lieh und bei seinen Gesellen in Gumpendorf weltlich feiern konnte und auch vom Kaiser geehrt wurde;'*®) daß der unter seiner Assistenz (11. Dezember 1910) zum Mitweihbischof geweihte Dr. Hermann Zschokke'**) die erste Funktion im Stephansdom vollzog, indem er 70 Altarsteine weihte,'*®) daß Nuntius di Belmonte'*®) durch Nuntius Alessandro Bavona (der von Kuba kam) ausgetauscht wurde.'*') Auch erwies er sich bis in die letzte 2^it als voll tätig und einsatz fähig. Nahm am 22. Jänner 1911 die Installierung des iSrienter Weltpriesters Di Pauli zum Domherrn von Stephan vor,'*®) zelebrierte wie alljährlich für seinen frühverstorbenen Freund Generjalvikar Dr. J. B. Schneider im Herz-Jesu-Kloster (Wien III) am 26. d. M. ein Requiem,'*®) lieferte für die Reichspost-Nummer 54 vom 2. Februar einen Artikel über „die Votivkirche einst und jetzt",'®®) feierte 'das Hauptfest der Herz Maria-Bruderschaft bei Maria am Gestade mit,'®') weihte am 26. Februar die Anbetungskirche im V. Beziäl'®') und segnete am 4. März die Leiche der Gattin des Bezirksvorstehers Donner von Meidling ein, da sich dieser um den Bau der Rosenkranz kirche in besonderer Weise verdient gemacht hatte.'®®) Ohne es zu ahnen,sollte es aber seine letzte Funktion sein. Da beim Begräbnis sehr schlechtes Wetter herrschte, zog er sich eine nicht leichte Influenza zu, der man jedoch in seiner Umgebung und auch er selbst wenig Bedeutung zumaß. Wieder nahm sich die Presse wegen des allgemeinen Interesses für seine Persönlichkeit seiner an und meinte auch bald, von fortschreitender Besserung melden zu können. Hohe und allerhöchste.Persönlichkeiten holten Erkundigun gen ein oder warteten durch einen Krankenbesuch auf, wobei wiederum die einmalige Wertschätzung und seltene Popularität offenbar wurde.'®*) Auch der Koadjutor zeigte sich ernstlich besorgt und widmete dem Erkrankten einen längeren Besuch, bevor er pflichtgemäß nach Triest abreiste, um beim Amtsan tritt seines Nachfolgers'®®) zur Stelle zu sein und ihm am 19. März unter der Assistenz der Oberhirten von Laibach und Gorz die Bischofsweihe zu erleilen.'®*) Noch stand die Wiener Öffentlichkeit unter dem Eindruck der Erinnerungsfeiern (vor allem durch die Christlichsozialen) an den ersten Jahrestag des Todes des „Volksbürgermeislers Lueger (flO. März 1910)'®')*^, da brach die Katastrophe herein. Uberraschend ver schlimmerte sich von Stunde zu Stunde der Zustand des kranken Weihbischofs.'®®) Der „überaus kräftige und sehnige Mann" wurde von Herzschwäche befallen, es kam zu einer Blutung der verkalkten Aorta. Domkurat Roßmiller spendete dem gefaßt Sterbenden die hl. Sakramente, sein Zeremoniär Forster und Profes sor Kratochwil (ein Verwandter, an der k. k. StaatsLehrerinnen-Bildungsanstalt in der Hegelgasse) spra chen die Sterbegebete. Auch Ministerpräsident Beck weilte am Sterbebett. Vor Mitternacht verblieben auch Kanzleidirektor Dr. Franz Kamprath und Ordinariats sekretär Wenzel Merinsky längere Zeit im Kranken zimmer, um sich im Auftrage des Koadjutors um das Befinden des Patienten zu kümmern. Gegen fünf Uhr früh (Donnerstag),am 23. März, mußte Primär Baylon das Verscheiden Weihbischof Marschalls konsta tieren.'