Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Salzburg, wo später Erzbischof Dr. Andreas Rohracher wiederholt sein Wohlwollen und seine Förderung den Esperantisten gegenüber bekundete, warben im eb. Knabenseminar Borromäum Prof. Dr. theol. Franz ChristanelP®) und nach ihm Präfekt Josef Kaps^"^) unter den Studenten für Esperanto. Zu ihren Schülern zählten der gegenwärtige Weihbischof Dr. Eduard Madieiner^®) imd P. Dr. Anselm Schwab OSB, Pfarr verweser und Prior von Maria Piain b. Salzburg^®); im Marianum wirkte Dr. theol. Peter Hohenwarter in der Zwisdienkriegszeit, als es nodi in Klagenfurt ge führt wurde, als Präfekt und nach dem zweiten Welt krieg, nachdem das Knabenseminar auf den Tanzenberg b. Klagenfurt (Zollfeld) verlegt worden war, als Professor auch im Dienste des Esperanto. Desgleidien wirkten in Zwettl P. Raynald Sdimalbaug, in Krems und Horn der bereits genannte P. Mestan u. n. a. Keineswegs ungenannt darf dabei bleiben der „für Frieden und Einheit"^®) sich verzehrende Dr. Max Josef Metzger („Bruder Paulus"), Gründer des „Welt friedensbundes vom weißen Kreuz" und der „Inter nationalen katholischen Liga"(Intemacio Katolika) und von 1916—1928 in Graz tätig, da er ebenfalls Esperan tist war und als Organ für die eben genannte Liga die kathol. Monatsschrift „Katolika Mondo" herausgab. Er starb bekanntlich als Märtyrer des Friedens Christi durch die Madithaber des „Dritten Reiches" am 17. April 1944 unter dem Fallbeil in Berlin-Brandenburg. Als Redakteur wirkte an dieser Zeitschrift auch Kaspar Mayr^) mit. Im Jahre 1924 fand der IX. Internationale kathol. Esperanto-Kongreß (in Verbindung mit dem XVI. Es peranto-Weltkongreß) in Wien statt, dessen Gelingen ein besonderes Verdienst Leopold Chiba's^) war. Kar dinal Erzbischof Dr. Friedrich Gustav Piffl (1913—1932), ein großer Freund imd Förderer des Esperanto, be grüßte den Kongreß bei der feierlichen Eröffnungsver sammlung im Kathol. Gesellenvereinshaus (Wien VI, Gumpendorferstraße) persönlich und erklärte, er wünschte, daß bei allen katholischen Kongressen in ternationaler Art Esperanto Verwendung finden möge. Von ihm stammt auch der Ausspruch: „Esperanto hat eine Zukunft. Laßt Eure Kinder Esperanto lernen!" und „Esperanto ist ein taugliches Mittel zur Verteidi gung des katholischen Glaubens". Der von ihm hochge schätzte Stifter und General der „Kongregation für die Christi. Arbeiter vom hl. Joseph v. Calasanza" (Kalasantiner) und am 15. September 1929 im Rufe der Heiligkeit verstorbene P. Anton Maria Schwartz zählte gleicherweise zu den Freunden und Förderern der Es perantosache und stand mit P. Me§tan in persönlichem Kontakt. Am 1. August 1929 wurde durch den damaligen Bundespräsidenten Wilhelm Miklas^) im Festsaal der Nationalbibliothek das internationale Esperanto-Mu seum als „Corpus separatum" genannten Institutes er öffnet, dessen Initiator, Gründer und ehrenamtlicher Direktor Hofrat Hugo Steiner^) sich als katholischer Esperantist stets auch als wohlwollender Förderer der katholischen Esperanto-Unternehmung erwiesen hat. Unter der religiösen Literatur dieses Museums befindet sich natürlicii auch katholisches Esperanto-Schrifttum wie Bücher, Broschüren, Zeitschriften etc. Im Rahmen des großen Allgemeinen deutschen Katholikentages vom 9.