Karas dieses Los erwarten zu müssen glaubte, suchte er Pfarrer Arthofer auf, um bei ihm die Beichte abzu legen. Als ihn der hernach trösten wollte, erklärte er ganz ruhig und gefaßt, Arthofer solle sich nicht be mühen, denn er habe mit allem abgeschlossen und sei bereit, sein Leben zu opfern. Tatsächlich starb er Ende März (angeblich 28.) durch Vergasung. Nun die weitere Tragik in der so hart geprüften Fa milie Karas, die wie schon erwähnt, in der Pfarre St. Othmar (Wien III, Obere Weißgärberstraße 14) wohnte. Als nämlich die Urne einlangte und damit die Todesnachricht zur vollen Gewißheit wurde, traf dies den 78jährigen Vater, Hauptsdiuldirektor i. R. und ein alter Sozialdemokrat, so überraschend und schwer, daß er darüber am 23. Mai einem Herzschlag erlag. Er wurde am 28. Mai mit seinem Sohn auf dem Zen tralfriedhof bestattet. Nur etwas über zweieinhalb Jahre waren somit diesem Priesterleben zugeteilt. Qu. u. L.: Personalstand der Wiener Erzdiözese 1935 ff.; Wiener Diözblatt 1939/131, 1940/102, 1941/41, 1942/19; Akten im Archiv des Priesterseminars (Mitt. von Regens Prälat Franz Steiner); Pfarr-Chronik von St. Othmar 1935—1963 (Primizvermeldung); Sterbe buch d. Pfr. St. Othmar 1942—1945,fol. 17, Rz. 98 (Vater aus Korneuburg, 27. 7. 1863, gebürtig); Fried. Jakob, Nationalsozialismus u. kath. Kirche in österr., Wien 1947. S. 86, 90 f.; Arthofer Leopold. Als Priester im Konzentrationslager, Graz—Wien 1947, 2. Aufl., S. 72; P. Lenz, Christus in Dachau, Wien 1956, S. 151; Kempner Benedicta Maria, Priester vor Hitlers Tribunalen, München 1966, 8, 9; Schnabel Reimund, Die Frommen in der Hölle, Frankfurt a. Main 1965, S. 253, 333. — Da hier Karas mit zwei rr geschrieben erscheint, hat er die Nummer 1000. Richtig stünde er an 990. Stelle. 57. Literatur von Diözesanpriestern über sich und andere NS-Opfer und Kl. Passend sei hier einmal eine wenn auch lücken hafte Zusammenstellung von Literatur geboten, die von Wiener Diözesanpriestern als Autoren über das eigene Schicksal oder das anderer Priester während der un seligen NS-Periode (1938—45) und auch von Lagern bzw. Kerkern handelt, um diese eigenständigen Pu blikationen vor der unverdienten Nichtbeachtung zu sichern und für später zu kennzeichnen und griff bereit zu erhalten. Als Erlebnis- und Augenzeugen berichte haben diese Veröffentlichungen ihren histori schen Wert und tragen mit zum Verständnis und zur Beurteilung des NS-Christen- und Priesterhasses bei. Zugleich erscheinen darin auch die zahllosen kaum oder weniger bekannten Opfer mitdargestellt. Da fast alle Bücher und Broschüren schon in diesem ersten Jahrzehnt nach dem II. Weltkrieg, d. i. der Überwin dung des NS-Systems, verfaßt wurden, tragen sie die Kennzeichen der Ursprünglichkeit und Zeitnähe. Das Jahr 1955 könnte in etwa als Grenze genommen wer den, da es mit dem Abschluß des Staatsvertrages das Ende einer ganz bestimmten und geprägten Periode für Österreich und damit auch für die Erzdiözese aus drückt. Es werden nur selbständige Publikationen an geführt, also nicht Berichte in Zeitschriften, Zeitungen etc. Um Ergänzungen wird gebeten. Kühmayer Ignaz Christoph: Auferstehung (Erin nerungen eines zum Tod Verurteilten, geschrieben den Bedrängten zum Tröste), Wien-Dom-Verlag, 1947, 203 S. F. Lenz Johann Maria: Als Priester in den Ketten der Gestapo, Salzburg 1945. Ders.: Christus in Dachau. Loosdorf b. Melk, 1956, (VIII+423 S., 92 Bilder), 1957, 1960. Zeder Heinrich: Judas sucht einen Bruder. Schick sale aus dem Freiheitskampf Österreichs. Wien-DomVerlag 1947, 307 S. Loidl Franz: Einer aus vielen. Kurzes Lebensbild eines Priester-Sanitäters. Linz 1946, 72 S. (vergriffen). Ders.: Entweihte Heimat. KZ. Ebensee. Linz 1946, 67 S. + 4 Bilder (vergriffen). Reimann P. Augustin, CSSR.: Gespräche im Elend, Wien 1958, 32 S. Fried Jakob: Nationalsozialismus und kathol. Kir che in Österreich (S. 89—102). Wien-Dom-Verlag 1947, 248 S. Erwähnungen in: Arthofer Leopold: Als Priester im Konzentrationslager. U. Moser-Verlag Graz—Wien 1947, 145 S. — Steiner Herbert: Zum Tode verurteilt. Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation. Europa Verlag Wien 1964, 208 S. u. Bilder. — Kempner Bene dicta Maria: Priester vor Hitlers Tribunalen. München 1966, 496 S. u. 65 Kleinbilder, 12 Faksimiles. — Schna bel Reimund: Die Frommen in der Hölle. Frankfurt a. M. 1965, 333 S, u. Bilder. — österr. KZVerband: Namensliste der ö. Kl.-Priester. Wien 1963/65. 58. Verstorbene Taubstummenseelsorger in der Erzdiözese Wien (und Priester, die sich um die Taubstummenseelsorge besonders verdient gemacht haben)*) Dr. Alfred Kolaska Folgende Priester waren meistens auftragsgemäß in der Taubstummenseelsorge tätig. Einige machten sich aus freien Stücken um die Taubstummenpastoration verdient. Die alphabetische Liste beginnt mit der Gründung des Taubstummeninstituts durch Maria The resia und Josef II. Früher gab es offiziell keine Taub stummenseelsorge. Priester, die sich vor diesem Zeit punkt eventuell mit der "Taubstummenseelsorge oder mit Einzelbetreuung Taubstummer befaßten, können daher kaum mehr festgestellt werden. 1. Arnold, Prälat DDr. Franz: Religionslehrer im Taubstummeninstitüt Wien 1916/17; Taubstummen seelsorger 1917—1929. 2. V. Bauernfeind Franz, Domherr: Religionslehrer im Taubstummeninstitut Wien 1785—1792. 3. Birke Josef: Religionslehrer in der Landestaub stummenanstalt Döbling 1919—1934. 4. Cennann Johann: Religionslehrer Im Taubstum meninstitut Wien 13., und in der Landestaubstum menanstalt Wien-Döbling 1915—1918 und Taub stummenseelsorger 1916—1918. 5. Czedi Franz Hermann: Piaristenpriester: Religions lehrer im Taubstummeninstitut Wien, 1818—1842. 6. Dafner Franz: Religionslehrer im Taubstummen institut Wien 1842—1862 und Taubstummenseel sorger 1854—1862. 13
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