Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Eine zeitgemäße und notwendige Bereicherung er fuhr die Pastoraltheologie durch die Einführung der Pastoralmedizin i. J. 1945. Als Einstimmung und Vor bereitung hiefür mögen die wöchentlichen, ein bis zwei Stunden währenden Vorträge des Univ.-Dozenten Dr. med. Dr. phil. Rudolf Allers vom Physiologi schen Institut der medizinischen Fakultät angesehen werden, die er das Jahrzehnt vor seiner Zwangsemi gration vor Weihnachten 1937 nach den USA im Wiener Alumnat für sämtlidie Theologen hielt und mit richtiger Aufgeschlossenheit von seiten seiner Zuhörer schaft bedankt wurde^®). Betraut wurde mit dem neuen Fach Univ.-Dozent Dr. phil. Dr. med. Dr. jur. Albert Niedermeyer, der sich bereits in den zwanziger Jahren als Land- und dann als Frauenarzt und seit 1934 in Wien als Eheberater und in der Schwangerenfürsorge einen Namen gemacht hatte. Nachdem er glücklicher weise das KL Oranienburg überstanden hatte, habili tierte er sich 1945 an der theologischen Fakultät^") und trug vom WS 1945/46 bis zum WS 1956/57 — freilich in letzter Zeit durch Kränklichkeit daran gehindert — in 2- bis 3st. Vorlesungen pastoralmedizinische Propädeutik, spezielle Pastoralmedizin, Sexualhygiene, Grundlagen der ärztlichen Berufsethik, soziale Medi zin und Sozialhygiene etc. vor. Die Theologen begaben sich dazu auf die 1. Med. Klinik (Prof. Lauda), II. Frau enklinik (Prof. Zacherl) und Psychiatrische Klinik (Prof. Hoff). Trotz der über die Fakultätsverpflichtun gen hinausreichenden Vortrags- und Beratungstätigkeit gab er an die sechzig Fachpublikationen heraus, die weithin Beachtung fanden^®). Am 22. März 1957 durdi den Tod aus seiner unermüdlichen Forscher-,; Vor trags- und Publikationstätigkeit herausgerissen, mußte er einige geplante Werke unvollendet zurücklassen^®). Niedermeyer, der in den letzten Jahren schon an einem Herzleiden zu tragen hatte, wurde vom Univ.-Doz. Dr. med. Erwin RINGEL^®) vertreten, der für ihn je Ist. pastoralmedizinisdie Propädeutik für die Hörer des II. und III. Jahrganges und spezielle Pastoralmedizin für die Hörer des V. Jahrganges las. — Ab dem WS 1957/58 liest Univ.-Dozent Dr. med. Peter Dal Bianco^^) als Lehrbeauftragter 2st. Pastoralmedizin (I und II). 1965 kam als sechste von einem Laien übernom mene Vorlesung die über kirchliche Vermögensverwal tung „hinzu", um dadurch die Theologen praktisch zu schulen und eine Ergänzung zum Kirchenrecht und die Verbindung zum staatlichen Recht herzustellen^)". Betraut wurde damit der bewährte Leiter der Rechts abteilung der Erzdiözese Wien, Dr. jur. Alfred Zettl23). Darüber hinaus gab es und gibt es aber noch andere Möglichkeiten der Verwendung von Laien an der Fakultät und im Dienste der Theologie. So widmete sich Jahre hindurch vor dem II. Weltkrieg ein TurnBeauftragter Dittrich in der Universitätsturnanstalt 2st. an Samstag-Nachmittagen sich freiwillig meldenden Theologen, um ihnen Turnübungen und Spiele möglich zu machen. Weiters könnte eine Anzahl von LaienFachleuten genannt werden, denen fallweise und zu gegebenem Anlaß Gelegenheit zu Vorträgen geboten wurde und wird, und zwar an der Fakultät und im Priesterseminar. Daß seit neuester Zeit endlich auch einige Assistenten, d. s. Theologie-Absolventen, die nicht zu den Weihen schreiten wollen, im Dienste der theologischen Wissenschaft und ihrer verschiedenen Zweige mitarbeiten können, darf als eine besondere und aussichtreiche Einrichtung gewertet werden^). Bes. Quellen u. Lit.: Personalstände der Wiener Univ.; Univ.-Berichte über Studienjahre; gedruckte u. geschriebene Vorlesungs-Verzeichnisse; sh. Weiteres in den Anmerkungen. Anm.: ^) Sh. österreichische Hochschulzeitung 1966 (18. Jg.), Nr. 8, S. 7, gleichbetitelter Aufsatz des Au tors. — '^) Geb. 14. 6. 1854 zu Gaunersdorf (N.-Ö.), trat seit 1. 9. 1872 im Wiener Carl-Theater und dann im kgl. Hoftheater zu München, am 1. 