wischen Sprachen herangezogen. 72. Die drei Hinrichtungsstätten auf dem DiÖzesangebiet Dr. Franz Loidl Sie verdienen kurz erwähnt zu werden, da zahl lose Katholiken darauf ihr Leben beschlossen, wobei nicht gefragt sei, ob unschuldig oder schuldig, Wider standskämpfer oder Fahnenflüchtige oder sog. Wirt schaftsverbrecher oder edite Verbrecher. Die Seel sorge hatte allen ohne Unterschied nachzugehen und sie tat es aus vorbildlichem Verantwortungsgefühl her aus um kostbare unsterbliche Menschenseelen. Die Justifizierung durch den Strang geschah 1934 im dreieckigen Galgenhof des Wiener Landesgerichtes. Als Hinrichtungsort für verurteilte Militärs diente die Schießstätte Kagran, Wien XXII, wo mehrere Dut zend Soldaten füsiliert wurden*). Die offizielle Richtstätte durch das Fallbeil (Guillo tine)^) befand sich im Wiener Landesgericht I, Landes gerichtsstraße 11, und ist, erst provisorisch,und seit der feierlichen Eröffnung am Montag, dem 8. 5. 1967 (10 Uhr), als bleibende Gedächtnisstätte geschaffen wor den''). Daß auch Kagran nicht ganz vergessen werden sollte, sei von einem der letzten Standortpfarrer und Zeugen der Vorgänge dortselbst wenigstens vermerkt. Anmerkungen:*) Dieser und der seit 1943 auch im Landesgericht hingerichteten Soldaten soll noch später kurz gedacht werden. — Siehe Abbildung und Be schreibung in der Beilage zur „Wiener-Zeitung", 1963, Nr. 58 (Samstag, 9. 3.) von RucJolf Antoni: „Die FaUe schnappte zu. Vor 25 Jahren wurde Österreich aus gelöscht." — ") Sh. dazu Zeitungsberichte: „Volksblatt" 1967, Nr. 106 (9. 5., S. 2), „Salzburger Nachrichten 1967, Nr. 106 (9. Mai, S. 2); „Arbeiter-Zeitung 1967, Nr. 106 (9. 5., S. 7); „Volksstimme 1967, Nr. 106 (9. 5., S. 2). — Durch die Segnung (Rektor Zeder und Pastor Rieger) wurde diese um- und ausgestaltete Opfer- und Hinrichtungs- und Gedenkstätte auch ein Weiheraum. 75. Ns. Euthanasie-Opfer Kaplan i. R. Franz Steurer(t 1941) Dr.Franz Loidl Merkwürdig, die beiden Mitalumnen, die dem aus Oberösterreich kommenden Neuling beim Eintritt ins Wiener Priesterseminar als erste begegneten*) und mit denen er dann die Studienjahre über richtig näher befreundet bleiben sollte, wurden später Opfer des so gewalttätigen NS-Systems: Kaplan Doktor Heinrich 37

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