Beiträge Nr.1 zur Wiener Diözesangesdiidite BE ILAQE DES WI ENER DIÖZESANBLATTES Nr. 1 (Jänner 1967) 105. Jahrgang Wien,am 1. Jänner 1967 8.Jahrgang Inhalt: 51. Kardinal Franz Xaver Nagl, Fürsterzbischof von Wien (1911/1913). — III. Seine kurze Regierung als Oberhirte und Kardinal (1911/1913). (Fortsetzung und Schluß). — 52. Vorkämpfer der K. A. und Ns.-Opfer Oberstleutnant Franz Heckenast (f 1939) (Sdiluß). — 53. Die Verhältnisse im Neustädter Distrikt des Salzburger Erzbistums Anno 1760. 51. Kardinal Franz Xaver Nagl, Fürsterzbischof von Wien III. Seine kurze Regierung als Oberhirte und Kardinal (1911/1913) (Fortsetzung und Schluß) Dr. Franz Loidl Diese mit seinem hohen Amt.zusammenhängenden Auszeicüinungen, Ehrungen und Festlichkeiten ver mochten aber seine Arbeiten und Pläne nicht aufzu halten oder gar zu verhindern, schenkte er doch allem seine volle Aufmerksamkeit und seinen rastlosen Ein satz, erwies er sich als offenherziger Förderer aller für Kirche, Diöze.se und Seelsorge nützlicher Bestre bungen und in die Öffentlichkeit hineinreicliender Un ternehmungen®"). So sei nicht übersehen das sorgende Interesse für die Kirchenmusik, besonders den Gregorianisdien Choral, durch Hinweis auf die liturgischen Vorschriften und Büdier^f) und durdi Behandlung ak tueller Themen, wie es beim I. österr. Musikpädagogi schen Kongreß am 22. April 1911 durch Bischof Groß von Leitmeritz®") und auch anderswo geschah. Auf fallend ist sein Bemühen um den kirchlichen Denkmalsdiutz, hinter dem unverkennbar der Kunstge schichtler, christliche Archäologe und Gründer der Kunstsektion in der Leogesellschaft Prälat Professor Swoboda stand. Der hatte an der „Gemeinsamen Ta gung für Denkmalpflege und Heimatsdrutz" (13.—16. September 1911) über „Kirchliche Denkmalschutz gesetzgebung" vorgetragen®"). Am 19. November d. J. wurde dann im Wiener Diözesanblatt die kirchliche Denkmalpflege in der Erzdiözese Wien und die Kon stituierung des Diözesan-Denkmalrates angekündigt^") und schon im Februar des folgenden Jahres der aus Klerikern und Laien gebildete Diözesan-Denkmalrat mit Weihbischof Pfluger an der Spitze vom Kardinal eingesetzte^). Zugleich wurde auch der Klerus theore tisch"®) und praktisch"") angesprochen und mit Weisun gen bedacht"^). Man konnte sich dabei auf Staat"®) und Römische Kurie"") berufen. Und nun zwei Proben, wie Fürsterzbischof Nagl in der Öffentlichkeit seinen Mann stellte und kurz und bündig, klar und sachlidi als oberhirtlicher Spre cher seines Amtes waltete. So bezeichnete er auf dem V. n. ö. Katholikentag, der am 4. und 5. November 1911 in der alten Bischofstadt Wiener Neustadt tagte"''), vor den Vertretern der katholischen Vereine Wiens und Niederösterreichs, die Katholikentage als eine Art geistiger Manövertage, die Gelegenheit bieten, die Ausbildung der katholischen Organisationen zu beob achten, diese zu fördern, sie zu neuem Leben anzu fachen und die gesammelten Erfahrungen zu Nutz und Frommen aller zu werten; sie seien eine Art geistiger Übungen der katholischen Männer, die da aus dem Zusammensein Kraft und Mut schöpfen, in gegenseiti ger Aussprache mandie Mißverständnisse beseitigen, sich über Tagesfragen aufzuklären suchen, die da, wie es bei Katholiken sein müsse, der geistliclien und welt lichen Autorität geziemend gedenken und dazu bei tragen, daß diese Autorität immer mehr gefestigt und hochgehalten werde. Dann betonte er die Aktualität der Aufklärung und Schulung des Volkes, damit es seiner katholischen Uberzeugung gemäß auftreten und auch geachtet werden könne; weiters, daß das Wohl und Wehe des einzelnen wie der Familie ja vom Le ben nach der religiösen Überzeugung abhänge, das Leben darnach aber besagen wolle, daß man sein Le ben und Tun nach dem religiösen Denken einrichte, denn es sei ein Widerspruch, sich katholisch zu nennen und nicht nach den Grundsätzen der katholischen Re ligion zu leben. Wer jedoch christlich lebe, der werde auch christlich arbeiten, christlich auftreten, christlich wählen und von den Seinen alles fernhalten, was die christkatholische Überzeugung gefährde oder töte. Dar aus ergebe sich die Forderung: Einerseits hinaus mit der Presse, die „gegen uns Katholiken schreibt und unsere hl. Kirche, ihre Einrichtungen und ihre Diener angreift, die unsere Einigkeit verhindert, sich wie ein vergifteter Pfeil in unsere Reihen eindrängt und alles mit ihrem Gift anstecken will! Andererseits: Unter stützung und Lektüre der katholischen Presse, die die Einigkeit unter den Katholiken fördern muß!"®)" Cha rakteristisch für ihn und die Kirche Österreichs da mals führt er aus: „Wenn wir Katholiken zusammenhalten, haben wir die Macht in der Hand, von der niemand ein Unrecht zu fürchten hat, weil ein überzeugter Katho lik niemals das Gebot der Nächstenliebe vergißt und auch einem anderen nidit antut, was er selbst nicht will. So wäre auf der Grundlage der katholisdien Überzeugung auch die Basis gefunden, die sich für die 90 Prozent der Katholiken in Österreich von selbst er geben sollte, auf der die Vertreter aller Nationen, die in unserem Ah. Kaiser und Herrn ihren Vater erkennen, zusammenarbeiten müssen. Und darum gut katholisch, gut österreichisch und dann auch gut deutsch für die Deutschen, gut slawisch für die Slawen, gut italienisdi für die Italiener usw., ist die rechte Reihenfolge. In Sachen, die das katholische Bewußtsein tangieren,
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