gelüftet, wie diesmal. Doch der Glaube hat sich stark gezeigt in uns: er hat uns aber auch die Waffe schät zen gelernt, mit der wir das Vorgehen der Christus gegner beleuchten und zurückweisen können, das ist die Waffe der furchtlosen Aufklärung durch Wort und Schrift und im besonderen die Aufklärung, die durch die katholische Tagespresse zu erfolgen hat. Um dieser Presse willen müssen kleinliche örtliche oder persön liche Bedenken zurückgestellt werden, um dieser hl. Sache willen müssen mindestens ebensoviele Opfer gebracht werden, wie die Gegner sie bringen. Opfer an Zeit und Geld, Opfer aber auch, die das Aufgeben einer gewohnheitsmäßigen Lektüre mit sich bringen, wenn diese unseren Prinzipien nicht gerecht wird. Möge auch in dieser Hinsicht der eucharistische Kon greß eine Erneuerung in Christus mit sich bringen, denn es ist Gottes Sache, die zugleich unsere Sache ist. Es gilt Gottes Ehre, die zugleich unsere Ehre ist. Es gilt des Vaterlandes und des Thrones Schutz, der auch unser Schutz ist! Mit vereinten Kräften wird das Schwerste leicht vollbracht'®)!" Dieses „Dankwort" mußte in den Kirchen Wiens und nach Tunlichkeit auch in den übrigen Kirchen der Erzdiözese am Kirchweihfest den Gläubigen vor getragen und „den örtlichen Verhältnissen gemäß mit einer entsprechenden Erläuterung begleitet werden". Und wiederum bezeichnend für die stete Sorge des hohen Verfassers um die seelsorgliche Auswertung des Kongresses, heißt es weiter: „Auch möge der hochw. Seelsorgsklerus sich öfter in Predigt und Katechese, am Krankenbette und in den Vereinen auf den eucha ristischen Kongreß beziehen und die bei demselben gegebenen Anregungen, die auch aus dem später er scheinenden Kongreßbericht zu ersehen sein werden, besonders betreffs der oftmaligen hl. Kommunion imd des würdigen Dienstes des Altares, seelsorglich verwerten'Ö"- Leider sollte dieses Hirtenwort sein Schwanenge sang sein, denn nur wenige Monate überlebte er „sei nen" Kongreß. Die vielen Arbeiten und Anstrengun gen, denen er sich unermüdlich und opferwillig unter zogen, und da er sich nie richtige Erholung gegönnt, hatten aus ihm einen schwer kranken Mann gemacht, der die Dinge nun öfter laufen lassen mußte, wie sie kamen'^). Vor allem nach seiner Rückkehr aus Rom, wo ihm Pius X., wie bereits erwähnt, am 2. Dezem ber den Kardinalshut aufgesetzt hatte, fing er so zu kränkeln an, daß er das Krankenbett aufsuchen mußte. Trotzdem wollte und hoffte er, einigermaßen tätig sein zu können; war daher für 19. Jänner 1913 als Prä sident für die ordentliche Sitzung des Wiener Kir chenbau-Vereins im Gesellenvereinshaus (Gumpendorfer Straße) angesagt, mußte sich jedoch davon dann entschuldigen'®). Am 22. d. M. schon meldete die „Reichspost" seine Erkrankung'^) und verkündigte Generalvikar Dr. Pfluger In der Sondernummer des Wiener Diözesanblattes (la) nüchtern: „Die schwere Erkrankung unseres Oberhirten legt uns die Pflicht auf, für ihn unser Gebet zu verdoppeln. Es wird daher hiemit angeordnet, daß in der ganzen Erzdiözese in allen hl. Messen, so oft die Rubriken erlauben, die Collecta aus der Missa pro infirmis (in Singular!) ein gelegt werde". Besorgnis ausdrückende Erkundigungen liefen nun von allen Seiten ein. Noch glaubten die bei den behandelnden Ärzte, Professor Ortner und Doktor Kaspar Friedrich Schwarz, die Krankheit als stationär bezeichnen zu dürfen, was auch