7. 1878 im Hofburg theater auf und war seit 16. 11. 1883 Wirkl. k. k. Hof schauspieler. Ludwig Eisenberg, Künstler u. Schriftsteller-Lex. „Das geistige Wien", Jg. 3 (1891), S. 324; Deutsch-Österr. Künstler- u. Schriftsteller-Lex., Bd. 1: Biographien der Wr. Künstler u. Schriftsteller (red. V. P. G. Rheinhardt), W.; Gesellschaft für graphische Industrie 1902, S. 208 f. — '■^) Änderungen z. Verzeich nisse d. öffentl. Vorlesungen an der k. k. Univ. W. im WS 1914/15. W.: Holzhausen 1914. — *) War Heldendar steller an verschiedenen Bühnen, Direktor-Stellver treter u. Oberregisseur d. Vereinigten Bühnen in Graz, begann hier auch den Unterricht in Vortragskunst, zog sich dann von der Bühne zurück, um sich nur mehr der Lehrtätigkeit zu widmen. Univ.-Bericht, W. 1938, S. 26 f. — ®) Ebda. S. 27. — Brachte 1928 beim öster. BundesVerlag heraus: Deutsche Redekunst, ein Leit faden für Schule u. Selbstunterricht. — ®) Geb. 19. 12. 1901, Berufung 26. 7. 1948. Personalstand 1965, S. 11. — ') Sh. die Aufrufe hiezu im jeweiligen „Seelsorger". — ®) Handschriftliche Eintragung Vorlesungsverzeichnis (Exemplar Dekanat) u. maschingeschriebene Beilage. — Musiktheoretiker, geb. Wien 9. 4. 1857, gest. Mistel bach a. d. Zaya 5. 8. 1928. Besuchte das Schottengym nasium und die Univ. in Wien, Dr. phil.; Studienreise nach Frankreich zur Sammlung musikhist. Materials. 1886 Priv. Doz. für Musikgeschichte in Wien. D., einer der besten Kenner des spezifisch antiquarisch-chrono logischen Teiles der Musikgeschichte, war viele Jahre Mitarbeiter verschiedener Zeitschriften und Hrsg. meh rerer barocker Kompositionen. 1908 Tit. ao. Prof., 1913 Regierungsrat. Sh. ö. B. L. 1 (1957) S. 185. — ®) Lex f. ThuK (Rahner) 1962 IV 1296. — i®) Lex. f. ThuK (Buchberger), 1937 IX 919. — ") Teichl Robert, Österreicher der Gegenwart. Lex. schöpferischer u. schaffender Zeit genossen, W. 1951, S. 119 f. — ") Fr. Loidl, Festschrift Prof. Dr. J. A. Weißenhofer zu seinem 70. Geburtstage gewidmet. . . W. 1954, S. I/VI. — ^^) Univ.-Bericht 1932, S. 26 f.; Hopfner Theodor (Prag), C. W. in: Jahresbe richt über die Fortschritte d. klassischen Altertums wissenschaft, Bd. 241, 4. Abt. (Leipzig: O. R. Reisland 1933); Das Jb. d. Wr. Gesellschaft. Biograph. Bei träge zur Wr. Zeitgeschichte, W.: F. Planer 1929, S. 679. — ") Las auch über die ältesten christl. Schriftdenk mäler auf Papyrus. Beilage z. Vorlesungsverzeichnis. — ^") Sh. Werkverzeichnis bei Gtegory, Caspar Rene. Die Schriften von C. W. Zu seinem 50. Geburtstag. Leipzig: J. C. Hinrichs 1910, 36 Seiten mit 231 Seiten Titeln; Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1931, S. 324 ff. — Publizierte über 4000 Papyri. Hopfner nennt 303 Publikationen, ebda. S. 9—24. — ") Teichl a. a. O., S. 2 (mit Werkverzeichnis). Kürschners Deut scher Gelehrten-Kalender 1961 (Hrsg. v. Werner Schuder) (Bd. I) Berlin: W. de Gruyter 1961, S. 16. — Univ.-Bericht 1958, S. 59 f. — Nur Niedermeyer wird im Personalstand d. Wr. Erzdiözese 1952, S. 65, genannt. — *®) Ebda. S. 60. — ^®) Ebda. — ^°) Vorlesungsverzeichnis Dekanatskanzlei, handschriftliche Eintragung. (Supplierung). — Geb. 27. 4. 1921, Univ. Doz. f. Psychiatrie u. Neurologie, Oberarzt der Klinik. Personalstand 1965, S. 28. — 21) Geb. 7. 3. 1912 aus Innsbruck, Ebda. S. 11. — 22j "Wiener Kirchenzeitung 1965, Nr. 33 v. 15. 8. — ^'') Gebürtig aus Grünburg b. Steyr, Studium in Kalks burg, am Freinberg (Linz), Gmunden (1938 Matura), Kriegsdienst, amerik. Gefangenschaft, seit März 1955 Leiter der Rechtsabt. d. Wr. Erzd., deren Aufgabe es ist, die Diözese, die Pfarren sowie alle kirchl. Ein richtungen in Rechtsangelegenheiten zu vertreten und zu beraten. Dazu kommt noch die zentrale Verwaltung des Grundbesitzes von rund 180 Pfarren. Ebda. — Personalstand d. Wr. Erzd. 1966, S. 84. 10

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