Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

detto, Ernst Nikolaus Gr u b e r, Dechant und Pfr. von Fillichsdorf; 1764, Johann Schönpichler,Pfr. von Straß; 1766, Stephan Küchfueß,Ffr. von Maissau; 1770, Albert Knoll, Chorherr von Baumburg(?), Pfr. in Sitzendorf; detto, Anton v. Finetti, Titularabt und Pfr. von Stockerau. Siehe dazu: das 1772 zu Krems gedruckte Bruder schaftsbuch (in Folio, vierzehn Blätter umfassend), das zufälligerweise der Augustiner-Chorherr von Her zogenburg, Wilhelm Bielsky (t 1866), gelegentlich einer geistlichen Verlassenschaftsabhandlung vor der Ver nichtung zu retten vermochte. — Neues Wochenblatt. Zeitung für das Viertel unter dem Manhartsberg, Nr. 28, vom 12. Juli 1930. — Kerschbaumer Anton: Geschichte der Stadt Krems, 1885, S. 158. 62. Die Theologie als Wissenschaft. Ein System ihrer Einteilung aus dem XVIII. Jh. Mitgeteilt von Dr. Karl Fleyer In einer wahrscheinlich aus Wien stammenden (zwischen 1763 und 1791 entstandenen deutschen Hand schrift im Archiv des Hauptverbandes des österreichi schen Buchhandels (im ehemaligen Wiener Palais des Olmützer Kardinals Friedridi v. Fürstenberg) mit dem Titel: „Nützliche Anmerkungen für einen Aufseher eines Büchersaales" finden sich im I. Abschnitt „Von der Anordnung der Bücher einer Bibliothek" folgende Ausführungen über die Stellung der Theologie inner halb der Wissenschaften*). „...Unter die Hauptdisciplinen kann man folgende redinen: I. die Gottesgelahrtheit oder Theologie, II. die Reciitswissenschaft oder Jurisprudenz, III. die Welt weisheit, IV. die Heilkunde, V. die Mathematik, VI. die Geschichte, VII. die Philologie. 5. Die Gottesgelehrtheit — Theologie — begreift im weitesten Verstände alle Lehre, die von Gott handelt, oder zu Gott führet^); sie enthält folgende Gattungen in sich: I. die Hierographie, II. die Hermeneutik, III. die Fatristik, IV. die Dogmatik, V. die Polemik, VI. die Casuistik, VII. die Ascetik, VIII. die Homiletik. IX. die Liturgik, X. die Synodik. 6. Die Hierographie enthält das geschriebene Wort Gottes, und kann untertheilet werden: I. in die Poly glotten oder Ausgaben in mehreren Sprachen, II. in die Bibel in den todten Sprachen, welche sind die hebräi sche, griechische und lateinische, III. in die Bibel in den lebenden Sprachen^). 7. Die Hermeneutik, oder Auslegungskunst Hermeneutica Sacra enthält alles, was zum richtigen Ver stände, und Gebrauch der Bibel geschrieben worden ist, sie nimmt folgende Untertheilungen an: I. die biblische Kritik, die sich mit Vergleichungen der Sprachen, der Handschriften, der Ausgaben, der Stellen und mit Berichtigung des Textes beschäftiget. Hieher gehören auch: 1. die Abhandlungen über den Ursprung, die Göttlichkeit, Nutzbarkeit, Wahrheit, und Vollständig keiten der H. Schrift; 2. die Versuche, die vier Evange listen in eine Erzählung zu ordnen, ein Unternehmen, welches man Monotessaron, Concordia, oder Harmonia Evangelica nennet; 3. die Abhandlungen von der Art und den Regeln, die H. Schrift auszulegen; 4. die Schriften von dem Sinne, der Schreibart, den Tropen, Figuren, und Gleichnissen der Bibel; 5. die sogenannten biblischen Concordanzen oder Wörterbücher, in wel chen jeder Ausdruck der H. Schrift nachgeschlagen werden; II. die Komentarien oder Auslegungen des Wortes Gottes, sie mögen weitläuffig, oder in kurzen Glossen bestehen; III. die biblische Literatur oder Ge lehrsamkeit, die sich mit der biblischen Chronologie, Geographie, Naturgeschicht, den Gesäzen, Sitten, Ge bräuchen der Hebräer und dergleichen abgiebt®). ♦) die beim derzeitigen Um-, Auf- und Ausbau des Theologiestudiums von einem großen Interesse sein und zu Vergleichen anregen können. 