Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

nädisten Nummer des "Wiener Diözesanblattes seinem Nachruf auf den Verewigten"") der lateinische Wort laut der Bulle,durch die er einst zum Koadjutor c. J. s. bestellt worden war."») Audi erhielt er mit Datum vom 11. August sogleich von der Konsistorial-Kongregation in Rom die Erlaubnis zur Vornahme derjenigen Pontifikalhandlungen,für die das Pallium erforderlich Ist»") IIL Die kurze Reclemng als Oberhirie und Kardinal 0911/1913) Am Sonntag, dem 24. September (1911) fand die feierliche Einfuhrung In die Metropoliiankirche zu St. Stephan luid die Inthronisation statt, die nach ge drucktem Zeremoniell im Dom glücklich abgewickelt wurde. Nur die seit dem Regierungsantritt ErzbiEchofs Milde (31. Mai 1832)») üblidie feierlidie Prozes sion von St Augustin über den Josefsplatz, Kohlmarkt, Graben und Stodc-im-Eisenplatz zum Riesentor des Domes') mußte es schien fast wie ein ungünstiges Omen! — wegen sdilediter Witterung .unterbleiben.')' Außer den geistlichen Würdenträgern des Säkularund Kegularklerus der Wiener Kirdienprovinz, den Wiener Pfarrern und Landdechanten hatten sidi audi «verschiedene behördliche Personen" wie der k. k. Statthalter Baron Bienerth, der Kultusminister Graf Stürgkh, der Finanzminister Dr. R. Mayer, der Mini ster des Innern Graf Wicäcenburg, der Adcerbauminislca- Freiherr von Widmann, Korpskommandant FML. Heitz mit Offizieren, viele hohe Beamte,Bürgermeister Dr. J. Neumayer, Vizebürgermeisfer Hierhammer, Stadt- und Gemeinderäte, Magistratsdirektor AppeP) und andere Beamte eingefunden.®) Nach der Ver lesung der papsü. Bulle durch den Kanzleidirektor Dr. Kamprath richtete Dompropst Weihbischof Dr. Zschokke an den nunmehrigen Erzbisdiof eine lateinisdie Begrüßungs- und Beglüchwünsthungsrede, die in die Worte des Ps. 44, 5, 6, ausklang; «Erhebe clich, dringe siegreich vor und herrsche um der Wahrheit, Sanft mut und Gerechtigkeit willen und wunderbar wird dich deine Rechte führen! Mit diesen göttlichen Wor ten möchte ich verbinden den Wunsch: Noch viele, ja recht viele Jahre!"®) Darauf erwiderte der Angesprochene zuerst in lateinischen Worten, die besonders dem Klerus gal ten,*) und wandte sich dann in der „Muttersprache" an die „im Herrn geliebten Gläubigen": „Als durch Gottes unerforschlichen Ratschluß meine schwache Person zur bischöflichen Würde erhoben werden sollte, da kam mir gerade die Mah nung des Hl. Geistes bei Zacharias vor Augen: »Pacem et veritatem diligite, ait Dominus omnipotens*. Liebet Friede und Wahrheit, sagt der allmächtige Gott. Darum <ias Wort,.Pacemetveritatem'aismein Wahlspruch im Wappen zu lesen; es ward zum fitstem im bischöflichen Amte und soll es auch an dieser Stelle bleiben. Das Zeugnis von der Wahrheit, das der Bischof geben muß,und be.sonders das Zeugnis von der Wahrheit der Lehre der katholischen Kirche, es wird den wahren Frieden stets zum Ziele haben und der Segen .wird stets ein Friedenszeichen, ein Friedensbringer sein, er ist ein fortwährendes Gebet für die gesamte Herde, welche der Hl. Geist durch den Stellvertreter Jesu Christi und Nachfolger des hl. Petrus Ihm anvertraut hat Darum sage ich mit dem Apostel: Gnade und Friede sei Euch von Gott, unsenrn Vater und dem Herrn Jesus Christus. Ich sage Dank meinem Gott In meinen Gebeten, die Ich mit Freude für Euch ver richte, vertrauend, daß derjenige, der dies gute Werk begonnen, es auch zur Vollendung bringe, denn Gott Ist mein !