Beiträge ZUT Wiener Diözesangeschidite BEILAQE DES Nr. 9 (September 1967) WI ENER D I öZESANBLATTES 105. Jahrgang Nr.5 Wien,am 1. September 1967 8.Jahrgang Inhalt: 69. Gefangenhaus-Seelsorger Möns. Köck (f 1952) (ein längst fälliger Nachruf). — 70. Vom harten Seelsorgsjahr 1934. — 71. Aus den noch härteren Seelsorgsjahren 1938 bis 1945. — 72. Die drei Hin richtungsstätten auf dem Diözesangebiet. — 73. Ns. Euthanasie-Opfer Kaplan i. R. Franz Steurer (t 1941). — 74. Kirchengeschichte in Kirchen-Fenstern. — 75. Kleines heiliges Wien: Religiöse Haus zeichen und Pietätsgegenstände (neuerlicher Nachtrag). — 76. Anmerkung zu: Stephansdom, Zerstö rung und Wiederaufbau (1938/1966). 69. Gefangenhaus-Seelsorger Möns. Köck (t 1952) (Ein längstfälliger Nachruf) Dr. Franz Loidl Köck stammte aus dem über dreieinhalbtausend Seelen zählenden und heute durch seine Zudcerfabrik bekannten Markt Hohenau a. d. March (Haus Nr. 25) in der Nordostecke Niederösterreidis, wo er als älte ster von zwei Söhnen des Schneidermeisters und Krä mers Albert Köck^) am 30. April 1891 geboren und am 3. Mai auf den Namen Eduard getauft wurde®). Er be suchte nach der fünfklassigen Volksschule ab Herbst 1902 als Zögling des f. e. Knabenseminars in (Ober-) Hollabrunn®) das humanistische Gymnasium daselbst, maturierte 1910^) — der Jahrgang zählte siebzehn Seminaristen — und trat im Herbst ins f. e. Klerikal seminar auf dem Stephansplatz Nr. 3 in Wien ein, um sich unter Alumnatsdirektor Dr. Gustav Müller und Spiritual Karl Handloß auf das Priestertum vorzu bereiten. Von den 36 Neueingetretenen im I. Jahrgang wurden mit Köck am 25. Juli 1914 dreißig zu Priestern geweiht®), darunter auch Otto Gramann, der später als Wehrmaditsoberpfarrer in Belgien viele auf den Tod durdi Hinrichtung vorbereiten und sich ein bleibendes Andenken sickern sollte®). Es war für Fürsterzbischof Friedrich Gustav Piffl''^) als Kardinal (am 25. Mai 1914 ernannt) der erste Weihejahrgang. Der Neomyst wirkte, ohne wie bisher besonders hervorzutreten, als Kooperator vom Herbst 1914 bis 1. September 1916 in Kirchschlag in der Buckligen Welt [am Wechsel®)], bis I. Oktober 1917 in Inzersdorf bei Wien®) und bis 27. Februar 1921 in Wien XIV, Pfarre Rudolfsheim^®), und tat sodann durch die Bewerbung um die Gefan genhaus-Seelsorge den für sein ganzes Leben entschei dungsvollen Schritt, ohne freilich damals voraussehen zu können, was ihm an Nervenkrafteinsatz, Opfern, Demütigungen und Leidenserlebnissen, ja an Herois mus abgefordert werden sollte. Mit Dekret vom 27. Februar 1921 wurde er näm lich dem I. Gefangenhaus-Seelsorger Josef Supp^^) als II. Seelsorger des Landesgerichts-Gefangenhauses, Wien VIII, Landesgerichtsstraße Nr. 11, beigegeben'^®), um hier über SlVz Jahre bis zu seinem Tod zu wirken. Schon 1922 übernahm er auch die Seelsorge im Landesgerichtsgefangenhaus II in Wien VIII, Hernalser Gürtel Nr. 8—12^®), und dazu im Jahr darauf die Be treuung der Jugendstrafanstalt in Kaiserebersdorf (Wien XI)^-»). Nach dem Tod Möns. Supps im Frühjahr 1939^®) rückte Köck als dessen langjähriger Mitarbeiter zum Nachfolger auf und wurde nach der durdi die politi sche Änderung festgesetzten bzw. vom Deutschen Reich übernommenen Amtsbezeichnung als „Pfarrer des Landesgerichts-Gefangenhauses" eingesetzt^®) und am 16. April 1940 zum „Oberpfarrer" beim LandesgerichtsGefangenhaus Wien I ernannt^'^). Nachdem er noch am 13. Oktober in der Kapelle des Landesgerichts die hl. Messe zelebriert und wie gewohnt eine Anzahl von Gefangenen besucht hatte, mußte er am nächsten Tag, Dienstag d. 14. vormittags — von heftigem Unwohlsein befallen —,den Chefarzt des Inquisitenspitals in seine Wohnung (Wien V,Fran zensgasse 12/14), herbeirufen lassen. Der fand ihn jedoch bereits neben dem Sessel tot zusammengesun ken auf. So hatte ein plötzlicher Herztod den unermüd lich Tätigen aus den Sielen geholt. Am 20. d. M. wurde der Leichnam unter großer Beteiligung — vieler Geist licher, ehemaliger politischer Häftlinge und einer Kom pagnie Justizwache mit Musik — auf dem Wiener Zen tralfriedhof zu Grabe getragen. Die erste Einsegnung in der Totenhalle (II. Tor, Halle I) nahm Kardinal Innitzer vor, die zweite Pfarrer (nun Professor) Anton Pauk, der selbst als politischer Häftling von 1939/41 im Landesgericht die Obsorge des Verstorbenen erfah ren hatte und dem er nun am offenen Grab in einem bewegten Nachruf innigsten Dank und höchste Be wunderung aussprach. Auch Vertreter der CV-Verbindung Rudolphina und der evangelische Seelsorger des Gefangenhauses, Pastor H. Rieger, schlössen sich dem an^®). Es sind gewiß wenige und nicht bewegende Lebens daten und Beauftragungen und Posten und sie um schließen einen einfachen Lebenslauf. Doch es scheint nur so, denn dieses Priester- und Seelsorgerleben wurde mit einem einmaligen Inhalt ausgefüllt, das nach seinem jähen Abschluß und seiner Erfüllung mit Bewunderung und Neid erfüllen könnte. Betrachtet man nun die jeweiligen politischen Wandlungen, wovon auch die Gefangenhaus-Seelsorge nicht verschont bleiben konnte und es tatsächlich auch nicht blieb, dann kann man Köcks Wirksamkeit in etwa in die vier Abschnitte gliedern, wobei ihn jede Periode in eine neuartige und mit eigenen Schwierig keiten und Gefahren bedachte Situation stellte: 1921 bis 33
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