in den folgenden Bul letins wiederholt werden konnte'®). Ungemein groß und andauernd war die Anteilnahme der höchsten Kreise, des Adels imd der weitesten Schichten der Bevölke rung, wie die langen Listen ausweisen'®). Obwohl keineswegs von einer eminenten Gefahr gesprochen werden durfte, äußerte der Kranke doch bald den Wunsch, ganz den Vorschriften des Zeremoniales ge mäß die hl. Sakramente zu empfangen, und dies mit den bezeichnenden Worten: „Ich muß als Bischof meinen Diözesanen ein gutes Beispiel geben". Dies tat er auch am 23. Jänner in Anwesenheit des General vikars Weihbischof Pfluger, des Alumnatsvorstehere Prälat Dr. Gustav Müller, des erzb. Sekretärs Möns. Merinsky, des erzb. Zeremoniärs Wagner und des Provinzials der Redemptoristen und Beichtvater P. Weimann. Weihbischof Zschokke übertrug das Viaticum vom Stephansdom ins Krankenzimmer, hierauf verlas Sekretär Merinsky die Formel der profeäsio fidei, die der Kardinal mitsprach und am Schluß mit dem Eid beschwor. Dabei wandte er sich an die Versammelten mit den Worten: „Ihr seid Zeugen meines Glaubens", was diese tief bewegte.Während derSakramentenspendung zeigte er eine bewundernswerte Fassung und eine stille, alle tief ergreifende Andacht. Sekretär Merinsky bat zuletzt um den bischöflichen Segen für die An wesenden und für die ganze Diözese. Der Kardinal richtete sich ein wenig auf und sprach mit klarer Stimme zunächst den Erschienenen seinen Dank aus und fügte die Bitte an den Generalvikar an: „Wenn ich jemandem weh getan, so bitte ich alle um Verzei hung!", was die Zuhörer bis zu Tränen rührte. Ab 30. Jänner verschlechterte sich jedoch der Zustand, wenn auch der Kardinal noch seine Um gebung zu erheitern suchte und Zeitungen ver langte'®). Eine freudige Unterbrechung bedeutete der Besuch des Thronfolgerpaares am Vormittag des 31. Jänner, wobei der Erzherzog mit besonderer An erkennung über das Gelingen des Eucharistischen Kongresses sprach, der sicherlich in erster Linie der unermüdlichen Tätigkeit des Kardinals zuzuschreiben gewesen sei. Nagl offenbarte dabei neuerdings einen schönen Zug. Er bat, seine 84jährige Mutter, die eben zu Besuch weilte, vorstellen zu dürfen, was auch ge stattet wurde. Als das erzherzogliche Paar die wür dige Greisin in ein liebevolles Gespräch zog und sie über die Erkrankung ihres Sohnes mit freundlichen Worten tröstete, heißt es im Bericht, glänzten Tränen in den Augen des kranken Kardinals"®). Nicht weni ger Freude und Genugtuung bereiteten ihm eintref fende Erkundigungs-Depeschen aus seinem ehemali gen Bischofsitz, wozu er gestand: „Ich habe nie ge dacht, daß ich mir so viel Liebe in Triest erworben habe®^)". Der fortschreitende Kräfteverfall veranlaßte das Ordinariat ab 1. Februar Betstunden vor dem aus gesetzten Allerheiligsten an drei Nachmittagen anzu ordnen®^). Am 2. d. M. erlebte der Sterbende noch die Freude des Besuches durch Bischof Rößler von St. Pölten®"). Nochmals fühlte sich das Ordinariat be müßigt, „wider völlig falsche und sichtliche Kombi nationen und grobe Taktlosigkeiten" einiger Zeitun gen wegen der Nachfolge-Frage zurückzuweisen®^). Während zwei Geschehnisse Öffentlichkeit und Zei tungen beschäftigten: der Tod des 86jährigen Erz herzogs Rainer am 27. Jänner®®) und die Kon sekration des Heeresbischofs Emmerich Bjelik am 3. Februar®"), verschied Kardinal Nagl am 4. d. M.
RkJQdWJsaXNoZXIy NzM2NTQ=