^uge,wie sehr Ich Euch liebe im Herrn Jesu. Und um dies bete ich, daß Eure Liebe mehr und mehr zunehme in Erkenntnis und in jeder Erfahrung, damit ihr erprobet, was vorzuziehen ist, auf daß ihr lauter seid und ohne Anstoß auf den Tag Christi. - In diesem friedlichen Augenblicke bekenne ich darum meinen und Euren Glauben an eine, heilige, katholische und apostolische Kirche, mit der wir im Leben und Im Tode vereint bleiben wollen. Mögen alle, welche durch die Taufe Glieder der katholischen Kirche sind, den Ruf des für sie ver antwortlichen Oberhirten hören: Halte nun auch die Gebote Gottes und der Kirche in deinem Leben, wandle so, wie du gelehrt worden bist, halte treu das Versprechen, das du bei der Taufe abgelegt und • bei der hl. Firmung bekräftigt hast, und sei ein katho lischer Mann und eine katholische Frau, in welcher Stellung Immer du dich befindest. Dann wird die Ruhe des Herzens bei dir ein kehren und deinen Verstand erleuchten, so daß Ihr ■ immer lauter seid ohne Anstoß vor Gott und den Menschen. Ja, je höher der liebe Gott uns stellt und je mehr Verantwortung für andere er uns auferlegt, desto notwendiger ist die Ruhe:^des Herzens für uns, damit wir in unserer Stellung mit voller Überlegung auch die Pflichten erfüllen, die sich ja zusammenfassen lassen in'das große Gebet: Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben aus deinem ganzen Herzen, aus deiner ganzen Seele, mit allen deinen Kräften und deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbsL Diese ewige "Wahrheit hat die Kraft, den Frieden zu begründen in dem Herzen des einzelnen und der Familien, von diesem Frieden wird das christliche Gemeinwesen, die Gemeinde und der Staat den größ ten Nutzen haben und dies brauchen wir besonders in der jetzigen Zeit. Möge die heutige Feier auch dazu beitragen, möge die hl. Messe, die ich jetzt darbringe, die Kraft der katholischen "Überzeugung in dem einzelnen stärken, damit wir dem Ziele näher kommen; und das ist »Friede und Wahrheit'im Hl. Geiste."®) An diese wohl sehr schlidite, aber das Hauptan liegen, den (Vereins-)Frieden betonende Rede') schlös sen sich das Homagium (die Huldigung des Klerus), Pontifikalamt und Te Deum an. •Im f. e. Palais fand nach zwölf "Uhr die Übergabe der Temporalien statt. Sie wurde im Namen des Kai sers von dem hiefür beauftragten Statthalter von N.-ö., Dr. Richard Freiherm von Bienerth, vorgenommen, der mit zwei landesfürstlichen Kommissionären Im sechsspännigen Galawagen vorgefahren kam.»®) Daß Erzbischof Nagl beim Festmahl im Toast auf das vierte Gebot hinwies und „unter allgemeiner Rüh rung" seiner (mit Schwester und Bruder) anwesenden 82jährigen Mutler gedachte, „unter deren Segen er vor 33 Jahren zum Primizaltar und nun zur Inthroni sation geschritten", möge hier vermerkt sein, da es wie damals einen ansprechenden und für ihn geviß einnehmenden Zug seines "Wesens offenbart.»») Als weitere Ehrungen für ihn folgten: am 16. Ok tober die kaiserliche Ernennung zum Prälaten des Leopoldordcns und die taxfreie Verleihung des Groß kreuzes dieses Ordens, „da er sich des ah. Vertrauens würdig erwiesen und seine Vorgänger ebenfalls diese Auszeichnung getragen haben";»') und die Erhebung zum Kardinal.") Laut Schreiben der Apostolischen Nuntiatur an Grafen Aehrenthal, Minister des k. u. k. Hauses und 43

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