Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

900 Parochianen. Vogteipräfekt ist Laurenz Peissmann. Krumbach hat seit 34 Jahren den jetzt siebzigjährigen Joseph Heissenberger als Pfarrer. Weil Heissenberger etwas schwerhörig ist, kann er nicht mehr Beichte hören, doch die übrige Seelsorge, zumal Predigt und Katechese, übt er noch mit bewunderns werter Sorgfalt. Der erste Kaplan heißt Johann Klin gensteiner, ist 39 Jahre alt und seit zwei Jahren an der Pfarre. Er hat lobenswerten Eifer und genießt guten Ruf. Der andere Kaplan, Petrus Pittula, 48 Jahre alt, drei Jahre in Krumbach, bringt wegen seiner Sprachschwierigkeiteri bei Predigt und Katechese wenig voran. 1700 Seelen hat die Pfarre. Der Pfarrer von Zö b er n, Martin Georg Posch, steht im 45. Lebensjahr. Der erste Kaplan Franz Stil ler aus Schlesien, 29 Jahre alt, seit zwei Jahren an der Pfarre, ist Musikant und bleibt oft tagelang aus. Auch steckt er oft mit Peissmann zusammen. Kaplan Johann Georg Peinthor, 27 Jahre alt, seit zwei Jahren in Zöbern, berechtigt zu guter Hoffnung. Die gebirgige Pfarre hat 1900 Seelen. An der Filialkirche zur hl. Margaretha in Gschaid hat der letzte Pfarrer, Konrad Körber, ein Kuratbenefizium errichtet, dessen Bestätigung noch aussteht. Der Kurat Johann Nep. Steinriegler hat aus eigenen Mitteln ein sehr schönes Pfarrhaus bauen lassen. Nach dem Baubrief sollen ihm bzw. seinen Erben die Auslagen entsprechend vergütet werden. Der Pfarrer von Aspang, Johann Bernhard Wolfertsberger®), seit sieben Jahren an der Pfarre, soll Pfarrer und Dechant von Kirchschlag werden. Der 26jährige Kaplan Joseph Drexler, ein eifriger Prie ster, zeigt leider manchmal Anzeichen von Irrsinn. Ignaz Johann Denscherz, 29 Jahre alt, ist der zweite Kaplan. Er berechtigt zu guter Hoffnung. Die Pfarre hat 2100 Seelen. Die meisten sind gut, wenn nicht die Bürger durch ihre Intrigen den Pfarrer mit der Zeit überdrüssig machten. , In Menigkirchen ist seit acht Jahren der jetzt 59jährige Johann Georg Heissenberger®) Pfarrer. „Homo innocentissimae, mansuetissimae et exemplaris vitae." Er wird nicht nur von seinen Gläubigen wie ein Vater verehrt, sondern in der ganzen Nachbar schaft als vollkommenes Ideal Petri und leuchtendes Vorbild für den Klerus des ganzen Distrikts ange sehen. Leider ist sein Kaplan Ernst Starck, 35 Jahre alt, der einerseits gescheit und ein guter Prediger ist, dem Trunk ergeben und daher gegen den seelen guten Pfarrer oft grob und unehrerbietig. Die Pfarre auf der Bergeshöhe zählt etwa 650 Seelen. Seit 25 Jahren ist in Schöffern'') Mathias Frey von Freyenfeld, 59 Jahre alt, an der Pfarre. Er ist gebildet, rechtschaffen und gewissenhaft. Da der Kaplan für Hochwolkersdorf präsentiert ist, ist der Pfarrer des Helfers beraubt, obwohl seine Kräfte allmählich nachlassen und ein Geistlicher allein für die Seelsorge an der Pfarre nicht genügt. Die Pfarre liegt ganz im unwegsamen Bergland und hat etwa 1400 Seelen. 