8. Die Fatristik begreift die Werke der Kürchenvätter. Folgende Untertheilung ist gemein:I. die Samm lungen oder die sog. Bibliotheken, in welchen die kleineren Werke verschiedener Vätter enthalten sind; II. die orientalischen Vätter, die griechisch oder syrisch geschrieben haben; III. die occidentalischen, die latei nisch geschrieben haben"'). 9. Die Dogmatik enthält diejenigen Schriftsteller, die nach den ältern Kürchenscribenten die Glaubens wahrheit erkläret haben. Man kann sie eintheilen: I. in die Scholastiker oder Schullehrer, II. in die Katecheten, die sich zum Begriffe aller Menschen herablassen®). 10. Die Polemik begreift die Werke, welche Reli gionsstreitigkeiten abhandeln, sie kann untertheilt wer den: I. in die orthodoxe, in welcher die Wahrheit ver fochten, II. in die heterodoxe, in welcher sie angegrif fen wird"). 11. Die Casuistik oder Moraltheologie ist jener Theil der Gottesgelehrtheit, der die Grundsätze angiebt, nach welchen die Christenpflichten erfüllet, die Ge wissenszweifel gehoben, die Sünden beurtheilet, und die Büsser in der Sakramentalischen Beicht geleitet werden. Man kann sie abtheilen; I. in diejenigen, wel che die ganze Christliche Moral, II. in diejenigen, die einen Theil derselben behandeln^). 12. Die Ascetik oder Mystik. Beschäftiget sich mit der Christlichen Vollkommenheit, und den evangeli schen Rathen. Sie kann I. in die allen Ständen ge meine, II. in die klösterliche eingetheilet werden®). 13. Die Homiletik oder geistliche Beredsamkeit be greift alle Schriften, die das Predigtamt angeben. Hie her gehören I. alle Bücher, die entweder die Verfas sung oder den Vortrag einer h. Rede lehren, II. die heiligen Reden selbst, III. die sog. Bibliotheken oder Fromptuarien, aus welchen der Kürchenredner Stoff entlehnen kann®). 14. Die Liturgik schließt alle Bücher ein, die von den Ceremonienwesen, und Kürchengepränge vorhan den sind. Die Untertheilung ist: I. von dem Ritus der Abendländischen, II. von dem Ritus der Morgenländi schen Kürche, III. von den Gebräuchen der falschen Religionen^®). 15. Die Synodik enthält alle Handlungen der Kir chenversammlungen, und läßt sich theilen: I. in die Sammlungen der Concilien, II. in die ökumenischen oder allgemeinen Kürchenräthe, III. in die National oder Provincialconcilien, IV. in die verworfenen Ver sammlungen oder Conciliabula^^). Anm.: Sie stammen aus der Handschrift selbst. — ^) Hier ist aber nur von Gott, soweit er aus der Offen barung bekannt ist, die Rede. — In der Anordnung dieser Untertheilung kann man dem Range der Spra chen und dem Alter der Ausgaben folgen, auch die ganze Bibel vor den einzelnen Theilen derselben set zen. — ®) Hier kann man die orthodoxen und heterodoxen Schriften absondern. — "') Die letzten zwei Un tertheilungen können nach der Chronologie rangiert werden. — ®) Die Scholastiker ließen sich nach ihren Schullen oder Orden zusammenstellen. — ") Beyde könnten nach den Irrglauben, Aberglauben, und Un glauben geordnet werden. Auch kann man nach den Classen der Gegner eintheilen, als wieder die Heiden, die alten Kezereien, die Juden, die Muhammedaner, die griechischen Schismatiker, die heutigen Protestan ten; die Jansenisten; die alte und neue Atheisten, Deisten, Materialisten, Skeptiker, Indifferendisten und sog. neue Philosophen, endlichen kann man noch für die astrologischen, mantischen, und magischen Schrif ten eine neue Classe machen. — In jeder Unterthei lung könnten die theoretischen und praktischen ge schieden werden. — ®) In beyden kann man vom all gemeinen zum Besonderen oder nach dem Zeitalter, den Sprachen, den Ständen gehen. — ®) Die Reden lassen sich in ihre Gattungen scheiden z. B. Lobreden, Sitten reden etc. — ^®) In den zwei ersten Fachen kann man Specialschriften ex. g. Missalle, Pontificale, Breviex-e etc., in der III. die Religionen absäzen. — ^^) Alle diese Untertheilungen können chronologisch, oder geo graphisch geox-dnet werden." 23

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