®®) In den ersten Morgenstunden ließen der Kaiser, der Thronfolger samt Gemahlin(!) und andere höchste Persönlichkeiten Erkundigungen einziehen. Ihre An fragen mußten aber mit der Todcsnadiricht bcant- 'wortet werden. Sogleich wurden Kardinal Gruscha In Are», der Koadjutor und die beiden Suffragane verständigt'"®) Zahllose Kondolenzschreiben folgten dem Beileid des Kaisers, unterzeichnet von Freiherm von SdiieOl, das von der Kabinettskanzlei an Nagl gerichtet war.'"') Nachrufe würdigten Persönlichkeit und Verdienste des Verblichenen,kurz wie das Wiener Diözesanblatt,'®') ausführlicher wie die Relchspost'"*) und richtig herzlich wie der vom Männerapostel P. Abel,'**) mit dem er durch die so populären Mariazeller-Männerwallfahrten engst verbunden war.'"®) Er wähnenswert ist noch, daß der Wiener Gemeinderat beschloß, dem Toten ein Ehrengrab axif dem Zentral friedhof zu .widmen, falls er dort begraben werden sollte.'"") Bot nun das vom Domdechant Protonotar Karl Seidl eröffnete Testament nur Verfügungen über das Vermögen,das übrigens bei der sdir bekannten Wohl tätigkeit Marschalls nur ganz gering war,'®') so gab es wegen des Begräbnisortes Entscheidungen zu tref fen und wegen der Einsegnung sogar noch eine Sen sation. Hieß es nämlich ursprünglich, daß beim sonn tägigen Leichenbegängnis (am 27. März) um drei Uhr der Erzbischof-Koadjutor die Einsegnung im Stephans dom vornehmen werde,'"®) so mußte diese Meldungam nächsten Tag korrigiert werden. Denn „über besonders geäußerten Wunsch" des Verstorbenen wurde der Bi schof von St. Pölten,Dr.Johann Rößler,dazu bestimmt, der auch um die Einsegnungserlaubnis beim Erzbischof ansuchte.'*®) , Zum Leichenbegängnis war der Dom überfüllt. Der Zug bewegte sich dann über den Graben, die Bognergasse, über den Hof und die Freyung, vorbei an der ehemaligen Wirkstätte Marschalls, der Votivkirche, zum Heiligenstädter Friedhof,"") wo die pro visorische Beisetzung erfolgte. Nach polizeilicher Schätzung nahmen an die 500.000 Menschen am Be gräbnis teil. Später erfolgte die Überführung der Lei che wunschgemäß in diese Kirche, wo sie nun unterm Herz-Jesu-Altar (dem Lieblingsaltar) ruhL"') In vorbildlicher und ob der ungewöhnlichen Be liebtheit Marschalls'") klug abwartender Rücksicht nahm der Erzbischof-Koadjutor erst einen Monat nach dessen Tod, am 26. April (1911), die Ernennung seines Generalvikars vor,"') wozu er jedoch vorher die kai serliche Genehmigung hatte einholen müssen."* Es war der von ihm bereits stellvertretend eingesetzte"®) Möns. Domkapitular Dr. Iheol. et jur. can. Josef Pflu ger,"") den er bald darauf zum Protonotarius Apostol. a, 1. p.'") erheben ließ und am 'i7. Dezember d. J. selbst unter der Assistenz der Mitkonsekratoren Dr. Rudolf Hittmair von Linz und Dompropst Weihbischof Dr. Hermann Zschokke weihte."®) Von vornehmster und respektvollster Haltung war auch Nagls Verhältnis zum greisen Kardinal Gruscha bestimmt,"®) mit dem er die Hirtenschreiben der Erzbischöfe und Bischöfe Österreichs'®") und die Fasten ordnung'®') imterzeichnete, bis durch dessen Abschei den am 5. August d. J.(um drei Uhr nachmittags) auf Schloß Kranichberg bei Gloggnitz'*®) für Ihn das so verantwortungsvolle Recht der Nachfolge in Kraft trat und sein Name an dessen Stelle im Kanon von nun an einzufügen war.'*®) Darum folgte schon in der 42
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