'Das Dekanat Steinfeld hat 25 Pfarren, eine Expositur und ein Benefizium. Der Dechant, Ignaz Joseph Kiellenhoffer, 62 Jahre alt, wohl eifrig, ist nicht immer klug und er ist recht wankelmütig. Der Subdechant Joseph von Neüburg, 53 Jahre alt, ist klug und energisch, er hat ein sehr gutes Urteilsver mögen. In Ki r c h b e r g ist der oben erwähnte Ignaz Josef Kiellenhoffer Pfarrer. Über die drei Kapläne, Franz X. Drentler, 32 Jahre alt, Joseph Ellinger, 27 Jahre alt, imd Ignaz Steinzinger, 25 Jahre alt, gibt es keine Klage. — In der Pfarrkirche verrichten auch die regulierten Chorfrauen vom Hl. Augustinus, die das Patronatsrecht haben, ihr Chorgebet. Die aus gedehnte Pfarre erstreckt sich über hohe imd unwirt liche Berge. Sie hat 3300 Seelen; im allgemeinen sind die Menschen gut, doch gibt es auf Almen und Hohen manche Ubelstände. Viel müssen Pfarrer und Kapläne vom Beichtvater der Nonnen, Herculanus "Wagner, can. reg., aus Vorau, ausstehen. Es heißt, daß er den Weltklerus scheel anblicke und sich weiß Gott welche Vorrechte herausnehmen wolle. Es wäre günstig, ihn nach Ablauf seines Mandates nicht mehr zu bestä tigen. Joseph Maria Pimperl®), 42 Jahre alt, ist seit 13 Jahren Pfarrer in Feistritz. Er lobte seinen Kaplan Johann Nep. Purreker, der 39 Jahre alt ist. Als Purreker in Maria Schutz war, gab es allerlei Klagen über ihn, weshalb er nach Feistritz versetzt worden war. Die kleine Pfarre hat etwa 700 Gläubige. Sc h w a rza u®) ist die kleinste Pfarre von allen; sie hat nur 83 Seelen. Der Pfarrer Joseph Höltl, 47 Jahre alt, seit 10 Jahren an der Pfarre, ist schwerfällig und begriffsstützig. Wegen der geringen Einkünfte kann kein Kaplan an der Pfarre sein. — Der Vogteipräfekt scheint hoch hinaus zu wollen, doch macht er dem Klerus keine Schwierigkeiten, vor allem, wenn ihm geschmeichelt wird. Seit 31 Jahren ist der jetzt siebzigjährige Johann Jakob Karst in L a nze n k i r c h e n. Er ist ein Greis mit fröhlichem Gemüt, der zwar nicht gern zu Hause bleibt, über den es aber keine Klage gibt. Für die Stelle eines Kaplans ist Franz Zerbon, Vikar in Maria Schutz, vorgesehen. Die Pfarre hat 1800 Seelen, die Parochianen sind — wie überhaupt im» Steinfeld — hartnäckig und liberal. Mit dem Vogteipräfekten, dem Quästor des bischöflichen Hauses zu Neustadt, gibt es Schwierigkeiten. Da er bei den Rechnungsabschluß sitzungen den Vorsitz beansprucht, was ihm die Pfar rer nicht gewähren, sind in den Pfarren, die der bischöflichen Vogtei unterstehen, die Kirchenrechnun gen schon seit mehreren Jahren nicht erledigt. Die Pfarre Pütten hat acht Filialen. Pfarrverweser ist Gregorius Perze, can. reg., Reichersberger Profeß, 45 Jahre alt, seit sieben Jahren in Pitten. Er ist eifrig wie auch die Kapläne, die Reichersberger Kanoniker Andreas Pizmann und Hieronymus Dobransky. In Liechtenwörth ist Andreas Maindl, 54 Jahre alt, Pfarrer. Er ist ein eifriger Seelsorger und glühender Verteidiger der pfarrlichen Rechte (gegen den Neustädter Quästor?). Wegen des Priester mangels ist kein Kaplan an der Pfarre, ein Kapuziner aus Wiener Neustadt hUft in der Seelsorge aus. Die Pfarre umfaßt einen ausgedehnten Sprengel mit etwa 1053 Menschen. Viele sind in der unten erwähnten Fabrik beschäftigt und führen ein verwerfliches Leben. In der Pfarre liegt eine kaiserliche Fabrik, vulgo Nadiburg. Sie wird von dem Kuraten Josef Döller 15

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