—12. September 1933 in Wien, der in Verbindung mit der 500-Jahrfeier der Vollen dung des Stephansturmes und der 250-Jahrfeier der Befreiung der Stadt Wien von den Türken stand und trotz der von der bereits damals herrschenden natio nalsozialistischen Berliner Regierung veranlaßten Sa botage ein glanzvolles Ereignis wurde, gab es eine Sonderveranstaltung der katholischen Esperantisten (darunter viele internationale Gäste) mit Festversamm lung, Ausflug nach dem Augustinerstift Klostemeuburg und feierlichem Gottesdienst in der Karlskirche (Wien IV), wo der schon ehrend genannte Kreuzherr P. Plank seit 1. November d. J. als Pfarrverweser wirkte. Dabei nahm der IKUE-Präsident Don Font Giralt aus Spanien^®) die Segnung des Banners der „Austria Katolika Ligo Esperantista" vor. Die Fest predigt hielt Prof. Julius Hewera aus Prag, ein Sudetendeutscher^). Während des XXVIII. Esperanto-Weltkongresses, der anfangs August 1936 in Wien tagte, fand eine fest liche Veranstaltung der katholischen Esperantisten im Prälatensaal des Schottenstiftes (heute Sitz der Wiener Kathol. Akademie) statt. Den offiziellen KongreßGottesdienst in der nahen Votivkirche zelebrierte Kar dinal Dr. Theodor Innitzer, der wie sein Vorgänger zu den besonderen Freunden und Gönnern der EsperantoBewegung zählte. Die Predigt hatte der Pionier der Esperanto-Bewegung Italiens, P. Modesto Carolfi OFM., übernommen. Bei den verschiedenen Gottesdiensten der Esperan tisten wurden damals das von P. Franz d. P. Mestan verfaßte „Esperanto-Pregareto" (Kleines EsperantoGebetbuch, Wien 1924; 1933) und das von Leopold Chiba^'^) herausgegebene „Kantaro Katolika" (Katholi sches Gesangbuch, Wien) verwendet, das u. a. Schuberts Meßgesang: Wohin soll ich mich wenden... („AI kiu min mi tumu") enthielt, derzeit jedoch leider vergrif fen ist. Jahre hindurch fand übrigens allmonatlich am dritten Sonntag ein Gottesdienst mit Esperantopredigt statt, der meist vom Schottenprior und Stadtdechanten P. Nedwid in der Minoritenkirche (Wien I), später in der Kapelle des Kathol. Gesellenvereines (Wien VI) gehalten wurde, bis durch die Nationalsozialisten im März 1938 diese Tätigkeit unmöglich gemacht wurde. Genannte Kirche wurde überhaupt gleichsam zur Tra ditionskirche der Wiener Esperantisten, da dort nam hafte Prediger Jahre hindurch das Wort Gottes in der internationalen Sprache Esperanto einer interessierten Zuhörergemeinde verkündeten^®). Wie sehr sich auch bereits einfache Arbeiter für Esperanto zu interessieren anfingen, erweist der Um stand, daß damals Franz Thomas Bischof^®) eine Gruppe von Esperantisten aus der christlichen Arbeiterbewe gung ELKA (Esperantista Laborista Kristiana)zu orga nisieren vermochte. Im Sinne der „Katholischen Weltjugendliga" (Mondjunularo Katolika) und dessen Organs „La Juna Batalanto" (Der jugendliche Kämpfer) waren in be sonderer Weise tätig; Prof. Dr. Emst Joseph Görlich®'') und Walter Mudrak®^), der auch als Sekretär und zeitweiliger Vizepräsident der AKLE bzw. KUE Wien wirkte. Zur Esperantojugend standen damals u. a. Eduard Macheiner und P. Anselm Schwab. Um die Programme für die Vereinsveranstaltungen machtesich damals der auch sonst als unerschrockener erfolgrei18

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